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The Headwinds - Handlung

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Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 06.05.2024 22:33

Es war zu einfach.
Er mochte es nicht klar sehen können, aber er spürte Nirahs Ärger, der ihm bereit nach seiner ersten kleinen Stichelei entgegenwallte. Ihr aufgebrachter Einwurf bestätigte nur, dass sie auf seine Stichelei wunderbar angesprungen war. Vielleicht sogar ein wenig zu sehr.

„Ruhig Blut, Feuerherz.", begann er gutmütig schmunzelnd. „Es war nicht so ernst..." Plötzlich hielt er mitten im Satz inne. Warte...was hatte Nirah gesagt? Sie dachte, er wäre vor ihr geflüchtet? Verdutzt blinzelnd ließ er den Rest ihrer Wut über sich ergehen. Schüttelte dann den Kopf, als die Bedeutung ihrer Worte endgültig einsickerte. Er runzelte die Stirn. „Nirah..." Doch die Heilerin war bereits wieder davongestampft. Schemenhaft erkannte er ihre gebückte Gestalt unweit vor ihm. Falls nicht alles täuschte, bei dem gestrigen behelfsmäßigen Ritualplatz. Er hörte ein undeutbares Rascheln aus ihrer Richtung.

 

Notos seufzte stumm, hatte sich aber wieder in Bewegung gesetzt, noch bevor Jaspers nachdrückliches „Reden" durch seine Schulter zuckte und Nirah zu ihrer bissigen Frage ansetzte. Seine Schritte waren ein klein wenig bedächtiger gewählt als sonst. Er musste nicht unbedingt so eine bühnenreife Landung wie Nirah gestern vollführen. Den Blick richtete er erst mit voller Aufmerksamkeit zu seiner Begleiterin, als er fast direkt vor ihr stand. „Nirah, lass mich kurz reden."
Er hoffte, dass die Heilerin ihn erklären ließ. So wie sie sein Verhalten im Moment interpretierte, hatte es sie vermutlich mehr getroffen als er dachte. Kein Wunder, dass sie ihn direkt nach einer einzigen Stichelei angefahren hatte. Zeit, das jetzt geradezubiegen.

„Ich bin nie vor dir geflüchtet. In Ordnung? Es ist nur... Du hattest mir mal gesagt, dass du es nicht magst, wenn ich dich anfasse. Damals, als du mir das erste Mal deine Magie gezeigt hast?" Notos wartete kaum auf eine bestätigende Antwort, sondern wandte bereits leicht beschämt den Kopf ab, rieb sich dabei den Nacken. „Und naja, da wir die Nacht recht..." kurz suchte er hüstelnd nach der richtigen Beschreibung. Hätte Vernon sie so erwischt, wäre er dessen Sprüche nie wieder losgeworden. „...Nah aneinander geschlafen haben, war ich mir sicher, du willst so schnell wie möglich Abstand von mir haben. Deswegen wollte ich dir mehr Raum geben."
„Und ich war zwar gestern wirklich überrascht von deinem Manöver und hatte tatsächlich einen kleinen Einwand – aber nur, weil du meinen Arm zwischen der Geröllwand eingezwängt hattest. Aber ich habe es auch so geschafft, eine gute Position zum Schlafen zu finden, wie du gesehen hast. " Er zuckte mit den Schultern, schenkte ihr ein schiefes Grinsen. Sein ungewohnt tiefer Schlaf war wohl Beweis genug dafür. Dann sah er Nirah wieder direkt in die Augen – oder versuchte es zumindest. „Aber ich hatte sonst nie ein Problem, verstehst du? Erst recht nicht mit dir."



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 01.06.2024 10:07

"Es ist übrigens Wolfsauge. Nicht Feuerherz!" fuhr sie Notos an, der sich still und heimlich zu ihr begeben hatte, ignorierte dabei seine Bitte. Kurz hatte sie nicht hingeschaut und schon war er auf halbem Weg bei ihr gewesen. Nun verschränkte sie die Arme und funkelte ihn an. Der Stein lag zwischen ihnen, trotzdem war er für ihren Geschmack viel zu nah. Doch sie würde sicher nicht vor ihm zurückweichen. Ungeduldig mit dem Fuß tippend stand sie ihm gegenüber, schweigend, wartend bis er sprach. Sie erwartete nichts, eigentlich wäre sie am liebsten gegangen. 

