Ränge im Rollenspielhimmel
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Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von Anticonformist am 07.02.2021 17:26Ohne jetzt groß ein Fass aufmachen zu wollen - so ganz unberechtigt ist der Einwand nicht. Mich stört es zwar auch nicht. Doch die Frage, die wir uns alle stellen sollten ist: Warum? Warum stört es uns nicht?
Das eigentliche Problem, das hier im Raum steht, ist, ob gewisse Wörter tatsächlich neutral sind. Ich bin zwar kein (hist.) Linguist, aber ich kann mir aufgrund der Historie sehr gut herleiten, inwiefern die heutige Sprache geprägt wurde und welche Vorstellungen man zum Zeitpunkt der Wortschöpfung hatte. Viele kommen immer wieder mit dem Einwand „Frauen sind doch auch miterfasst“, eben weil es ja angeblich so neutral sei... Aber das stimmt nicht. Ursprünglich waren Frauen in der männlichen Form gar nicht mitgemeint. „Aus der Sprachforschung ist bekannt, dass sich Frauen bei der Verwendung männlicher Formen, z. B. durch Begriffe wie Professorenschaft, Politiker, oftmals nicht angesprochen fühlen. Die thematisierten Aspekte werden auch von Männern häufig nicht mit Frauen in Verbindung gebracht. So verschleiert eine ausschließliche Verwendung maskuliner Personenbezeichnungen, in denen Frauen lediglich mitgedacht werden, die Präsenz von Frauen.“
Denen, die es interessiert, kann ich gerne mal eine Wortlautanalyse zukommen lassen. Super interessant. Muss man aber auch Zeit und Lust für haben.
Jedenfalls: da Sprache einen sehr starken Einfluss auf unsere Vorstellung hat und uns damit sehr wohl prägen kann (bspw. ob man es als normal oder nicht erachtet), sollte man das keineswegs als Kleinigkeit erachten. Sprache ist ein äußerst mächtiges Instrument - was (unterstellt) gerade jedes RSH-Mitglied wohl allzu gut weiß. Daher kann durch Sprache auch ein gewisses „Machtgefälle“ ausgedrückt werden - ohne es vielleicht bewusst gemeint zu haben; einfach, weil man mit dieser Wertevorstellung groß geworden ist. Und das ist das „Problem“. Nur weil sich hier manche aus Gewohnheit damit abgefunden haben und es als unproblematisch ansehen, heißt es noch lange nicht, dass es bislang richtig, gar eine Kleinigkeit ist.
Das soll jetzt meinerseits nicht heißen, dass ich vom RSH-Team fordere, genderkonforme Bezeichnungen zu wählen. Denn als nächstes würde sich dann die Frage stellen: Ist es mit diesem *in/*innen wirklich schon behoben? Was ist mit jenen, die sich keinerlei Geschlecht (als gesellschaftliches Konstrukt) zuordnen? Und, und, und...
Eine Lösung hierfür vom einfachen RSH-Team einzufordern, erachte ich als verfehlt, gar unzumutbar. Es ist und bleibt eine sehr schwierige Frage, für die es bislang keine allseits befriedigende Lösung gibt.
P.S.: Bitte bedenkt, dass es für manche von Wichtigkeit zeugt. Daher ist es nicht nötig, das derart ins Lächerliche zu ziehen.
Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von Queendom am 07.02.2021 17:45@Anti: Danke, du hast es auf den Punkt gebracht, finde ich! :)
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Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von Lili am 07.02.2021 18:28@Anticonformist: Eigentlich steht das "*" auch für alle non-binären Geschlechter. Das wäre damit müßig.
Ich bin aber kein Verfechter davon. Sprache sucht sich normal immer den bequemen Weg, Anhängsel sind nicht bequem. ^.^ Außerdem, wenn man es immer betont wird es plötzlich wichtig welches Geschlecht jemand hat, sollten wir das nicht eher vernachlässigen im 21 Jahrhundert? Geschlechter sollten doch eher weniger eine Rolle spielen als mehr.
Wem ist aufgefallen, dass ich oben die männliche Form genutzt habe? Oder eben doch die Neutrale? ;)
Man könnte auch einfach nach Lust und Laune die Titel mal in männlicher und mal in weiblicher Form angeben. Das fände ich viel amüsanter. Ich meine die Titel sind doch eh nichts was man ernst nehmen sollte oder? Da kann man dann auch ruhig von der Bloggerin zum Fan-Fiction Verfasser aufsteigen.
