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🎲 Adventskalender 2024 🎲

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LuciferDaem...

27, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Beiträge: 1681

Catriona McLoid - 15. Dezember

von LuciferDaemonium am 15.12.2024 13:32

15. Dezember - Das Krippenspiel

 

Catriona hatte entnervt den Kopf in den Nacken gelegt, während Azrael neben ihr nur abermals zu Lachen begonnen hatte.
"Ezekiel ist wirklich eine Nummer für sich.", gluckste der Dämon mehr als amüsiert, während Cat nur einen unwilligen Laut von sich gab.
"Warum ich?", jammerte sie.
"Ich habe doch mit der ganzen Scheiße nichts am Hut!", meckerte sie weiter und fast schon tröstend tätschelte Azrael ihren Rücken.
"Du bist eben manchmal zu nett zu deinen Untergebenen.", grinste er vielsagend und erntete einen gequälten Blick.
"Du hast ihn doch gesehen, er hat gestrahlt wie ein kleines Kind. Wie soll ich da nein sagen?", wollte sie sich für ihre Schwäche rechtfertigen. Azrael hob nur spöttisch eine Braue.
"Er ist ein verdammter Engel, wann schaut er mal nicht dämlich drein?"
"Touché.", musste die Schottin dem Dämon zustimmen. Zumindest hatte Azrael Ezekiel und die anderen Engel halbwegs akzeptiert, auch wenn er sich die Spitzen nicht verkneifen konnte und nur zu gerne die Elysischen Helferlein reizte. Wobei im Falle von Ezekiel es schwierig wurde, da seine Naivität ihn manches Mal die verborgenen Seitenhiebe missverstehen ließ. Nur ein Grund mehr für Azrael, seinen Spaß zu haben.
"Du könntest ja mitkommen.", schlug sie vor und der Dämon verschluckte sich an seinem Kaffee, den sie auf Catrionas kleiner Terrasse tranken. Natürlich war er gestern noch bei ihr geblieben und schien auch jetzt noch nicht gehen zu wollen.
"Bist du wahnsinnig?! Ich werde definitiv nicht in eine verseuchte Kirche gehen, um mir die verfluchte Geschichte von Jesus anzutun. Das musst du alleine aussitzen, ich bleibe derweil hier.", wehrte er augenblicklich ab. Catriona stöhnte auf.
"Mit dir wäre es aber erträglicher! Komm schon, du verbrennst doch nicht gleich auf geweihtem Boden und die Kirche ist auch nicht direkt in Michaels Einzugsgebiet.", bettelte sie, doch Azrael schüttelte nur angewidert den Kopf.
"Ich mache ja wirklich viel mit, Kätzchen, aber das geht zu weit. Ich werde keine Kirche betreten, noch weniger um einen Engel glücklich zu machen.", blieb der Dämon stur. Was hatte sie auch erwartet? Dass er sich das Krippenspiel ansehen würde? Nein, da kannte er die echte Version und brauchte keine kleine Nachstellung zum sonntäglichen Gottesdienst. Sie konnte sich auch Besseres zum dritten Advent vorstellen... Catriona seufzte nur.
"Na schön... Dann bestell uns wenigstens was zu Essen, das werd ich brauchen, wenn ich wiederkomme.", murrte sie wenig begeistert.
"Lass mich raten: Sushi für deine Nerven?", wollte der Dunkelhaarige sogleich grinsend wissen. Catriona musste lächeln.
"Du kennst mich zu gut.", sagte sie bloß, immerhin schien der Mann neben ihr zu wissen, was sie wollte oder brauchte. Azrael nickte nur und scheuchte sie hoch.
"Dann bring es endlich hinter dich und mach Ezekiel glücklich.", grinste er noch immer schadenfroh und die Schottin erhob sich missmutig. Versprochen war versprochen, in der Hinsicht schaufelte sie sich öfter ein eigenes Grab. Sie brach ihre Versprechen nicht, was sie wohl mal überdenken sollte...


Zwei Stunden zuvor...


Catriona lehnte entspannt an Azraels Seite und hatte ihren Kopf auf seiner Schulter abgelegt, während sie zusah, wie ein leichter Schneefall London heimsuchte. Gehüllt in eine warme Decke genoss sie den ruhigen Anblick des Morgens mit ihm zusammen. Seine Hand lag locker um ihre Taille gelegt und manchmal strich er mit seinen Fingern ihre Seite entlang, während er selbst ruhig dem kleinen Schneegestöber zusah. Auf dem kleinen Tisch vor ihnen brannten die drei Kerzen zum Zeichen des dritten Advents und ein paar Plätzchen lagen in einer Schale, von der sie naschten. Ihr Mitbringsel vom gestrigen Weihnachtsmarkt. Zufrieden grinste die Schottin in sich hinein und genoss die Zweisamkeit. Er war die Nacht schon bei ihr geblieben, hatte dafür gesorgt, dass sie erneut viel zu spät eingeschlafen war, aber es war immerhin Sonntag und sie hatte ausschlafen können.