Schon der erste Ansatz seiner Erklärung verstärkte ihr unruhiges Fußtippen, wandelte es zu einem unregelmäßigen Klopfen. Wovon redete er überhaupt? Nirah holte Luft, um ihn direkt anzufauchen, doch er sprach einfach weiter und sie schluckte es hinunter. Umgehend drehte sie den Kopf zur Seite um ihn nicht mehr anschauen zu müssen, als er nach Worten rang. Er musste es doch nicht...aussprechen. Das Klopfen wurde etwas wilder. 

"Ich war müde, Notos!" brach es laut aus ihr heraus. Als würde das alles erklären und relativeren.
"Und ich habe keine Ahnung wovon du redest. Gestern hattest du doch auch kein Problem damit? Ich hätte dir schon Bescheid gegeben, wenn ich Platz gebraucht hätte. Es war aber natürlich viel zu eng." Sie zog die Arme fester um sich. Ihre Stimme wurde etwas leiser, gepresster. "Obwohl du alles falsch verstanden hast. Ich mag es nicht wenn du...wenn du... " Mit den Händen machte sie eine vage Geste, auf Notos, auf sich. Versuchte damit zu erklären, was sie meinte. "Mich einfach so überraschend anfässt. Verstehst du?" Ihre Arme fielen herab. 
"Es lenkt mich ab." flüsterte sie nun fast. "Manchmal ist es etwas zu ...viel? Und du bist sehr. Nun. Ich bin das nicht gewohnt. Wir kennen uns doch kaum. Ich verstehe nicht, wieso du du das machst. Egal. Vergiss, was ich gesagt habe." Nirah räusperte sich, fuhr etwas fester und auch verbissener fort. "Merk dir, dass ich dir Bescheid gebe. Erschreck mich einfach nicht so. Generell, meine ich. Nicht, dass es ein nächstes Mal geben wird. Oder? Äh..." Fahrig fuhr sie sich durch die Haare, zog ihren Zopf enger. Sie versucht gar nicht erst den verlorenen Faden wiederzufinden, sondern wandte sich endgültig ab, stapfte an Notos vorbei - dahin wo er hergekommen war. Demonstrativ prüfte sie die verschiedenen möglichen Richtungen. Der Fluss war nicht mehr in unmittelbarer Nähe und sie konnte sich fast nicht erinnern, welchen Weg Notos sie getragen hatte. Überhaupt kam ihr das Gebiet recht unbekannt vor. 
"Wohin?" fragte sie und wartete kaum die Antwort ab, bevor sie losmarschierte.

---

Erst viel später am heutigen Tag dämmerte ihr, dass mit Notos etwas nicht stimmte. Immer wieder wirkten seine Bewegungen desorientiert oder übervorsichtig. Wo Nirah gestern noch Schwierigkeiten gehabt hatte, Schritt zu halten, musste sie sich heute zurückhalten. Schon seit dem Aufbruch kamen sie vergleichsweise beschwerlich voran. Sie ging langsamer und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. 

Die erste Rast machten sie in einer felsigen Senke unweit des Flusslaufs, welchem sie wieder gefolgt waren. Es hatte aufgehört zu regnen, aber für wie lange? "Warte mal." hatte sie einfach nur gesagt und sich demonstrativ auf einen Felsbrocken gesetzt. Sir Jasper, scheinbar irritiert darüber wo seine Menschen blieben, war eine große Schleife zurück geflogen. Er hatte sich wieder in die Bäume verzogen und beobachtete wie Nirah ihre letzten kläglichen Vorräte aus den Taschen zog und aufteilte. Nicht, dass für ihn etwas sonderlich interessantes dabei gewesen wäre. Aber sie mussten etwas essen und das hier war das Mindeste. Und es gab Nirah Gelegenheit zu verstehen, was sie vorher schon gesehen haben musste.
"Etwas stimmt wieder nicht mit deinen Augen." stellte sie seufzend fest, als sie ihre Portion hinunter schlang. Sie waren nicht so weiß wie am ersten Tag aber eine milchiger Schleier bedeckte das sonst so klare blau. Schweigend kaute sie und stieß sich dann ruckartig  vom Stein ab, als Zeichen, dass sie weiter konnten. 