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Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von LittleMermaid am 07.02.2021 18:49Also ich für meinen Teil bin Linguistin und musste mich in der Uni schon öfter mit dem lieben Gendern befassen, also nehme ich mir die Freiheit, mich da jetzt mal einzumischen! Die Genderdiskussion ist längst eine polarisierende und sehr kontroverse und wer sich nur darüber lustig macht und das komplett abtut, der wird ihr nicht gerecht. Man sollte sich damit beschäftigen und eine informierte Meinung bilden. Dann kann man es persönlich immer noch ablehnen und die männliche Form als Generalform wählen. Das ist eine valide Meinung (die btw auch meine eigene ist). Sprache prägt nachweislich unser Denken, also wenn sich jemand von der männlichen Form angegriffen oder nicht ernstgenommen fühlt, dann ist das auch eine begründete Meinung und man sollte auch mit der Person darüber sprechen können. Natürlich ist es aber möglich, nicht übereinzustimmen und diese Meinung abzulehnen. Bei öffentlichen Institutionen, wie Unis, Regierung und Krankenhäusern etc. finde ich es wichtig, dass man da auch darauf achtet, mindestens mit Binnen-i zu gendern, bestenfalls mit dem *.
RSH aber ist eine private Website und wie andere schon gesagt haben, sind wir hier nicht im Bundestag oder auf einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung. Ich finde es hardcore übertrieben, hier ein Fass aufzumachen, wegen der Bezeichnung von Rängen, die 95 % der User eh überhaupt nicht jucken. Die Ränge sind ja eher nur zum Spaß und stehen kein bisschen im Fokus auf der Seite hier. Daher ist es vermutlich ein Zeichen dafür, dass man als Person einen zu hohen Wohlstand und zu wenige reale Probleme hat, wenn man sich die Mühe macht, sich deswegen aufzuregen. Ich halte es für aufmerksamkeitsgeilen Pseudofeminismus, wenn man extra in die Statusmeldungen schreibt und dann noch einen Thread aufmacht, nur um über etwas zu sprechen, das eine Relevanz von umfallendem Reis in China hat - nämlich die Namen der Ränge auf RSH.
In Conclusio, die Genderdebatte ist valide und öffentlichkeitswirksam und in einem geeigneten Kontext begründet, aber in dem hier vorliegenden Kontext meiner Ansicht nach unangebracht und ein billiges Mittel sich über nichts und wieder nichts zu echauffieren.
Thank you for coming to my ted talk ;)
Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von Anticonformist am 07.02.2021 19:05@LittleMermaid: Hinsichtich der Ränge sehe ich das auch so. Auch, weil ich bislang nie aktiv darauf geachtet habe.
Man könnte sich im Gegenzug dennoch wieder fragen: Wieso ist es nur im öffentlichen Raum „nötig“, aber im „Privaten“ gänzlich zu missachten? Wie viel „wert“ hat die ganze Debatte dann?
Wenn man tatsächlich, den von dir betriebenen Denkprozess hinter sich gebracht hat, dann bin ich da voll und ganz deiner Meinung! Doch bei vielen sehe ich das nicht (auch im privaten Diskurs).
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Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von LittleMermaid am 07.02.2021 19:43@Anticonformist Sehe den Punkt total ein und ich stimme zu, dass es wichtig ist, eine Debatte immer auf alle Bereiche auszuweiten. Ich will damit auch nicht sagen, dass im privaen Raum überhaupt keine Genderdebatte stattfinden sollte oder es gar keine Rolle spielt. Es ist vielmehr so, dass es mir darum geht, dass man beachten sollte, ob es wirklich eine Rolle spielt oder nicht. Wie du selbst gesagt hast, achtet hier fast keiner aktiv auf die Ränge und es muss dewegen hier auch nicht sein. Wenn jemand aber nicht gendert und sehr häufig mit einer Person kommuniziert (privat), die Wert darauf legt, dann sollte man auf jeden Fall darüber sprechen. Im öffentlichen Raum ist die Debatte 100 % von Wichtigkeit, im privaten an den Stellen, wo es sich auch auszahlt. Es hängt auch mit persönlicher Freiheit zusammen, was im privaten Raum passiert und dort, finde ich, muss es jeder Person freistehen, sich zu äußern, wie sie das will (im gesetzlichen Rahmen natürlich!)
Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von Anticonformist am 07.02.2021 19:53Ich glaube, dass wir uns da im Wesentlichen einig sind. Stimme all dem zu! Wie auch privat gesagt: deine Beiträge sind eine (wenn sogar die einzige) Bereicherung in diesem Thread. Daher nochmal: Thanks for your TED TALK. ♥
Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von Midwinter am 07.02.2021 21:15Mein Menschenverstand würde jetzt sagen: Weil es wichtigere Probleme auf dieser Welt gibt.
Andere würden dir jetzt auf diese Argumentation hin zustimmen, und zwar diejenigen, die es stört, dass nicht gegendert wird.