Ein Klingeln riss sie leider aus ihrer Zweisamkeit und sie spürte das leichte Vibrieren Azraels, als er unwillig brummte und seinen Griff um ihre Hüfte verstärkte.
"Lass es einfach klingeln. Wenn das wieder die Wasserhexe ist, jag ich sie davon.", kam es wenig begeistert von ihm und offenbar schien Azrael nicht gewillt, erneut irgendwelchen Besuch dazwischenfunken zu lassen, wenn sie eigentlich ihre gemeinsame Zeit genießen wollten. Catriona lachte leicht, doch es klingelte erneut, diesmal drängender. Seufzend strich sie einmal über seine Brust und stand auf.
"Vielleicht ist es nur irgendjemand Unwichtiges.", sprach sie hoffnungsvoll, doch sie irrte. Kaum, dass sie öffnete, begrüßte sie auch schon ein aufgeregter Ezekiel. Überrumpelt, den Engel zu sehen, blieb Catriona leicht der Mund offen. Der Blonde brach auch schon mit seinem Grund des Kommens über sie hinein.
"Catriona! Oh, gut, dass du da bist! Gut, sehr gut! Ich brauche deine Hilfe, naja, wohl eher wollte ich um einen Gefallen bitten und... Oh, Azrael! Ihr seid auch hier!", verneigte sich der Engel hastig vor dem Höllenherrscher und lächelte freudig.
"Ezekiel... Was machst du hier?", wollte Catriona wissen und ging zur Seite, um den Engel hereinzulassen, der dankend nickte und ihre Wohnung betrat. Der Dämon musterte den aufgeregten Engel nur mit hochgezogenen Brauen irritiert, da er förmlich vor Enthusiasmus sprudelte.
"Ich muss dich mal etwas fragen, Catriona: Wie vertraut bist du mit der christlichen Weihnachtsgeschichte?", wollte Ezekiel auch gleich wissen und seine Augen funkelten regelrecht begeistert. Überrumpelt wechselte die Schottin ein Blick mit Azrael, dessen Mundwinkel schon zuckten, doch er hielt sich noch zurück.
"Ich kenne die Geschichte von Jesus Geburt natürlich. Man wird jedes Jahr wieder aufs Neue daran erinnert. Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der sie nicht zumindest einmal gehört hat.", gab sie langsam von sich. Ezekiel klatschte in die Hände.
"Oh, wunderbar! Wunderbar!", rief er aus und Azrael gluckste verhalten, versuchte ein spöttisches Lachen zurückzuhalten.
"Die menschliche Version zumindest.", konnte er sich nicht verkneifen, hinzuzufügen. Ezekiel strahlte nur.
"Nun, ich mag die Version der Menschen lieber als das, was früher wirklich passiert war.", gab der Engel offen zu und sah wieder zu Catriona.
"Also... naja, es gibt da eine kleine Kirche in Shadwell. Und dort wird heute die Geschichte von Jesus Geburt vorgeführt! Eine kleine Runde von Schaustellern, die es für einen guten Zweck machen! Die Kirche ist für Michael auch eher unwichtig, also ihn sieht man so gut wie nie dort, also bräuchtest du keine Bedenken haben, ihm über den Weg zu laufen. Niemand kann heute mit mir hingehen, ich will mich aber auch nicht alleine reinsetzen! Kannst du nicht mitkommen? Die Geschichte nochmal als Ganzes in dich aufnehmen, es ist doch immerhin Weihnachten!", bettelte der Engel auch schon und jetzt entglitten Catriona die Gesichtszüge. Sie sollte mit Ezekiel in die Kirche gehen, um sich das Krippenspiel anzusehen?! Azrael konnte nun nicht länger seine Selbstbeherrschung aufrechterhalten. Er brach in schallendes Gelächter aus, was Ezekiel mit einer enttäuschten Schnute bekundete.
"Es ist eine Tradition der Menschen, Sire!", rief er fast schon empört zu ihm aus. Catriona wusste nicht, was sie davon halten sollte. Christlich war sie ganz gewiss nicht, nicht bei den Dämonen und Engeln, mit denen sie schon zu tun hatte. Sie wusste zudem, dass der Glaube meist als Kontrolle genutzt wurde. Von Menschen Seite wie auch Himmlischer. Dass Ezekiel jedoch in ein klassisches Krippenspiel wollte, ausgerechnet mit ihr, war dann aber mehr als überraschend. Doch das Flehen in seinen hellen Augen und das kindliche Strahlen ließen die Schottin überfordert zurück. Fuck... Wenn sie absagen würde, wäre Ezekiel am Boden zerstört. Midnight würde einen Teufel tun, mit ihm dahin zu gehen. Wie wohl jeder Dämon.
"Ich bin aber nicht wirklich gläubig...", versuchte sie, eine lahme Ausrede zu finden. Ezekiel wank nur ab.
"Ich doch auch nicht!", rief er nur munter aus und bemerkte kaum, wie es für Außenstehende klang. Azrael lachte nur noch mehr.
"Ein Engel, der nicht gläubig ist, ich glaub das habe ich auch noch nicht erlebt!", rief er köstlich amüsiert aus. Ezekiel blinzelte verwirrt.
"Naja, ich kann ja nicht gläubig sein, wenn ich weiß, dass der Allmächtige existiert.", gab er überzeugt zu bedenken. Azrael starrte ihn an als wäre er verrückt geworden, da der Engel nicht zu wissen schien, wie der Therm 'Glaube' definiert wurde.
"Wenn du meinst. Lass das aber nicht Michael hören.", gluckste der Dämon nur und ließ den Blondhaarigen im Dunkeln. Catriona räusperte sich verlegen und rieb sich leicht das Genick.
"Ich weiß nicht..." Sie sah im stummen Hilferuf zu Azrael, der sie jedoch nur breit angrinste. Verdammte Idiot! Von ihm würde keine Hilfe kommen, das stand fest. Dafür genoss er es zu sehr.
"Bitte Catriona! Es dauert auch nur zwei Stunden mit dem Gottesdienst und dem Krippenspiel!", flehte Ezekiel auch schon wieder und die Schottin resignierte. Sie ließ sich viel zu sehr erweichen...
"Na schön, aber nur dieses eine Mal.", grummelte sie und der Engel klatschte begeistert in die Hände.
"Oh, dankeschön! Ich hole dich dann in einer Stunde ab! Es wird bestimmt ganz wundervoll!", freute er sich sichtlich und Azrael sah erst überrascht, dann voller Schadenfreude zur Rothaarigen. Sie bereute es schon jetzt...

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CloudFair

27, Weiblich

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Beiträge: 573

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CloudFair am 15.12.2024 13:01

15. Dezember- Marlon Cranford

Marlon würde antworten, dass er nicht glaubt. Schon lange nicht mehr. Er hat zu viel erlebt, zu viel Trauma erfahren. Für ihn gibt es niemand Göttliches, der oder die ihn beschützt. Er hat alles selbst bestritten und hart gekämpft. Marlon würde seine Antwort voller Spott formulieren, um nicht zu zeigen, wie verletzt er doch durch vergangene Erlebnisse ist.


Boy, oh Boy. The price of freedom is steep
-Zack, Crisis Core

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LuciferDaem...

27, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

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Catriona McLoid - 14. Dezember

von LuciferDaemonium am 15.12.2024 12:50

14. Dezember - Make a wish

 