"Halt." Nirah brachte Notos mit einer flüchtigen Berührung am Arm direkt wieder zum Stehen. "Hast du das gehört?" Ein sirrendes Geräusch fast wie... Sie sah sich um. Wieder erklang das Geräusch durch das Rauschen des Flusses und dieses Mal klapperte etwas in der Nähe. Vorsichtig näherte sie sich der Stelle, bückte sich und fand einen Pfeil der nutzlos zu Boden gefallen war. Als hätte der Schütze die Sehne nicht genug gespannt, sodass er auf halbem Weg vom Himmel gefallen war. 
Geduckt kam sie zu Notos zurück. "Jemand schießt in unsere Richtung." 
Wieder flog ein Pfeil und er schlug dumpf krachend in einen Baum ein. Keine zwei Fußlängen unterhalb von dort, wo Sir Jasper saß. Er flatterte aufgeregt, sprang von seinem Ast und landete auf Notos' Schulter. Direkt danach zischte ein Pfeil an der Astgabel vorbei, da wo eben noch Notos' geflügelter Partner geruht hatte. 

"Bleib unten." flüsterte Nirah. Sie zog Notos auf die Seite hinter den Felsen, auf dem sie vorhin gesessen hatte und der sie nun decken sollte. "Er muss flussaufwärts sein." Während sie ihren Bogen bereit machte, spähte sie immer wieder angestrengt über ihre Deckung hinweg, in der Hoffnung ihren Angreifer zu entdecken. Doch es hatte keinen Zweck. Allerdings flogen auch keine weiteren Pfeile. 
Nirah haderte damit, ob es sinnvoll wäre ihre Position zu verlassen, als sich knirschend Schritte näherten. Sie schenkte Notos einen vielsagenden Blick, griff ihre Waffe fester und machte sich bereit zu schießen. 

"Habe ich es erwischt?" ertönte eine hohe Stimme. Die Gestalt einer Person tauchte hinter einem Steinbrocken auf. In ihrer Hand hielt sie locker einen Bogen. Nirahs Pfeil bohrte sich in den Boden vor ihren Füßen. "Keinen Schritt weiter." knurrte Nirah. Die Angreiferin sprang entsetzt zurück, ließ ihren Bogen fallen und hob die Hände. "Oh." machte sie dann aber nur, starrte dabei mit großen Augen an Nirah vorbei. Zu Sir Jasper und Notos. "Oh."
Die Frau hatte kurze braunrote Haare und sie sah sehr jung aus. "Das Monster ist kleiner als ich gedacht habe." Verständnislos deutete sie auf Sir Jasper.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.06.2024 19:01.

Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 11.06.2024 23:25

Die Reise verlief ähnlich wie am Vortag: schweigend, mit der Ausnahme, dass er nun hinter Nirah hertrottete,  dabei immer eine vorsichtige Distanz wahrte. Der stetige Niesel, der allem Anschein nach ebenfalls zu seinen neuen Begleitern zählen wollte, verstärkte die Stille, die zwischen ihnen hing. Notos beachtete all dies kaum. Seine Gedanken hingen noch immer bei dem Gespräch, das sie kurz vor ihrem Aufbruch geführt hatten. Er war froh, dass Nirah sich darauf eingelassen hatte. Obwohl es ihr nicht leicht gefallen war, falls er den Ton in ihrer Stimme richtig gedeutet hatte. Sie gab scheinbar wirklich ihr Bestes, um sich an ihre Abmachung zu halten. Sein Blick huschte nach vorne, wo er verschwommen Nirahs Gestalt sehen konnte, und dann zu seinen Händen. Sie mochte es also nicht, wenn er sie überraschend anfasste? Es beruhigte ihn ein wenig, dass sie seine Nähe nicht generell verabscheute – selbst wenn es ihn mehr traf als es sollte, dass sie ihn und seine Art als derart ablenkend und störend empfinden konnte. Dennoch, er würde ihren Wunsch respektieren und ihr nicht ohne Vorwarnung zu nahe zu kommen, solange dies vermeidbar war. Er musste es zumindest versuchen...

