The Headwinds - Handlung
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 09.01.2025 22:50Der Dorfplatz war dicht gedrängt, und das Grölen und die aufgeregten Stimmen der Leute verschmolzen zu einem einzigen, lauten Lärmteppich. Kay versuchte sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, stieß dabei mit einem „Lasst uns nach vorne" ein paar Leuten den Ellenbogen in die Rippen, nur um direkt weiterzudrängeln.
Dann blieb sie abrupt stehen. Die Mitte des Platzes wurde sichtbar. Dort standen zwei Männer einander gegenüber: Ihr Vater Hal, breit wie ein Berg und mit dem typischen steinernen Gesichtsausdruck, der nur zu gut zeigte, dass er keinen Spaß verstand. Und Notos, der im Vergleich zu Hal stichelnd grinste und sich keinen Deut einschüchtern ließ.
Kay wurde eine Spur blasser. „Was bei der heiligen Mutter ...?" murmelte sie, bevor sie instinktiv nach einer vertrauten Gestalt in der Menge suchte. Sie entdeckte Jerell, der laut jubelnd am Rand stand. Doch kaum, dass der Krieger sie auf ihn zueilen sah, fiel sein Grinsen. „Oh verdammt."
Kay schob sich zu ihm durch. „Jerell! Was ist hier los?" fragte sie panisch.
Jerell verzog das Gesicht. „Oh, Kay ... Es tut mir leid, dass du das so mitbekommst. Dein Vater und Notos, sie kämpfen ..."
„Das sehe ich doch!" fiel sie ihm unwirsch ins Wort. „Ich meine, was ist passiert?"
Jerell hob abwehrend die Hände in die Luft. „Also gut, also gut. Dein Vater hat eine Versammlung der Jäger abgehalten. Wegen der Monsterangriffe, du weißt schon. Notos war auch da. Es lief zuerst ganz normal – bis dein Vater gemerkt hat, dass Notos blind ist. Und naja, Hal war ... sagen wir mal, weniger begeistert."
„Notos ist...?" Kay schüttelte den Kopf. „Warum sollte er deswegen wütend werden?"
Jerell zuckte mit den Schultern. „Schätze, er hat sich hintergangen gefühlt." Kay blinzelte verständnislos und der Krieger fuhr fort. „Er dachte, Notos hätte ihm absichtlich verschwiegen, dass er blind ist. Und naja... du kennst deinen Vater." Jerell verschränkte spielerisch seine Arme, imitierte dabei Hals Sprechweise. „Du würdest nichtmal das Monster treffen, wenn es vor dir stehen würde! Du bringst mit deiner Verantwortungslosigkeit nur alle in Gefahr!" Jerell verschränkte die Arme hinter seinem Nacken. „Es war echt nicht schön. Er lässt bei sowas leider nicht mit sich reden." Mit einem Mal bedachte er Kay mit einem mitleidigen Blick. „Hal war so aufgebracht, er hat auch dir und Nirah verboten, bei der Jagdtruppe mitzumachen."
Kay's Augen weiteten sich vor Empörung. „Das ist unfair! Was habe ich oder Nirah damit zu tun, dass –"
„Ja, du bist nicht die einzige, die das wütend gemacht hat, glaube ich," unterbrach sie Jerell. „Notos hat alles zunächst scheinbar ergeben aufgenommen. Aber dann ..." Der Krieger schüttelte den Kopf und lachte kurz, als könne er es selbst kaum glauben. „Dann hat er plötzlich einen Kiefernzapfen aus seiner Tasche gezogen und deinem Vater direkt an den Kopf geworfen. Mitten in der Versammlung!"
„Er hat was getan?" fragte Kay ungläubig.
„Ja, wirklich." Jerell kicherte. „Und dann war er noch so dreist, um den mörderischen Blick deines Vaters zu erwidern. „Ich denke, ich kann noch hervorragend treffen, hat er gesagt. Und dabei nur gegrinst."
Kay starrte ihn fassungslos an, aber Jerell fuhr bereits fort. „Natürlich ist Hal explodiert. Es gab eine Riesendiskussion. Ich, Quinnick und sogar Arren haben versucht, Hal zu beruhigen und Notos zu verteidigen. Aber Hal hat dann gesagt, wenn Notos unbedingt zeigen wollte, dass er fähig ist, dann soll er es beweisen. Er hat Notos herausgefordert, gegen ihn, und uns, die ihn verteidigt haben, zu kämpfen."
Kay's Augen weiteten sich. „Ihr habt wirklich zugestimmt?"