Wie zu erwarten schien Azrael am nächsten Morgen nicht unbedingt gut gelaunt. Sein stechender Blick auf ihr war unmissverständlich, kaum dass sie das Büro betreten hatte. Zugegeben war die Schottin auch ziemlich müde, sie hatte noch bis in die Nacht hinein gezeichnet und viel zu spät realisiert, dass sie arbeiten musste. Sie rieb sich ein wenig über die Augen, was wohl den Missmut des Dämons nur noch steigerte.
"Scheint ja ein langer Abend mit deinen Freunden gewesen zu sein.", kam es als halbes Knurren von ihn und Catriona verkniff sich mühsam ein Gähnen, um ihn nicht noch weiter anstacheln. Ein kleines Schmunzeln konnte sie sich jedoch nicht verkneifen. Sie würde nur zu gerne frech fragen, ob er eifersüchtig wäre, aber das Echo dessen würde sie wohl nicht vertragen. Freuen tat sie sich insgeheim dennoch und am Ende war das Wissen, ein schönes Geschenk für ihn gefunden zu haben, etwas, was sie beflügelte. Sanft hob sie eine Hand um seine Laune ein wenig zu besänftigen.
"Nein, deshalb nicht. Ich bin gestern Nacht einfach zu lange aufgeblieben.", wollte sie gleich die falschen Gedanken aus Azraels Kopf verbannen, doch er schnaubte wenig überzeugt. Die Schottin wollte ihn nicht belügen, aber wenn sie sagen würde, dass sie mit Baal und Belial ein kleines Treffen gehalten hatte, würde er auch nur wieder misstrauisch werden und denken, dass irgendwas gravierendes los war. Immerhin waren es zwei Höllenfürsten. Sie hatte sich selbst wohl in eine Zwickmühle gebracht.
"Ist das so?", kam es sarkastisch von ihrem Gegenüber, der offenbar wirklich nicht begeistert von ihrem gestrigen Abflug war. Während Catriona noch überlegte, wie sie die Wogen glätten sollte, ging jedoch der Fahrstuhl auf und Belial stolzierte herein.
"Guten Morgen, Süße!", flötete sie an Catriona gewandt und warf Azrael einen amüsierten Blick zu.
"Azrael, du schaust drein, als hätte man dir dein Lieblingsspielzeug weggenommen.", grinste sie sogleich spitz. Demonstrativ legte sie ihren Arm um die schmale Schulter der Schottin.
"Tut mir leid, dass ich mir Catriona gestern ausgeliehen habe.", schnaubte sie wenig ernstgemeint und Catriona musste ihre Mimik kontrollieren, als ihr klar wurde, dass Belial sie gerade deckte. Es schien auch zu funktionieren. Azrael sah im ersten Moment verwirrt zu Belial, ehe sich seine Schultern leicht zu entspannen begannen und er Catriona einen säuerlichen Blick zuwarf.
"Du hättest sagen können, dass du dich mit der Wasserschlange triffst."
"Pass auf wen du hier Schlange nennst!", fauchte Belial sogleich und Catriona grinste unbeholfen.
"Ich dachte mir, du wärst ohnehin nicht begeistert...", entschuldigte sie sich etwas ausweichend. Azrael seufzte nur und fuhr sich durch das dunkle Haar.
"Bin ich auch nicht, aber solange es nur Belial ist..." Er ließ den Satz offen und sprach nicht weiter, als er das vielsagende Grinsen der Fürstin bemerkte. Sie wackelte nur mit den Brauen und zischend wandte sich Azrael von Belial gänzlich ab.
"Was willst du eigentlich hier?", wollte er etwas ungehalten wissen, da die Schwarzhaarige sein Nervenkleid schon wieder strapazierte. Belial lachte gehässig auf, verkniff sich aber, darauf herumzureiten.
"Ich bin hier um da weiterzumachen, wo ich gestern aufgehört habe.", verkündete sie und jetzt sah auch Catriona verwirrt zu ihr auf.
"Was meinst du damit?", wollte die Schottin wissen. Das Geschenk für Azrael war doch geklärt und hier in der Firma würde sie definitiv nicht darüber sprechen! Belial schnalzte mit der Zunge.
"Süße, bald ist Weihnachten und ich weiß noch immer nicht, was du dir eigentlich wünscht!", schnippte Belial ihr sanft gegen die Stirn. Ein warmes Grinsen hatte sich auf ihre Züge gelegt. Azrael drehte sich tatsächlich aufmerksam geworden wieder zu beiden Frauen herum, während sein Blick Catriona fixierte. Die Schottin hingegen blinzelte und verstand im ersten Moment nicht.
"Ähm...", machte sie etwas überfordert, ehe sie schließlich entschuldigend die Hände hob.
"Ich... ehrlich gesagt habe ich keinen Wunsch für ein Geschenk. Ich habe alles, was ich brauche.", wehrte sie sanft ab, doch Belial ließ sich nicht von ihrer Idee abbringen. Sie stemmte eine Hand in die Seite und beugte sich leicht zum Rotschopf vor. Den Wunsch, den Catriona tief in ihrem Herzen hatte, konnte ohnehin nicht erfüllt werden.
"Catriona, jeder hat irgendwelche Wünsche! Es geht nicht darum, ob du es brauchst oder nicht. Es gibt doch bestimmt irgendwas, was du möchtest. Ganz egal wie verrückt, ich bin eine Höllenfürstin, ich kann dir fast jeden Wunsch erfüllen.", erinnerte die ägyptische Schönheit ihre Freundin gelassen. Doch der noch immer verständnislose Blick der Schottin ließ sie seufzen und zu Azrael blicken.
"Sie ist wirklich frei von Gier oder dergleichen, mh?", meinte sie an ihn gewandt und der Höllenherrscher hob nur die Schultern.
"Sie ist genügsam, vergisst aber gerne, sich selbst etwas zu gönnen.", antwortete er sogar ernsthaft. Belial legte nachdenklich zwei ihrer manikürten Finger unter ihr Kinn.
"Das macht es schwieriger...", murmelte sie mehr zu sich selbst, ganz so, als wäre Cat nicht anwesend.
"Wie wäre es, wenn wir heute shoppen gehen!", kam Belial die glorreiche Idee und ihre Augen funkelten.
"Du darfst dir nach Herzenslust etwas aussuchen.", bestimmte sie, als wäre es für sie die Lösung. Azrael ließ nur ein ersticktes Lachen verlauten.
"Viel Glück dabei.", grinste er nur spöttisch und Belial verzog etwas missmutig ihr Gesicht.
"Als hättest du eine bessere Geschenkidee für sie.", ging auch gleich das Gezanke wieder los. Azrael konterte diesmal jedoch nicht. Er blieb stumm und seine Augen huschten nur ein weiteres Mal zu Catriona, die seinen Blick fragend auffing.
"Meinetwegen, geht ihr Mädels shoppen. Cat und ich machen nur noch das Wichtigste fertig, dann können wir los.", wank er schließlich ab und Belial erstarrte.
"Wir?", wiederholte sie ungläubig und erntete ein zuckersüßes Grinsen.
"Wir. Ich komme natürlich mit. Es reicht, dass du sie gestern schon den ganzen Abend in Beschlag hattest." Catriona schnappte fast empört nach Luft. Die Bezeichnung Spielzeug, die Belial zuvor nutzte, schien ja fast auf sie zu passen, so wie er sich verhielt. Sie wollte bereits aufbrausen, stockte dann jedoch, als sie den flüchtigen warmen Schimmer in seinen Augen aufschnappte. Fast sofort wurde ihr Temperament besänftigt und sie klappte den Mund wieder zu. Verfluchter Mistkerl... Belial hatte die Arme vor der Brust verschränkt, verdrehte aber schließlich die Augen und gab nach.
"Meinetwegen. Ich bin in zwei Stunden wieder zurück.", wank sie zum Abschied mit der Hand und stolzierte genauso hinaus, wie sie auch gekommen war.

Catriona schüttelte nur belustigt den Kopf und wollte gerade an ihren Schreibtisch, als Azrael auf die Terrassentür deutete.
"Sag bloß, du willst es ausfallen lassen?", meinte er mit hochgezogenen Brauen, immerhin stand der Kaffee, mittlerweile kalt geworden, schon bereit. Lachend schüttelte die Schottin den Kopf und folgte ihm nach draußen und zündete sich eine der Giftstangen an.
"Was wünscht du dir wirklich? Du bist Belial vorhin ausgewichen, ich kenne dich, Cat.", fragte Azrael irgendwann und warf ihr einen wissenden Seitenblick zu. Catriona musste zugeben, dass er sie mittlerweile zu schnell durchschaute. Wann sie angefangen hatte, ihre dutzenden Mauern bei ihm fallen zu lassen, wusste sie gar nicht mehr. Sie musste leicht lächeln.
"Dir entgeht auch nichts, mh?" Außer die Überraschung, die sie für ihn plante. Auch nur dank Belial, die schnell geschaltet hatte. Azrael hob nur leicht grinsend die Schultern, wurde jedoch wieder ernst.
"Also gibt es etwas.", stellte er nur nüchtern fest und Catriona nickte langsam.
"Naja... im Prinzip erfüllt sich schon der Wunsch, dass ich Weihnachten dieses Jahr feiern kann..." Ihre Wangen wurden wärmer. "...mit dir...", flüsterte sie noch leise dazu und Azrael sah sie einen langen Moment an.
"Ich höre ein 'aber'...", kam es ebenso eine Spur leiser von ihm.
"Ich... hoffe irgendwann, wieder mit meiner Familie noch ein Fest verbringen zu können.", gab sie schließlich ehrlich zu und senkte ihren Blick, atmete kurz die kalte Luft ein.
"Aber ich weiß, dass es ein Wunsch bleibt. Das ist auch in Ordnung für mich, ich habe dieses Jahr schon so viel mehr, als ich es mir überhaupt zu wünschen erhofft habe!", fügte sie jedoch schnell hinzu und Azrael musterte sie einfach nur mit einem... Lächeln? Es war ein völlig fremder Ausdruck auf seinen Zügen und plötzlich spürte sie einfach nur seine warme Hand auf ihrer Wange.
"Dann sorgen wir dafür, dass es ein schönes Fest für dich wird.", raunte er ihr zu, doch was genau er damit meinte, erklärte er nicht. Catriona war auch etwas zu abgelenkt von seiner warmen Haut, um vernünftig nachdenken zu können. Damit ließ er sie tatsächlich auch stehen und verschwand ins Innere, nachdem er den Kippenstummel in Asche zerfallen ließ. Die Schottin sah ihm nur nach, das Herz schlug ihr dabei bis zum Hals, als sich ein neuer Wunsch in ihr formte. Der Wunsch danach, mit ihm jedes Jahr diese Zeit verbringen zu können. Ihre Eltern würde sie wohl nicht sehen, Lucifers Worte waren damals eindeutig. Aber nun hatte sie... eine weitere, geliebte Person, mit der sie die Zeit der Besinnlichkeit verbringen konnte. Und das war der Sohn des Leibhaftigen. Sie musste unweigerlich lächeln und blinzelte leicht, um ihre Gefühle halbwegs wieder in den Griff zu bekommen.


[...]