Nirah wollte die ersten regenfreien Minuten des Tages anscheinend sofort nutzen. Als die Heilerin zur Rast aufrief, stoppte Notos irritiert in seiner Bewegung. Sein erster Impuls war es, sich lautstark zu widersetzen. Sie waren zu spät aufgebrochen und kamen dank ihm sowieso langsamer voran. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie direkt bis zum Sonnenuntergang durchmarschieren. Doch die Erinnerung an den gestrigen Tag ließ ihn jegliche Proteste runterschlucken. Besser, sie machten jetzt kurz Pause, als dass nachher einer von ihnen Bekanntschaft mit dem Boden machen würde.

Mit einigen knappen, dankenden Worten nahm er einen Teil des Essens an, das Nirah ihm reichte. Er machte sich eine mentale Notiz, dass sie wohl irgendwann einen Teil des Tages nutzen müssten, um ihre Vorräte aufzustocken – und hielt ertappt inne, als Nirah seine ansetzende Blindheit ansprach. Mit einem undeutlichen „Hm" wandte er missmutig den Kopf ab, damit Nirah ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte. Zum Glück fragte sie nicht weiter nach, und er setzte auch gar nicht erst zu einer Erklärung an. Es war unnötig und ändern würde es auch nichts.

Notos war froh, dass Nirah ihre Rast so kurz wie möglich halten wollte. Beinahe erleichtert wollte er ihr folgen, nur um abermals irritiert Halt zu machen, als Nirah ihn dazu aufforderte. Seine milde Genervtheit schlug jedoch sofort in Aufmerksamkeit um. Ob er was hörte? Vielleicht, wenn er genau hinhörte... War das ein Zischen? Während Nirah sich davonschlich, versuchte er den genauen Ursprung des Geräusches herauszufinden. Das Rauschen des Flusses machte es schwer den genauen Standort festzulegen. Oder gar zu bestimmen, ob ein Mensch oder ein anderes Wesen dieses verursachte. Letzteres konnte Nirah ihm zumindest beantworten, als sie zurückkam. Jemand schoss auf sie. Er verzog automatisch das Gesicht. Na großartig. Er mochte Fernwaffen nicht...

Die Erkenntnis allein reichte jedoch aus, um seine Alarmbereitschaft zu wecken. Er gab einen knappen Pfiff von sich, um Jasper zu sich zu rufen. Gerade noch rechtzeitig. Das Surren eines weiteren Pfeiles durchschnitt die Luft, scharf, aber nicht in unmittelbarer Nähe. Kurz darauf landete ein Gewicht auf seiner Schulter und ein aufgebrachtes Knurren erreichte seine Ohren. Notos stutzte. Jasper war aus der Richtung gekommen, wo er auch den dumpfen Aufprall des Pfeiles gehört hatte. Eine ungute Vorahnung nistete sich ein, ließ kalte Wut in seinem Magen aufkeimen. Konnte es sein, dass der Angreifer es auf seinen Partner abgezielt hatte? Ein elektrisches Knistern erfüllte die Luft, als flackerndes Licht seine Waffenspitze umwaberte.