Ich für meinen Teil würde argumentieren, dass wir mit jener Erklärungsweise wirklich jede Thematik einmal auseinandernehmen und wieder zusammenbauen können und dann bis ins 390232038 Jahr hier Beiträge verfassen würden. Wieso stört es uns nicht, dass Kinderarbeiter unsere Klamotten in Bangladesch und Indien unter schlimmsten Bedingungen herstellen? Wieso stört es uns nicht, dass Tiere aufs Unmenschlichste abgeschlachtet werden und wir trotzdem das Fleisch hier verkaufen und essen lassen? Wieso stört uns der Klimawandel nicht? Wieso stört uns der Militärputsch in Myanmar nicht? Sind diese Probleme der Wahrnehmung/ Einschätzung auch der (in unserem Fall deutschen) Historie zuzuordnen oder einfach dem Menschen selbst? Nach'm Motto: Juckt uns erst, wenn's uns betrifft? Oder haben wir uns mit diesen Problemen aus Gewohnheit auch abgefunden?
Ist das Gendern jetzt ein subjektives Problem, bis es objektiv wahrgenommen wird? Oder von einer gewissen Mehrheit als Problem empfunden wird? Wie definiert man diese Mehrheit? Und zum Schluss: Wenn ich mich mit einigen User:innen nicht mit der Farbe der Website identifizieren kann (weil rosarot - viele Rser:innen - rosarot eine klassisch weibliche, als schwach angesehene Farbe, von der meine Freunde und ich uns angegriffen fühlen), muss das Team dann eine neutrale Farbe fürs Webdesign benutzen?
Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von Anticonformist am 07.02.2021 21:56@Midwinter: Für mich wirkt gerade dein aller erster Satz so, als gebiete es unser Verstand nicht, sich überhaupt mit sowas auseinanderzusetzen. Verstehe mich nicht falsch, aber ich sehe da offen gestanden nicht, wieso als Grund der Menschenverstand aufgeführt wird, wenn es doch gerade darum geht, an ein Hinterfragen zu appellieren, statt sich mit Gewohnheiten zufrieden zu geben.
Es wird immer etwas geben, das wichtiger ist. Gerade die von dir angeschnitten Themen verdienen auch meines Erachtens nach sehr viel mehr Aufmerksamkeit als sich hier auf RSH über die Rängebezeichnung aufzuregen. Doch das stand hier nun mal nicht zur Debatte. Wenn ich aber für mich sprechen darf: tatsächlich habe ich mich mit jedem von dir angeschnittenen Thema bereits auseinandergesetzt und gewisse Angewohnheiten/meinen Lebensstil angepasst. Und das dank was? Aktives Hinterfragen. Reflektieren. Eine Meinung bilden. Mein Anreiz war, das (oder bestenfalls [wie du es vielleicht sogar bereits machst – zumindest meine ich das aus deinen Zeilen herauszulesen] wirklich alles!) doch etwas kritischer zu hinterfragen, als es so ins Lächerliche zu ziehen, wie es manche hier getan haben.
Dieses „es gibt wichtigeres“ sollte – und da hoffe ich doch, dass wir uns einig werden – nämlich nicht zur einfachen Ausrede gemacht werden, um sich mit solchen Themen gar nicht erst auseinandersetzen. Ist das zu viel verlangt? Ich denke nicht. Zumal man gerade in den von dir angeschnittenen Bereichen sehr viel Leid ersparen kann...
Re: Ränge im Rollenspielhimmel
von Midwinter am 07.02.2021 23:23Scheinbar hast du mich falsch verstanden: Mir geht es nicht ums Hinterfragen. Ich bin Pro-Menschen-sollen-ihren-Hirn-einschalten und auch für sich geradestehen, wenn sie empfinden, ungerecht behandelt zu werden. Mir ging es lediglich um deinen Ansatz, dass der Kern dafür in der Historie liegt und wir uns fragen sollen, wieso es uns nicht stört. Ich meine, scheinbar stören uns ganz viele (globale) Krisen, aber irgendwie tun wir nichts dagegen. Nur beim Gendern soll jeder ganz genau darauf achten, wie eine Person (kann man hier überhaupt von einer Gruppe sprechen, wenn es hier beispielweise nicht auf alle Frauen zutrifft?) angesprochen werden will. Ist das auch eine kausale Erklärung der Geschichte?
„Es gibt Wichtigeres" soll hier nicht als Ausrede verwendet werden, sondern ausschließlich darauf hindeuten, dass sich Individualisten nicht das Recht rausnehmen können, jedes einzelne Wort um seine politische Korrektheit zu verändern, nur weil es ihnen nicht mehr in den Kram passt (um damit bspw. vom Gendern wegzukommen), wenngleich die eigentlichen Träger kein Problem damit haben. Und damit Peace out.
Eine Sache würde mich aber noch interessieren: Wie kann man mit Gendern, Leid in Bangladesch, Indien und Myanmar ersparen?