Der Nachmittag verlief mit dem üblichen Gestichel zwischen Belial und Azrael, als die Fürstin des Neids sie quer durch London schliff. Sie übertrieb es wohl ein wenig, Catriona beschenken zu wollen. Von Modegeschäften zu Schmuck und technischen Geräten, überall wo Belial eine Chance witterte, wurde der Rotschopf hinein gezerrt. Cat konnte darüber teilweise nur lachen, wie ernst und verbissen Belial an die Sache heranging und erbarmte sich irgendwann, als sie etwas fand, was ihr gefiel. Es war eine kunstvolle Figur eines silbernen Drachens, der einen Brieföffner in Form eines Dolches hielt. Das Design hatte es Catriona angetan und sie drehte das gute Stück bewundernd in ihren Händen, was Belial nutzte um es ihr aus den Händen zu reißen. Sie begutachtete es selber kritisch.
"Das hier also?" Catriona lachte nur und nickte leicht.
"Wenn du unbedingt darauf bestehst. Es würde sich gut auf meinem Schreibtisch machen.", gab sie ehrlich zu. Immerhin hatte sie begonnen, diesen langsam persönlicher zu gestalten. Zu den Anfangszeiten, in denen Azrael den Laden übernommen hatte, war ihr Tisch noch karg und kalt. Lediglich die Geräte und Papierkram wie Ordner hatten ihren Platz dort gefunden. Jetzt standen durchaus einige persönliche Wertigkeiten an ihrem Platz und sie fühlte sich merklich wohler damit.
Belial hatte derweil den Drachen an sich genommen und bezahlte ihn an der Kasse, während Azrael sich belustigt über ihre Schulter beugte.
"War das jetzt deine Gnade, dass Belial sich nicht noch weiter reinsteigert oder wolltest du das Teil wirklich?", fragte er leise und nur für sie hörbar.
"Beides fürchte ich.", grinste sie an ihn gewandt ebenso leise zurück und er lachte leicht.
"Schade, ich hätte sie nur zu gern weiter geärgert.", seufzte er theatralisch.
"Kannst du, ich zerre euch beide noch mit auf den Weihnachtsmarkt.", zwinkerte sie ihm zu und überrascht wie auch erfreut ruckten seine Bernsteine wieder zu ihr.
"Nicht, dass du mir immer noch böse wegen gestern bist.", zog sie ihn nun etwas auf. Azrael wandte murrend das Gesicht ab, als wäre es ihm unangenehm.
"Bin ich doch gar nicht.", gab er nur brummend zurück. Catriona lachte leicht und strich sanft über seinen Arm.
"Ich machs mit Zuckerwatte wieder gut.", gab sie versönlich von sich und Azrael sah halb verärgert, halb erfreut zu ihr.
"Und Met. Die erste Runde geht auf dich.", bestimmte er und holte für sich noch etwas mehr hinaus. Catriona lachte belustigt und nickte nur.
"Einverstanden.", schmunzelte sie nur, ehe Belial sie beide wieder störte.
"Wenn ihr hier anfangt zu knutschen, kotze ich." Catriona sah verlegen wie auch empört zu ihrer Freundin.
"Belial!", rief sie erbost aus und erntete nur ein freches Grinsen der Fürstin. Azrael trug nur ein zuckersüßes Grinsen.
"Verschwindest du dann?", fragte er hoffnungsvoll und verstärkte die Verlegenheit der Schottin um ein Weiteres, als er demonstrativ einen Arm um sie legte. Fast schon glaubte Catriona, dass er sie wirklich küssen würde, und wenn es nur war, um Belial damit zu reizen. Ihr Herz machte dabei einen hoffnungsvollen Hüpfer.
"Das kannst du vergessen, so leicht mache ich es dir nicht.", lachte Belial auf und enttäuscht seufzte Azrael.
"Zu Schade.", murmelte er nur. Die Hoffnung der Schottin verpuffte und sie kämpfte gegen den enttäuschten Stich in ihrem Inneren. Fuck, sie hatte wirklich...
"Dann lasst uns weiter.", wank Azrael lediglich mit der freien Hand und dirigierte Catriona sanft mit der anderen Hand in ihrem Rücken zur Ladentür. Belial runzelte die Stirn.
"Wo willst du denn noch hin? Sag bloß, dir ist eingefallen, dass du auch ein Geschenk besorgen willst!", wollte sie wissen und Azrael grinste sie über die Schulter hinweg an.
"Ich brauche kein Geschenk kaufen.", verkündete er nur selbstsicher. Belial schnappte schon nach Luft, wollte ihn belehren, dass er seiner Frau gottverdammt nochmal was schenken sollte, als sie jedoch den kleinen, vorfreudigen Zug um seine Mundwinkel vernahm. Er plante etwas, das wurde der Fürstin in diesem Moment bewusst.
"Catriona lädt auf den Weihnachtsmarkt ein. Du hast doch dein Geschenk, oder? Dann können wir los." Belial dämmerte langsam und sie grinste vorfreudig, als auch wohlwollend. Sie musste sich wohl keine Sorgen machen, dass ihre Freundin leer ausging. Und noch amüsanter war, dass Catriona es nicht zu verstehen schien. Also wirklich, so brillant sie auch im planen war, wenn es um sie selbst ging, stand diese Menschenfrau manchmal wirklich auf dem Schlauch. Aber Belial schwieg im stummen Einverständnis mit Azrael.
"Warum sagst du das nicht gleich?!", holte sie rasch zu ihnen auf und der Nachmittag im Londoner Weihnachtsgetümmel begann...

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random.xme

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Event-Begeisterter

Beiträge: 4181

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von random.xme am 15.12.2024 12:03

13. Dezember: Horror zur PrimeTime
Im Fernsehen liefen die Drei Haselnüsse für Aschenbrödel und Manni lehnte sich nach vorn um die Plätzchen aus der Dose zu schnappen. Wir hatten es zu einer Art Tradition gemacht uns gleichzeitig zu foltern. Dieses Jahr passte es besonders gut, weil Freitag der 13. Dezember war. Wir saßen schon seit 5 Stunden im Wohnzimmer von seiner Wohnung. Wir tranken Bier, futterten Plätzchen und die alljährliche Wette lautete: Wer zuerst durchdreht oder den Fernseher ausmacht, der schuldet dem anderen im nächsten Jahr einen großen Gefallen.
Wir schauen Drei Haselnüsse für Aschenbrödel in Dauerschleife und mit den Jahren gewöhnte man sich an diese Tortur. „Das alles für einen nicht näher definierten Gefallen?" hatte Jade mich zu unserem ersten gemeinsamen Weihnachten gefragt und ich habe korrigierend den Finger gehoben „Einen großen Gefallen!" – Große Gefallen sind definiert als absolute Notfälle, wenn das bedeutete, dass ich meinen Jahresurlaub dafür nehmen musste, dass Manni und ich nach Griechenland fuhren um den Tod seiner Mutter zu verarbeiteten, dann bedeutet es eben das. Wenn es bedeutete einen Mord zu vertuschen. Dann bedeutete es das. Ein großer Gefallen für den kein Aber und kein Nein mächtig genug wäre ihn abzuschlagen. Ein Preis der die Qual zu Weihnachten wert war.
So saßen wir wieder nebeneinander, ich summte die Melodie mit und fand dass das gelegentliche Klappern der Stricknadeln perfekt dazu passte.
Wir beide waren dickköpfig genug, dass diese Wette sehr sehr lange dauern konnte, also strickte ich seit Jahren in der Zeit das Weihnachtsgeschenk für meine Freundin zu Ende. Jedes Jahr bekam sie einen Pullover von mir, den sie dann im Verlauf des Weiteren Winters so häufig trug, dass ein neuer Pullover im nächsten Jahr unausweichlich war. Manni hatte ein kaputtes Handy vor sich auseinandergebaut und versuchte die alten Teile wieder zusammenzusetzen. Mit den Jahren musste ich zugeben, dass diese Stunden...vielleicht auch Tage vor dem Fernseher besonders schön waren. Aus einer dummen Schnapswette wurde eine Tradition die uns keiner nachmachen würde und gemeinsame Zeit die wir eben nur füreinander hatten. Vielleicht ist es auch genau das, was Weihnachten für mich ausmacht.

Grille

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Alaska

26, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Neuling

Beiträge: 1802

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von Alaska am 15.12.2024 02:00

Tür 14 Über welches Weihnachtsgeschenk würde dein Charakter sich am meisten freuen?

Sehr schwierige Frage. Ausgehend davon, dass er jeden Dezember Ivys von Geistern gestrickten Weihnachtspullover und eine leere Flasche Amaretto entstaubt und auf der Fensterbank seines Zimmers ausstellt, ist er grundsätzlich pflegeleicht. Von der richtigen Person würde er sich über alles freuen, würde diese Freude allerdings nicht übermäßlich oder sogar etwas unbeholfen zur Erscheinung bringen. : D


Tür 15
 Dein Charakter wird gefragt, ob er die christliche Weihnachtsgeschichte mit der Geburt von Jesus kenne. Was ist seine Antwort?