Ausgerechnet Nirah riss ihn mit ihrer Berührung aus seinem feindlichen Anstarren des Waldrandes. Kurz versteifte sich alles in ihm. Er spielte mit dem Gedanken sich loszureißen. Den törichten Idioten zu finden, der es wagte, auf seine Begleiter zu schießen. Er hätte eine warme und freundschaftliche Begrüßung verdient. Gleichzeitig war es, als würde ihn jemand eisern bei der Schulter packen. Eine strenge, innere Stimme drang zu ihm durch. Lass sie gehen. Notos verzog das Gesicht, doch er haderte. Hinter ihm nahm er nur zu gut Nirahs Präsenz wahr. Jaspers Körper drückte gegen seinen Rücken, tiefer als gewöhnlich. Vermutlich suchte er instinktiv nach Deckung. Notos schnaubte frustriert – gab aber schließlich nach. Natürlich. Sein Mentor hatte es immer schon gesagt. Er durfte sich nicht in seinen Gefühlen verlieren. Erst recht nicht jetzt. Er hatte schließlich jemanden zu schützen. Mit einem letzten Blick auf das dichte, verschwommene Grün folgte er der Heilerin hinter die Felsen.

Bei ihrem Schutzwall angekommen, schloss er sofort die Augen. Atmete tief durch, versuchte seine Aura auszustrecken, und schickte schwache pulsierende Wellen in alle Richtungen. Eher nebenbei bekam er mit, wie Nirah mit ihm sprach. Er nickte auf ihre Aussage dass der Angreifer flussaufwärts sein musste. „Es scheint nur eine Person zu sein," teilte er ihr mit. Das war machbar, wenngleich er nichts unterschätzen durfte. Der Griff um seine Hellebarde wurde fester, als sich ihnen Schritte näherten. Erneut kribbelte es in seinen Fingern, doch er hielt sich zurück. Ruhig. Überstürz nichts.

Das tat am Ende Nirah für ihn. Noch bevor er sich vor sie stellen konnte, bereit, sämtliche feindliche Angriffe als erstes abzuwehren, hörte er, wie die Heilerin einen Pfeil abschoss. Ein weiteres Geräusch folgte. Dumpf, als würde etwas zu Boden fallen. Zu sachte, um dem Gewicht einer Person zu entsprechen. Die Waffe vielleicht? Das wer eigentlich die Gelegenheit, um zum Gegenangriff überzugehen. Allerdings....etwas an der Stimme des Angreifers – oder eher, der Angreiferin - ließ ihn zögern. Erst spiegelte er ihre Überraschung, blinzelte verständnislos. Dann begriff er – und fing breit an zu grinsen.

Seine abwartende Haltung wandelte sich zu einer lockeren, als er sich belustigt gegen seine Hellebarde lehnte. „Das Monster ist mein Partner und nennt sich Jasper. Sir Jasper vom Donnerfels, um genau zu sein. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn du nicht auf ihn schießen könntest?" Wieder eine Person, die einen Drachen nicht erkannte selbst wenn er vor ihr stand. Warum überraschte es ihn nicht mehr?

Jasper lugte aus seiner Deckung hervor, schnupperte wachsam, bevor stolz wieder seinen gewohnten Platz einnahm. Bei dem Wort „Monster" schnaubte er abwertend, wandte dann eingeschnappt den Kopf ab. Zeitgleich zuckten elektrische Impulse durch Notos' Schulter. Jung. Waffe am Boden. Er sollte sie wohl trotzdem nicht unterschätzen.

... Das bedeutete jedoch nicht, dass er nicht ein wenig sticheln durfte, richtig?
Der Fremden hatte es wohl erst die Sprache verschlagen, aber so wie sie gleich daraufhin zu drucksen begann, mussten tausend Gedanken auf einmal durch ihren Kopf jagen. „Sir Jasper von...was? Warum hat es..." Sie schüttelte den Kopf, setzte neu an. „Warum habt ihr..."

Notos ließ sie gar nicht erst aussprechen. „Ich schlage vor du hörst erstmal auf zu starren", gab er neckend von sich. Die Frau verstummte sofort und er spürte ihre Aura flackern. Automatisch fragte er sich, ob ihr das Blut in die Wangen geschossen war, so wie es bei Nirah wohl jetzt der Fall gewesen wäre. Er schmunzelte: „Du könntest damit anfangen, wer du bist. Und was du hier tust – abgesehen davon, hinterhältig auf Reisende zu zielen."