Jerell hob abwehrend die Hände. „Hey, ich wollte nicht. Aber Notos hat darauf bestanden. Hat nur gemeint, dass er einen Plan hat und ich mir keine Sorgen machen soll." Der Krieger zog eine Grimasse. „Ja, sein Plan war es scheinbar, mich sofort auf den Boden zu befördern. Und sie her!", er deutete auf seinen Körper. „Nicht ein Kratzer."
Trotz allem zuckte Kays Mundwinkel belustigt in die Höhe. „Du weißt, dass das nicht gerade für deine Kampffähigkeiten spricht, oder?"
„Hey! Das war nicht fair! Ich hatte gezögert – ich meine, er ist blind! Aber er hat mich trotzdem wie einen Welpen flachgelegt," verteidigte sich Jerell, lachte aber dabei.
„Notos ist ein Monster." Arren trat plötzlich hinter ihnen hervor und massierte dabei seinen Nacken. „Ich hätte nie gedacht, dass jemand wie er so schnell und wendig sein kann."
„Dich hat er auch geschlagen? Aber du bist einer der stärksten Krieger hier neben meinem Vater.", entgegnete Kay ungläubig.
Arren wirkte erst zerknirscht, zuckte dann aber mit der Schulter. „Er hatte nur den Überraschungsmoment. Aber gegen Hal hat er trotzdem glaube ich keine Chance."
Kay atmete tief durch. „Das hier wird kein gutes Ende nehmen, oder?," murmelte sie und schob sich noch ein Stück weiter nach vorn, um besser sehen zu können.
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Notos umkreiste Hal, der ruhig und stoisch in der Mitte des Platzes stand. Das Grölen der Menge verblasste zu einem dumpfen Rauschen, das er kaum noch wahrnahm. Dafür war er zu fokussiert auf seinen Gegner. Er wusste, dass Hal rein körperlich her stärker war – viel stärker. Und das war ein Problem. Problem Nummer zwei? Notos wusste, dass er gegen den mächtigen Krieger nicht gewinnen durfte – zumindest nicht so einfach. Jerell und die anderen hatten gestern zwar darüber gewitzelt, aber er hatte daraus gut entnehmen können wie nachtragend Hal sein konnte. Wenn er sich in irgendeiner Form herausgefordert fühlte, würde er niemals nachgeben, vor allem nicht vor der Menge. Nein, er musste dafür sorgen, dass Hal den Kampf von sich aus beendete – und das war gar nicht so einfach, weil Hal genauso unnachgiebig war wie ein Granitfels.
Immer wieder tänzelte Notos um Hal herum und verpasste ihm den ein oder anderen Fausthieb gegen Rücken und Rippen, wenn er hinter ihm war. Simple Neckereien, die aber kaum Schaden anrichteten. Dafür verfehlte ihn Hals Faust einige Male nur um Haaresbreite.
„Du hättest nie ein Krieger werden dürfen", brummte Hal, als Notos ihm mal wieder einen spielerischen Klaps gegen den Rücken lieferte.
Die Diskussion schon wieder... Du kannst kein Drachenritter werden! Hast du etwa ebenfalls einen Todeswunsch!?
Notos Lächeln verschwand für einen Moment. „Ich gehe meinen eigenen Weg", entgegnete er betont ruhig, während er erneut auswich. „Und er funktioniert."
Hal knurrte. „Das ist keine Art zu kämpfen, Notos. Du würdest uns alle in Gefahr bringen, mit dieser... dieser Spielerei!"
Notos Gesichtszüge verhärteten sich, sein Lächeln nahm schärfere Züge an. „Spielerei hat nicht drei deiner Krieger auf den Boden befördert."
Er wollte erst nach Jerells Aura tasten – doch plötzlich stutzte Notos, stolperte im schlammigen Boden ein paar Schritte nach hinten. Er fühlte es sofort – die vertraute Wärme. Die instinktive Art und Weise, wie seine Aura ihn in die Richtung zerrte. Was? Wann...?
„Und du denkst, deine Blindheit hindert dich nicht, in Gefahr zu geraten?" Hal war mit einem Mal bei ihm. Seine Faust traf Notos in die Seite, und selbst mit der gepolsterten Weste fühlte sich der Schlag an, als hätte ihn ein Schmiedehammer erwischt. Notos reagierte instinktiv: ließ jegliche Spannung aus seinem Körper, drehte sich seitlich und ließ den Schlag an sich vorbeigleiten, wie Wasser an einem Fels. Dennoch verzog er das Gesicht. Warum musste es immer die Seite sein...