Amaro saß in einem altmodischen Sessel in einer kleinen Bibliothek im Hauptquartier der Hunter. Vor ihm knisterte ein Feuer im Kamin, und er hielt eine dampfende Tasse schwarzen Kaffees in der Hand. Die Frage kam unerwartet, fast deplatziert, gestellt von einem der jüngeren Hunter, einem Neuling, der kaum älter als zwanzig war. 
Er zog lediglich die Brauen hoch, als ihm die Frage gestellt wurde, und ein schiefes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Er lehnte sich zurück, nachdem er die Tasse auf dem Couchtisch vor sich abgestellt hatte und ließ sich einen Moment Zeit, bevor er antwortete.
Klar kenne ich die Geschichte," begann er, die Stimme ruhig, aber mit einem Hauch von trockenem Humor. „Maria, Josef, eine lange Reise, kein Platz in der Herberge, ein Stall und dann... das Kind in der Krippe. Engel, Hirten, der ganze Chor. Und später kommen die drei Weisen aus dem Morgenland mit Geschenken."
Er zuckte leicht mit den Schultern, als würde er sich selbst nicht allzu ernst nehmen. „Meine Familie kommt aus Spanien, da kommst du um die Geschichte kaum herum. Jede Weihnachtszeit wird sie in der Kirche erzählt, in Krippenspielen nachgestellt, und bei meiner Großmutter stehen auch heute mindestens ein Dutzend Figuren von Maria und Josef auf der Fensterbank. Sie hat mich früher dazu verdonnert, das Jesuskind an Heiligabend in die Krippe zu legen."
Der Neuling musterte ihn neugierig. „Und? Glaubst du daran?"
Sein Blick wanderte zu der Schwärze in seiner Tasse, wurde einen Moment weicher, fast nachdenklich. Mit einem Mal huschte ein Schatten über sein Gesicht, kaum wahrnehmbar, aber spürbar. „Glauben?" wiederholte er, als koste er das Wort aus, bevor er es aussprach. „Das ist ein kompliziertes Konzept, besonders für jemanden, der sich nachts mit Werwölfen, Dämonen und Höllenhunden rumschlägt."
Er ließ die Frage für einen Moment in der Luft hängen, dann fuhr er fort: "Ich weiß nur, dass die Leute damals an etwas Größeres geglaubt haben, etwas, das Hoffnung gebracht hat, um ihr Leben zu ertragen. Und wenn ich mir die Welt heute anschaue, denke ich, dass sich nichts geändert hat."
Dann lehnte er sich nach vorne, legte die Ellbogen auf die Knie, sein Lächeln wurde wieder ein wenig spitzbübisch. „Und darum sollte man sich vielleicht weniger um alte Geschichten und mehr um guten Whiskey kümmern. Nur so ein Gedanke."

IF THERE'S A GOD I'M GOING TO MAKE HIM CRY

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Sprenkel

26, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Eventmanager

Ambitionierter Teilnehmer

Beiträge: 909

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von Sprenkel am 15.12.2024 00:59

tuerchen_15.png

15. Dezember
Dein Charakter wird gefragt, ob er die christliche Weihnachtsgeschichte mit der Geburt von Jesus kenne. Was ist seine Antwort?


Zeit für die Antwort bis am 17. Dezember um 23:59 Uhr

Antworten

Sprenkel

26, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Eventmanager

Ambitionierter Teilnehmer

Beiträge: 909

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von Sprenkel am 14.12.2024 05:25

tuerchen_14.png

14. Dezember
Über welches Weihnachtsgeschenk würde dein Charakter sich am meisten freuen?


Zeit für die Antwort bis am 16. Dezember um 23:59 Uhr

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Alaska

26, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Neuling

Beiträge: 1802

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von Alaska am 14.12.2024 04:08

Tür 13 Welches Weihnachtsgeschenk würde dein Charakter jemandem kaufen, in den er verliebt ist? Oder würde er sogar selbst etwas kreieren?

Der Regen hatte aufgehört, und die Stadt lag in einer feuchten, kühlen Stille, als Amaro die Treppen zu Ardens Wohnung hinaufging. In seinen Händen hielt er ein kleines, schlichtes Paket, sorgfältig in dunkelgrünes Papier gewickelt und mit einer schlichten Kordel verschnürt. Es war schwerer als es aussah – oder vielleicht wog einfach die Bedeutung, die er ihm beigemessen hatte, schwerer. 
Er hob eine Hand, um an die Tür zu klopfen, doch hielt er inne. Seine Finger schwebten kurz vor dem Holz, bevor er sie langsam wieder sinken ließ. Was würde er sagen, wenn sie öffnete? Dass er dachte, sie könnte sich an nichts erinnern und deshalb ein Buch voller gemeinsamer Augenblicke brauchte? Was sollte er sagen, wenn sie registrierte, wie viel Zeit er damit verbracht hat?
Stunden, Tage und Nächte hatten seine warmen, rauen Hände den Ledereinband gehalten.
Ein leises Lachen entglitt ihm, trocken und selbstironisch. Worte waren nicht sein Ding. Und bei Arden... es fühlte sich nie an, als wären sie genug.
Stattdessen legte er das Buch vorsichtig auf die Fußmatte vor ihrer Tür. Einen Moment lang betrachtete er das Paket. Die Gravur auf dem Ledereinband – Erinnerungen – schien ihn für einen Augenblick durch das Papier hindurch anzusehen, als ob sie ihn ebenfalls fragen wollte, ob das wirklich eine gute Idee war.
Amaro holte tief Luft, fuhr sich mit einer Hand durch das dunkle Haar und trat einen Schritt zurück. Dann noch einen. Schließlich drehte er sich um und ging. Seine schweren Stiefel hinterließen ein leises Echo auf den Treppen, und er drückte die Schultern gegen die Kälte nach oben.
Er wusste, dass sie das Buch finden würde. Und er wusste, dass sie wissen würde, von wem es war. Das war genug.
Die ersten Seiten, auf die ihr Blick fallen würde, waren leer. 
Doch dann folgten die Einträge. Es waren Skizzen, schnelle Bleistiftzeichnungen von Orten, an denen sie zusammen gewesen waren – eine verlassenes Geisterhaus, eine höllisch aufgeheizte Bar, die engen, dunklen Straßen von San Franciscos Suburbs. Ein alter Buchladen, Regale voller Staub und vergilbter Seiten. Arden blättert in einem Buch, während Amaro sie beobachtet, ein halb verborgenes Lächeln im Gesicht. Daneben standen kurze, handgeschriebene Notizen. Kein Wort zu viel, immer nur genug, um die Erinnerung aufleben zu lassen.

[„Arden – am Küchentresen. Maggies Bratapfellikör in der Hand. Blut auf ihrem Shirt"]

Das Blut auf ihrem Shirt war eingetrocknet, dunkle Flecken, die wie kleine Karten auf der hellen Baumwolle verteilt waren. Es war nicht ihr eigenes, das wusste Amaro sofort, als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Er hatte keinen Schlüssel, aber Arden hatte nicht abgeschlossen. „Ich hätte klopfen können", sagte er, die Stimme ruhig, fast ein bisschen schärfer, als er es beabsichtigt hatte. Es war seine Art, die Sorge zu überspielen, die ihm in die Knochen kroch, sobald er die Blutflecken auf ihrer Kleidung sah. Sie hatte irgendetwas geantwortet, womit Amaro sich nicht zufrieden geben konnte. „Arden." Sein Ton wurde weicher, fast beschwörend. Er trat näher, lehnte sich leicht an die gegenüberliegende Seite des Tresens, sodass nur die kalte, glatte Oberfläche zwischen ihnen lag. Für einen Moment war alles still. Amaro atmete tief durch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Weißt du, Arden, selbst du kannst nicht alles allein tragen."
Er zog den Stuhl zurück und setzte sich, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Es war eine stumme Übereinkunft zwischen ihnen, eine, die keine Worte brauchte. Amaro griff nach der Flasche und schenkte sich selbst ein Glas ein. Der Likör war süßer, als er erwartet hatte, aber er ließ die Hitze in seiner Kehle zu, während sie schweigend dasaßen.
Und für einen Moment war das genug.