Die Aura vor ihm flackerte stärker auf. „Äh, ich dachte..."
„Du dachtest was?", unterbrach er sie sofort, die Stimme einen Hauch beißender als gewollt. „Dass es eine gute Idee wäre, allein ein Monster anzugreifen, ohne es überhaupt gesehen zu haben?"

„Ich bin nicht all...", fing sie sofort an sich zu wehren – warum erinnerte sie ihn an Nirah – stoppte jedoch mitten im Satz, überlegte es sich scheinbar anders. „Ich hätte es hingekriegt", korrigierte sie schnippisch.

Amüsiert hob er eine Braue hoch. „Oh ja, bestimmt. Insbesondere nachdem du jegliche Deckung aufgegeben hast, um nachzuschauen, ob du dein Ziel getroffen hast. Welches erstaunlicherweise zu Boden gegangen ist, ohne den leisesten Schmerzenslaut von sich zu geben. Ein Wunder."

Kurz hatte er das Gefühl, sein Gegenüber setzte zu einem weiteren Konter an – doch nichts kam. Vorerst. Notos wartete kurz, bevor er ergeben aufseufzte. „Aber ich gebe zu, wenn es ein Monster gewesen wäre, wäre es klug es am Fluss aufzulauern. Macht das Anschleichen einfacher." Seine Mundwinkel zuckten neckend nach oben. „Und wenn du nächstes Mal geduldig genug bist, um dein Ziel zu sehen, würdest du es vielleicht sogar treffen." Beim letzten Satz huschte sein Blick zu Nirah rüber. Die Götter wussten, dass die Sache nicht so glimpflich für sie verlaufen wäre, wenn Nirah sie angegriffen hätte – die Götter wussten jedoch ebenfalls, dass es für beide Frauen nicht glimpflich ausgegangen wäre, wenn sie Jasper wirklich verletzt hätten.

Das Flackern vor ihm ebbte ab. „Meinst du das ernst?", fragte die helle Stimme. Sie klang überrascht...und aufrichtig glücklich über seine Worte. Notos blinzelte. Und begann dann sachte zu lächeln. „Vielleicht sollten wir nochmal von vorne anfangen. Erlaube mir mich vorzustellen. Mein Name ist Notos – „ er deutete eine Verbeugung an – „meinen Partner Jasper kennst du ja bereits schon." Jasper wandte weiterhin beleidigt den Kopf ab, flatterte aber einmal kurzangebunden mit seinen Flügeln. Notos ging auf dieses Verhalten nicht weiter ein, sondern deutete schmunzelnd neben sich „Und meine reizende Begleiterin neben mir ist Nirah."



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 12.07.2024 01:26

Nur kurz huschte Nirahs Blick zu Notos, als dieser zu sprechen anfing. Ihre Waffe hielt sie weiterhin auf die Angreiferin gerichtet, auch wenn diese überwältigter zu sein schien als ihre Opfer. Notos gab sich betont gelassen und mit einem Grinsen im Gesicht, das gar nicht zu der Anspannung von eben passte. Falls er es spielte so erzielte es bei der Fremden dennoch eine Wirkung. Sie stammelte unbeholfen. Nirah wäre an ihrer Stelle und diesem selbstgefälligen Gehabe auf Notos losgegangen. Jetzt allerdings standen sie irgendwie auf derselben Seite. Und...
"Er hat leider recht" warf Nirah gereizt ein. "Von derDeckung abgesehen solltest du das nächste Mal vielleicht zielen und es nicht so lange probieren bis einer deiner Pfeile zufällig irgendwo stecken bleibt?"

 

Kurz darauf schlug Notos versöhnlichere Töne an. Geduld! Er sagte es. Die Frau strahlte ihn regelrecht an. Nirah schnaufte leise als er eine Verbeugung andeutete und dachte an seinen dramatischen Kniefall damals im Wald zurück. Als er sie vorstellte, nickte sie nur – seit wann sprach er für sie beide? - und nutzte die Gelegenheit. Während die andere sich mit „Kay. Ich heißte Kay." vorstellte glitt Nirah geschmeidig nach vorne, griff sich dem Bogen der Fremden. „He, das ist meiner!"