Hal setzte weiter gereizt nach. „Was passiert, wenn du das nächste Mal stolperst, Notos? Wenn du das Monster deine Blindheit nutzt?"
Notos wich wieder aus, funkelte dabei den Dorfanführer an. „Dafür hat man einen Partner, der einem den Rücken deckt." Ein weiterer Schlag, diesmal gezielt gegen das Schulterblatt.
Hal stoppte mitten in der Bewegung, als er diese Worte hörte, und Notos spürte eine unwillkürliche Reaktion in Hals Aura. Sie zitterte kurz – schon wieder! Was war bitte los mit dem Mann? Allmählich fand er dessen Art wirklich irritierend.
„Einen Partner, dem man sein Leben anvertraut", fügte Notos entschlossen hinzu, als er vor einem weiteren Angriff zurückwich.
Hal's Stimme war plötzlich tief und bedrohlich. „Und was passiert, wenn deine Partnerin wegen dir stirbt, Notos? Was dann?"
Notos' Herz stolperte. Es war ein Moment der Erkenntnis, der wie ein Blitz durch seinen Kopf schoss. Er hatte nicht Nirah gemeint. Er hatte an Jasper gedacht. Aber das – das saß trotzdem. Schmerz huschte über sein Gesicht. Seine Aura flammte unter der Flut an Gefühlen auf. Eins stach besonders heraus, pulsierend, wie ein Herzschlag.
beschützen, beschützen, beschützen, beschützen
Mit einem plötzlichen Ausbruch von Energie drehte sich Notos zur Seite, wich Hals nächstem Schlag aus und begann, gezielte Angriffe zu setzen. Hals. Rippe. Knie. Und wieder. Seine Bewegungen waren wie ein Fluss – jede Handlung führte nahtlos zur nächsten. Nach und nach wirkte Hals Aura, als würden kleine Risse an diesen Orten entstehen. Tiefes Blau haftete an diesen.
Und dann, als Hal einen weiteren Angriff starten wollte, hielt Notos inne, seine Haltung aufrecht, aber bereit. „Sie wird nicht sterben, solange ich bei ihr bin!" Der Klang seiner Worte hallte wie ein Donnerschlag über den Platz. „Niemand wird das." Sollte es Hal auch nur noch einmal wagen...
Doch Hal....stoppte. Das erdige Orange seiner Aura zitterte sichtbar. Dann verschränkte er die Arme. „Gut. Das reicht. Ich habe genug gesehen." So etwas wie genervte Genugtuung tränkte seine Stimme. „Ich denke, du hast dich bewiesen. Solange die anderen dich dabei haben wollen...darfst du meinetwegen mitkommen." Von irgendwo aus der Menge ertönte ein freudiger Ausruf.
Notos spannte sich unzufrieden an. „Und Nirah und Kay?", fragte er ruhig. Das ist wichtiger.
Hal schwiegt. Überrascht? Oder nachdenklich? Ein Moment der Stille, dann nickte er knapp. „Kaylin und deine Partnerin dürfen auch mit." Die Lautstärke um ihn herum nahm wieder zu. Hal kam näher, legte ihm fest eine Hand auf die Schulter, seine Stimme nun leiser. „Ich bin nicht blind. Du hast mit Absicht lieber eingesteckt, als einen meiner Leute zu verletzen."
Notos grinste schief, ein stummes Geständnis. War er so leicht zu durchschauen? Hal schien das aber nicht wirklich glücklich zu stimmen. „Deine Art wird dich irgendwann umbringen." Sein Griff verstärkte sich. „Du hast nur ein Leben. Vergiss das nicht." Dann ließ der Druck von seinen Schulter ab.
Notos sah den Dorfanführer verwundert nach, die Spannung, die seinen Körper wie ein Bogen gespannt hatte, begann allmählich nachzulassen. Doch das Flackern seiner Aura wollte einfach nicht erlischen. Bevor er aber einen Schritt tätigen konnte, wurde er in einen freundschaftlichen Würgegriff genommen. „Du hast es geschafft, Notos", sagte er mit einem schiefen Grinsen. „Niemand hat Hal so in Schach gehalten seit Jahren. Warum verschweigst du, was du drauf hast?"
Notos blinzelte verdattert. „Ich... habe einfach nie gedacht, dass es nötig wäre?"
Jerell lachte nur und das Stimmengewirr um ihn wurde wieder lauter. Doch Notos hörte nur halb zu. Sein Blick wanderte unruhig zurück zur Menge. Nirah. Er hatte vorhin Nirah gespürt, oder? Wo war sie?