[„Regen. Lächeln. Der Moment, als wir nicht wussten, ob wir lebend rauskommen."]

Ardens Zähne blitzten weiß durch die Dunkelheit, als sie schwer atmend grinste.
Amaro konnte nicht anders, als zu lachen. Es war ein leises, heiseres Lachen, das er kaum unter Kontrolle halten konnte. Der Schmerz in seinem Arm, die Dunkelheit, die Gefahr – all das fiel für einen Moment von ihm ab, als er sah, wie Arden mitten in diesem Chaos lächelte. Ein weiterer Blitz ließ den Himmel erstrahlen, und in diesem Moment fiel der Regen wie ein Vorhang aus Glas zwischen sie und ihre Verfolger. Die Schreie der Bestien hallten irgendwo in der Ferne, aber sie hatten es geschafft. Sie hatten sie abgehängt. Vorerst.
Amaro streckte die Hand aus und hielt sie zurück. Für einen Augenblick standen sie da, atmeten schwer, der Regen tropfte von ihren Kinnladen, und die Welt um sie herum verschwand in einer rauschenden Stille.
„Einen Moment." Seine Stimme war ruhig, fast sanft. Arden runzelte die Stirn, aber sie blieb stehen. Amaro lehnte sich zurück an die Wand und sah sie an – sah sie wirklich an, mit einer Intensität, die sie vielleicht aus dem Konzept brachte. „Wir sind noch am Leben." Er hob eine Augenbraue und ließ einen Hauch eines Lächelns auf seinen Lippen spielen. „Das ist doch einen Moment wert, oder?"
Es war ein Augenblick zwischen Leben und Tod, ein Lächeln mitten im Sturm – und keiner von ihnen wusste, ob sie je wieder etwas Ähnliches erleben würden.
Doch in diesem Moment war das genug.

[„Tiefe und Dunkelheit. Du bist der einzige Weg hinaus."]

Die Dunkelheit war so dicht, dass sie wie eine lebendige Wand wirkte. Kein Lichtstrahl drang durch den engen Tunnel, in dem sie gefangen waren, nur das Rauschen ihres Atems und das leise Tropfen von Wasser durchbrachen die erstickende Stille.
Amaro presste seinen Rücken gegen die kalte Steinwand, sein Puls schlug wie ein Trommelwirbel in seinen Ohren. Irgendwo in der Finsternis vor ihnen bewegte sich etwas. Langsam. Lautlos. Wie ein Raubtier, das sie jagte, ohne sich auch nur im Geringsten zu beeilen. Arden stand direkt neben ihm, sie hielt eine Lampe in der Hand, aber das Licht war ausgegangen, als sie tiefer in den Tunnel vorgedrungen waren. Jetzt hielt sie sie nur noch wie einen Talisman, als könnte der kalte, nutzlose Metallkörper sie vor dem Unheil schützen, das sich in den Schatten verbarg. Ein dumpfes Geräusch drang durch die Dunkelheit, ein schweres, schleifendes Grollen, das die Wände um sie herum erzittern ließ. Sie teilten einen Moment der Verzweiflung. Amaro schwieg für einen Moment. In der Dunkelheit war seine Stimme fest, klar, als er murmelte: „Wenn ich dich nicht hier rausbringe, dann hat das alles keinen Sinn." Stille legte sich über sie, nur unterbrochen vom leisen Tropfen des Wassers und dem näherkommenden Grollen. Dann bewegte Amaro sich, seine Finger fanden Ardens in der Dunkelheiten und hielten sie fest. „Wir kommen hier raus. Weil ich dich hier rausbringe." Er drückte ihre Hand, bevor er sich abwandte, ihre Finger losließ und mit seiner anderen Hand nach der Wand tastete. Der Weg würde nicht leicht sein, das wusste er. Aber er würde ihn finden. Nicht für sich, sondern für sie. Und in einer Welt, die nichts als Tiefe und Dunkelheit kannte, war er bereit, diese Rolle zu spielen – und das war damals genug.

Hinter ihm blieb die Tür von Ardens Wohnung dunkel und verschlossen, doch auf der Fußmatte wartete eine Geschichte – ihre Geschichte. Und während Amaro die kalte Nacht hinunterschritt, fühlte er sich seltsam leicht, als hätte er einen kleinen Teil von sich selbst hinterlassen, wo er hingehörte.

IF THERE'S A GOD I'M GOING TO MAKE HIM CRY

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.12.2024 04:11.

CheshireCat_86

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 13.12.2024 16:59

12.12.1862

Die Weihnachtszeit war für Grace seit jeher die schönste Zeit, auch weil an Heiligabend alle Freunde und viele aus dem Dorf kamen, um mit ihnen zu feiern. Und nachdem das Haus und der Ballsaal so herausgeputzt wurde, war es natürlich auch an der Zeit, dass die Köchinnen die Pasteten, Braten und Petit Four sowie Kuchen und andere Leckereien vorbereiteten. Das Essen an diesem Abend war schon immer ein Highlight des Jahres. 5 Gänge und - wenn die Festlichkeiten mit Tanz und Kartenspielen begannen – jeder Menge Gebäck. Das zu koordinieren und zu planen erforderte immer viel Zeit, doch es kam ihr nie wie Stress vor. Dafür war es viel zu schön am Ende die Glücklichen und Zufriedenen – meist auch vollgefutterten – Gesichter der Gäste zu sehen. Dieses Jahr gab es ein besonderes Highlight, jeder Gast sollte eine Kleinigkeit bekommen. Die Dorfbewohner bekamen alle ein Glas des eigenen Honigs, ein gut befreundeter Lord würde einen neuen Kompas bekommen, nachdem ihm der letzte bei der Jagd zerbrach. Eine Lady einen schönen warmen Schal… sie gab sich mühe mit kleinen Aufmerksamkeiten trotzdem große Freude zu bereiten. Es sollte einfach eine Geste sein, nichts Teures oder Aufwendiges. Trotzdem sollte jeder grundsätzlich den Eindruck haben, dass man sich wirklich für denjenigen etwas überlegt hatte – eine knifflige Angelegenheit.

 

 

13.12.1862

Anders sah das ganze bei Matt aus. Die richtige Bescherung würde ja erst am Morgen des 25.12. stattfinden. Und für Ihn hatte sie etwas Besonderes. Sie hatte von einem Erfinder aus Amerika gehört. Einem Herrn Thomas Edison. Er hatte einen sogenannten Phonographen erfunden. Er hatte Wachsplatten an einen Trichter angeschlossen, auf der er seine eigene Stimme bannen konnte. Matt war sehr begeistert von diesen neuen Techniken und sie war sich sicher, dass er dieses Wunder zig mal benutzen würde. Anders als ein Wunder konnte sie es nicht beschreiben, dass Stimmen und Geräusche oder auch Musik auf Stanniolfolie gebannt werden konnten. Sie war sehr gespannt, was Matt dazu sagen würde. Und sie hoffte, dass die Anleitung, die Mr. Edison mitschickte, dann auch diese Maschine in Gang setzen würde…

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"

~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

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LuciferDaem...