Jetzt nicht mehr. Kay reagierte zu langsam. Nirah sprang außer Reichweite, bevor sie die Hand nach ihrem Bogen ausstreckte. „Du hast uns angegriffen!" knurrte sie Kay an. Die schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe das Mon...ihn angegriffen." Sie deutete auf Sir Jasper, der einen einen eindeutig unzufriedenen Ton von sich gab. „Wirklich? Kaum zu glauben", schnaubte Nirah leise, bevor sie die Arme vor der Brust verschränkte und in einem scharfen Ton auf Kay einredete.
„Sir Jasper gehört zu uns. Du kannst doch nicht einfach auf das Erstbeste schießen, das dir unter die Nase kommt. Er war keine Bedrohung für dich und er ist sicher keine Beute. Ich meine, schau ihn dir an. Wie würdest du vor der heiligen Mutter rechtfertigen, wenn er wegen dir gestorben wäre? Oder einer von uns beiden, weil du wie wild in alle Richtungen geschossen hast? Wer in aller Welt hat dir überhaupt einen Bogen in die Hand gegeben?"

Kay trat von einem Fuß auf den anderen. „Es ist wirklich meiner. Ich bin Kriegerschülerin." Nirahs anklagende Haltung lockerte sich automatisch, wenngleich ihre Gesichtsmuskeln kein bisschen zuckten. „Und ich konnte nicht wirklich zielen, da ich es nicht wirklich gesehen habe...."
„Das ist ja noch besser." Wieder war Nirah versucht, fassungslos den Kopf zu schütteln. Doch Kay hatte plötzlich die Hände zu Fäusten geballt und funkelte zurück. Nicht wütend, nein. Mehr verzweifelt?
„Ich habe es nicht gesehen, aber gespürt. Das Monster hat mein Dorf angegriffen! Es verwüstet. Dieses mulmige Gefühl im Magen, als würdest du jeden Moment angegriffen werden. Hast du es nicht gespürt." Nirah zuckte mit den Schultern. „ Es ist ganz sicher dasselbe. Ich weiß, dass es von ihm kommt. Ich habe es dort gespürt und jetzt wieder. Die Jäger haben versucht es zu erwischen und jetzt sitzt es hier einfach. Ihr könnt nicht erwarten, dass ich tatenlos herumsitze!"

„Kay. Kay, hör zu, ja? Sir Jasper hat niemanden angegriffen außer vielleicht ein paar Hasen oder hier und da einen verirrten Vogel. Und siehst du wie klein er ist? Ich würde dir zwar raten, dich nicht mit ihm anzulegen und ich spreche hier aus Erfahrung, aber wie sollte er ein ganzes Dorf verwüsten. Und wieso. Er war bei uns. Nun....bei Notos." Nirah schenkte Notos einen Seitenblick. „Also was auch immer du geglaubt hast in ihm zu erkennen, du hast dich geirrt."

Kay sah die beiden hilflos an. „Ich war mir so sicher." Nun ließ Nirah endgültig ihre Anspannung fallen. „Du hast gesagt Jäger versuchen es zu erwischen? Aus deinem Dorf? Was genau hat denn dein Dorf angegriffen?" Die Augen der anderen Frau huschten wieder zu Sir Jasper. „Ein Monster." hauchte sie. „Ein riesiges Monster." Kay schauderte sichtbar.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.07.2024 18:05.

Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 14.07.2024 19:50

Na geht doch. Die Fremde ließ sich auf das kleine Kennenlernspiel ein. Notos hatte jedoch kaum Zeit, ihr mit einem lächelnden „Kay also. Freut mich," zu antworten, da griff Nirah bereits nach dem am Boden liegenden Bogen – eine Aktion, die er mehr hörte als wirklich sah. Aber Kays Proteste sprachen für sich. Notos entkam ein Schmunzeln, was Nirahs hitziges Gemüt nur verstärkte. Feuerherz durch und durch. Allerdings, was hatte sie gerade gesagt? Jasper gehört zu uns?