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  8. Pocketbook Writer

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Catriona McLoid - 13. Dezember

von LuciferDaemonium am 13.12.2024 15:19

13. Dezember - A special Gift

 

Zufrieden fuhr sie ihren Computer herunter und schaltete die kleine Lampe auf ihrem Schreibtisch aus, die sie beim Lesen der letzten Papiere zur Hilfe genommen hatte. Es war erst früher Nachmittag, eigentlich absolut nicht ihre Zeit, aber Catriona hatte heute einen besonderen Plan. Offiziell hatte sie angekündigt, ein Meeting bei HOPE zu haben, weshalb Azrael ihr den freien Nachmittag gewährt hatte. Und wenngleich sie sich auch in ihrem Hauptquartier mit einigen Leuten traf, so ging es ganz bestimmt nicht um die Arbeit. Aber das durfte der Dämon nicht wissen, weshalb sie sich bei Halbwahrheiten hielt, sodass er nicht misstrauisch wurde. Er selbst war wieder ganz der Alte, das seltsame Verhalten des gestrigen Tages war verschwunden und die Schottin schob es naiv auf das hohe Arbeitspensum. Auch wenn Azrael ihr selbst bei ihrem morgendlichen Kaffee nicht verraten wollte, was er nach den Feiertagen treiben wollte. Aber gut, zumindest stand ihr Date über die Feiertage noch. Fast sofort schlich sich das dämliche Grinsen in ihr Gesicht bei dem Gedanken. Himmel, sie konnte sich kaum daran erinnern, als sie zuletzt so glücklich gewesen war. Mit der ungewohnten Fröhlichkeit im Herzen und der Vorfreude auf das, was heute noch folgte, steckte sie ihren Kopf durch die Tür seines Büros.
"Ich bin dann mal weg. Wir sehen uns morgen!", rief sie grinsend und Azrael sah etwas verwirrt über ihre gute Laune auf.
"Ich dachte du hast keine Lust auf die ganze Arbeit, die Midnight auf dich abwälzt.", runzelte er die Stirn und Catriona zuckte nur mit den Schultern.
"Das schaffe ich schon.", meinte sie gelassen. Sie sollte sich vielleicht besser kontrollieren, ehe der Dämon noch argwöhnisch wurde.
"Wollen wir heute Abend auf den Londoner Weihnachtsmarkt?", kam unverblümt die Frage von Azraels Seite. Überrascht zuckte Catriona schuldbewusst zusammen. Natürlich wollte sie am Liebsten sofort "Ja" sagen, aber sie konnte nicht.
"Ich bin heute leider verhindert, tut mir leid...", seufzte sie entschuldigend und ein Schatten der Enttäuschung huschte über sein Gesicht.
"Du kannst mir ja Bescheid geben, wann du fertig bist.", gab er nicht so leicht auf und jetzt wurde es etwas heikel. Catriona wich ein wenig seinem Blick aus.
"Ich bin schon verabredet, tut mir leid. Aber vielleicht morgen?", bot sie versönlich an. Azrael starrte sie einen längeren Moment an.
"Mit wem?", überging er ihren Vorschlag geflissentlich und der zuckersüß neugierige Ton jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
"Mit ein paar Freunden. Ich muss jetzt wirklich los, bis morgen!", ergriff Catriona die Flucht und ließ einen erstarrten und wenig glücklichen Azrael zurück.


[...]

"Das war knapp...", keuchte die Schottin, die es sich auf der großen Couch im Kaminzimmer von HOPE gemütlich gemacht hatte. Sie hatte die glorreiche Idee gehabt, den einen Meetingraum in ein gemütliches, weihnachtliches Kaminzimmer umzuwandeln. Baal, der es sich ebenso in einem Sessel beim Feuer bequem gemacht hatte, lachte nur rau auf.
"Du weißt, dass er dich morgen ins Kreuzverhör nehmen wird?", gluckste der Russe amüsiert. Davor hatte die Schottin ehrlich gesagt schon am Meisten Angst.
"Ich befürchte es...", gab sie zu. Immerhin war Azrael nicht auf den Kopf gefallen und sie war ihm förmlich ohne direkte Antwort davongerannt.
"Aber vielleicht sieht er es gar nicht so ernst..." Hoffnung starb immerhin zuletzt. Baal und auch Belial, die neben ihr saß, begannen zu lachen.
"Catriona, du solltest die besitzergreifende Natur von Dämonen nicht unterschätzen.", gab Belial zu bedenken und grinste vielsagend. Die Wangen der Schottin röteten sich etwas. Natürlich war es weder Belial noch Baal entgangen, dass ihr Verhältnis zu Azrael wesentlich enger geworden war über die gesamte Zeit. In den letzten Wochen war es wohl mitunter überdeutlich zu sehen, wenn man bedachte, wie viel Zeit sie zusammen verbrachten und wie sie miteinander umgingen.
"Ich konnte ihm ja schlecht sagen, mit wem und warum ich mich treffe.", murmelte sie ein wenig verlegen.
"Du willst es also wirklich als Überraschung durchziehen?", wollte Baal vorfreudig wissen und rieb sich bereits die Hände. Er selbst schien dabei viel zu viel Spaß zu haben.
"Ja... Das ist ja das Schöne an Weihnachten. Ich meine, die meisten bekommen das, was sie sich wünschen. Bei Azrael ist es schwieriger, da er nie deutlich sagt, was er sich wünschen würde. Und wenn ich direkt frage, dann ist es ja offensichtlich... Deshalb brauche ich eure Hilfe, ich hab keine Idee, was ich ihm schenken soll." Catriona verzweifelte daran wirklich. Es war schwer, jemandem wie ihm ein schönes Geschenk zu machen, wenn er alles besitzen konnte, was er wollte. Und sie war keine Frau, die es bei einer dämlichen Grußkarte belassen wollte.
"Schenk ihm eine Flasche Vodka. Vodka geht immer.", schlug Baal lachend vor, als wäre es das einfachste der Welt. Catriona verzog das Gesicht.
"Das wäre eher ein Geschenk für dich, aber nicht für ihn.", lehnte sie es sofort ab und Baal schnaubte nur belustigt. Bittend sah sie zu Belial, die hoffentlich eine bessere Idee hatte. Die Fürstin überlegte einen Moment länger.
"Nun, als Dämon des Hochmuts wäre ein Spiegel etwas für ihn.", kam ein spöttischer Vorschlag und genervt verdrehte Catriona die Augen.
"Ihr nehmt das beide nicht ernst!", jammerte sie. Und auf ihre Hilfe hatte sie gehofft! Belial hob abwehrend die Hände.
"Schon gut, Süße. Ich würde ihm irgendein seltenes Artefakt schenken. Er sammelt diese Dinge doch, oder nicht? Ich hab das ein oder andere verfluchte Stück noch in meiner Obhut.", grinste sie schließlich und erst dachte Catriona, sie würde scherzen, doch der Vorschlag war ernst gemeint. Ihre Schulter sackten mutlos nach unten. Das half ihr alles nicht weiter.
"Ich werde nie ein Geschenk finden, was ihm gerecht wird.", stützte sie ihren Kopf schwer auf ihren Händen mit hörbarer Frustration.

"An Weihnachten geht es doch nicht um den Wert eines Geschenkes, Catriona." Ezekiel näherte sich ihnen mit der altbewährten Teekanne in der Hand. Baal lehnte dankend ab, während Belial und Catriona dankbar nickten. Zudem sah der Rotschopf zum Engel auf.
"Es geht um die Geste, ich weiß. Aber... ich weiß nicht, was ihn glücklich machen würde...", gab sie zu bedenken und der blonde Engel lächelte nur milde.
"Ich denke, Azrael würde sich über jedes Geschenk von dir freuen. Es spielt weniger die Rolle, was es ist, viel mehr von wem.", gab Ezekiel seine Weisheiten kund und Belial schnaubte.
"Wir sind Dämonen, natürlich interessiert es uns, was wir bekommen.", mischte sie sich ein.
"Ich muss Belial recht geben, wir sind nicht so barmherzig wie du, Ezekiel.", grinste Baal vielsagend und der Engel seufzte, sah aber wieder zu seiner Herrin.
"Du hast ihn doch eingeladen, mit dir die Zeit zu verbringen, nicht?" Erschrocken zuckte Catriona zusammen.
"Woher...?"
"Bitte, wir sind immer gut informiert.", lachte Ezekiel leicht, immerhin waren Informationen die Hauptquelle von HOPE's Macht. Belials Kopf fuhr zu ihr herum.
"Was, du feierst mit ihm Weihnachten?", wollte sie überrascht wissen.
"Und er hat ja gesagt?", hakte sie gleich weiter nach. Baal hingegen blieb weniger überrascht.
"Natürlich hat er das, er ist vernarrt in unsere Catja.", gab der Älteste nur zu verstehen und Belial schien es einzuleuchten.
"Stimmt auch wieder, es überrascht mich trotzdem, von jemandem wie ihm so etwas zu hören.", gab sie an Baal gewandt zurück, der jedoch nur abwank. Catriona sank dabei nur noch tiefer in die Couch, da Baal es für ihren Geschmack viel zu deutlich ausgesprochen hatte. Ihr armes Herz reagierte sofort darauf, was niemandem im Raum entging. Verfluchte übernatürliche Sinne!
"Catriona...", begann Ezekiel wieder und reichte ihr eine volle Tasse.
"Wie wäre es, wenn du einfach ein Geschenk auswählst, was du für Richtig hältst. Egal wie groß oder klein, du bist ein kreativer Kopf. Etwas wirst du sicherlich finden und am Ende ist es ohnehin die Zeit, die ihr gemeinsam verbringt, die Geschenk genug ist." Ezekiel konnte manchmal wirklich altklug sein, wenn er denn wollte. Catriona sah nachdenklich auf die rote, dampfende Flüssigkeit.
"Hey Baal...", fing sie dann langsam an. Der Fürst des Zorns wartete, dass sie fortfuhr.
"Wäre es... naja möglich, aus einem Aetherkristall... Eine Kette zu machen?" Baals Züge entglitten ihm etwas, als er verstand, worauf sie hinauswollte.
"Ein größeres Geschenk ist dir nicht eingefallen, oder?", gab Belial ihren Senf ungläubig dazu. Doch der Russe überlegte.
"Theoretisch ist es möglich. Mit einer besonderen Legierung nimmt niemand es direkt als Aether wahr, sonst hätte Azrael ein Problem von Aasgeiern um sich herum. Aber bist du sicher, dass du...."
"Ich bin sicher, Baal. Ich weiß, dass er damit keinen Unsinn anstellen wird.", kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. Der Fürst sah das stumme Flehen in ihren Augen und ließ sich schließlich erweichen.
"Du liebst ihn sehr, mh?", meinte er nur nachgebend und Catriona nickte zaghaft, wich dabei aber seinen alten Augen aus.
"Sagt es nicht Midnight, der rastet aus, wenn er mitbekommt, dass ich ihm einen der Kristalle schenke.", sah sie etwas nervös in die Runde. Normalerweise hielten sie die Aether-Vorräte unter Verschluss, sollte niemand an sie herankommen. Diese Macht war verführerisch und auch wenn sie sich bei Azrael keine Gedanken machen mussten, so war der Schattenwandler vorsichtig und voreingenommen. Doch Catriona wollte Azrael dieses geschenk machen. Als Zeichen dafür, wie sehr sie ihm vertraute.
"Aber gleich einen Kristall? Es ist die höchste Konzentration von Aether, das ist weit mehr als ein königliches Geschenk.", gab Belial zweifelnd zu bedenken. Ihre blauen Augen bohrten sich in das Profil der Schottin, die jedoch nur nickte.
"Die Kristalle schimmern wie kleine Sterne...", gab Catriona ihren Grund zu. Immerhin war Azrael trotz allem noch ein Morningstar, was wäre denn passender, als ein strahlender Anhänger? Auch wenn sie noch ein zweites Geschenk vorbereiten würde, dass sie hier in der Runde jedoch nicht nannte. Sie würde sich an eine kleine Zeichnung setzen, eine von ihm, sofern sie es gut hinbekommen würde. Für Catriona war die Nachricht dahinter jedoch weitaus wichtiger. Sie wollte ihm zeigen, dass sie ihm bedingungslos vertraute. Dass er für sie das Wertvollste war, so wie es Aether für die Unsterblichen seit Urzeiten war.


Als sie aufsah, merkte sie, wie alle Augenpaare auf sie gerichtet waren. Teils amüsiert, teils aber auch besorgt.
"Ich hoffe, dass er den Brauch des Schenkens auch kennt, sonst mache ich ihm die Hölle heiß, wenn nur du dir Mühe gibst.", grinste Belial boshaft. Natürlich würde sie ihre Drohung nur zu gerne wahr machen. Baal lachte nur.
"Ich denke schon, dass er es weiß. Er kennt die menschlichen Feste besser als manche von uns. Ich mache dir diesen Anhänger, Catja. Wird etwas dauern, aber ich lasse es dich wissen, wenn er fertig ist.", versprach Baal ihr, da er der Einzige war, der Aether verarbeiten konnte. Früher hatte er es zu Zeiten des Krieges getan. Jetzt tat er es für ein Weihnachtsgeschenk. Eigentlich durchaus amüsant, wie viel sich verändert hatte. Glücklich grinste Catriona und nickte unendlich dankbar.
"Du bist der Beste!", rief sie euphorisch aus und klatschte in die Hände. Damit hätte sie ein wundervolles Geschenk!
"Danke für eure Hilfe! Ich werde aber auch gleich nach Hause, ich muss noch etwas vorbereiten!", rief Catriona aus und sprang bereits auf. Verdattert sahen die beiden Fürsten zu ihr.
"Wie jetzt?", brachte Belial hervor.
"Ich dachte wir trinken noch etwas!", beschwerte sich Baal, doch Catriona hörte die beiden schon gar nicht mehr. Der rothaarige Wirbelwind hatte sich schon ihre Jacke geschnappt und war aus dem warmen Raum verschwunden.


"So habe ich sie auch noch nicht erlebt.", gab Belial nach kurzem Schweigen zu und sah noch immer auf die Tür. Dennoch schlich sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen. Insgeheim freute sie sich für die Schottin. Ezekiel seufzte entzückt.
"Liebe ist etwas Wunderbares!", freute er sich schlichtweg. Belial schnaubte.
"Ihr Geschmack könnte besser sein. Ich hätte ihm das verfluchte Artefakt geschenkt...", meinte sie fast schon enttäuscht.
"Und ich ihm den besten russischen Vodka.", stimmte Baal der Herrin des Neids zu.
"Aber ihr könnt ihm doch selbst etwas zu Weihnachten schenken.", gab Ezekiel zu bedenken und beide Dämonen blickten zu ihm, als hätten sie bis eben noch gar nicht daran gedacht. Jetzt funkelte es schalkhaft in Belials und freudig in Baals Augen.
"Wunderbare Idee!", rief der Russe aus, und Belial lachte.
"Ob er sich freuen wird, ist eine andere Sache.", grinste die Seehexe hämisch. Damit stand fest, dass Catriona dieses Jahr wohl nicht die Einzige wäre, die Azrael beschenken würde. Ezekiel summte nur zufrieden eine weihnachtliche Melodie vor sich her, immerhin sah er es als Engel nur zu gerne, wenn sich auch Dämonen solcher festlicher Stimmung der Gaben und der Besinnlichkeit hingeben konnten.


[...]

Stunden waren vergangen und Catriona hatte den vertrauten Bleistift zur Hand genommen und zeichnete. Sie hatte ein gewisses Bild im Kopf, ein Porträt seiner menschlichen Hülle, doch dahinter sein wahres Gesicht, was sie mittlerweile schon ein paar Mal erblicken durfte. Angst hatte sie schon lange keine mehr, sie nahm ihn als das, was er war. Ob nun in Menschengestalt oder nicht, spielt für sie keine Rolle. Sie versuchte, es so detailverliebt wie möglich aufs Papier zu bringen und versank gänzlich in ihrer Arbeit. Endlich nutzte sie ihr Hobby wieder, um etwas Schönes zu schaffen, nicht um ihre Albträume auf Papier festzuhalten. Sie lächelte unentwegt und fantasierte bereits darüber, wie er wohl reagieren würde, wenn er sein Geschenk öffnete. Wahrscheinlich musste sie es gut verstecken, dass er es nicht schon am Heiligabend öffnete. Seine Neugier kannte manchmal keine Grenzen, erst recht, wenn er witterte, dass es etwas für ihn gab. Ein liebevolles Schmunzeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Mittlerweile konnte sie ihre Gefühle eben wirklich nicht mehr leugnen oder herunterspielen. Auch wenn sie es ihm so deutlich noch nicht gesagt hatte, aber vielleicht würde sich die Gelegenheit ja bald ergeben.

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