Notos zwang sich, nicht offensichtlich überrascht seinen Blick zur Heilerin wandern zu lassen. Ah, natürlich. Er vergaß. Sie waren jetzt ja so etwas wie ein Team. Bisher haben sie erstaunlich gut aufeinander abgestimmt reagiert. Beinahe hätte es ihn vergessen lassen, wie zuwider Nirah seine Partner-Idee eigentlich gewesen war. Ihre entschlossenen Worte gerade eben konnte man jedoch nicht verleugnen. Vielleicht hatte sie sich inzwischen mit dem Gedanken, dass Sie eine Gruppe waren, mehr angefreundet? Er mochte auf jeden Fall den Klang. Uns. Es fühlte sich richtig an.

Inzwischen hatte Kay rausgerückt, dass sie eigentlich eine Kriegerschülerin war. Sein Ausdruck wurde für einen Moment weicher und er war versucht, in Nirahs Zurechtweisung einzugreifen – bis ihn etwas in Kays verzweifelten Rechtfertigung aufhorchen ließ. Augenblicklich straffte sich seine Haltung wieder und er tauschte einen vielsagenden Blick mit Jasper aus. Sie hatte... nein, das war nicht möglich. Oder?

Notos Gedanken überschlugen sich, als er sich versuchte einen Reim aus allem zu machen. Schließlich blieb sein Blick eindringlich auf Kay haften. Er kniff die Augen zusammen, trat einen Schritt auf die junge Frau zu. „Ein riesiges Monster? Du bist dir wirklich sicher?" Kay wandte sich langsam zu ihm um, sichtbar irritiert von der ungewohnten Intensität in seiner Stimme. „Ja, sag ich doch."

Notos trat weiter nach vorne. „Hast du mehr erkennen können? Hatte es Schuppen oder Federn?
Kay wich mit einem „Ich..." langsam nach hinten aus, während Notos sich ihr weiter näherte. Er bemerkte es kaum, dass er die Kriegerschülerin dabei langsam einengte. Er brauchte Antworten. „Wie sieht es aus mit Schwingen? Konnte es fliegen?" Kay stieß mit dem Rücken gegen einen Baumstamm. Flüchtig sah sie sich um, versuchte zu einer Antwort anzusetzen, doch Notos setzte bereits weiter nach: „War noch irgendjemand bei dem Monster gewesen? Wie genau haben seine Angriffe ausgesehen. Du musst doch zumindest etwas – " er stoppte abrupt, als das Flackern in ihrer Aura mit einem Mal rasant zunahm.

„Ich weiß es nicht so genau!", platzte es laut aus ihr heraus. Ihre Stimme zitterte, aber sie wandte ihren Blick nicht ab. „Es war mitten in der Nacht, als das Monster auftauchte. Ich weiß nur, dass mich ein lauter Knall aufgeweckt hatte. Bereits da hatte ich das überwältigende Gefühl gehabt, dass etwas Schreckliches passieren würde. Und dass es näherkam. Ich habe kaum atmen können. Dann kam wieder das ohrenbetäubendes Krachen über mir, direkt auf meinem Dach. Hätte ich mich nicht instinktiv aus dem Bett gerollt, wäre einer der Holzbalken direkt auf mich gestürzt."

Kay verzog das Gesicht und umklammerte fest ihren Arm. „Ich bin nach draußen gerannt. Aber es war zu dunkel. Ich habe nur gesehen, dass es riesig war. Und seine Augen. Ich werde diesen intensiven Blick nicht vergessen." Nur kurz schaute sie Notos dabei direkt an, bevor sie den Kopf senkte. Ihre Worte wurden zunehmend hektischer. „Dann hat mich jemand hat mich zur Seite gestoßen. Die Krieger haben alle laut Befehle rumgeschrien. Ich habe Rauch gesehen. Und Feuer. Und jetzt – jetzt ist unser Dorf in Trümmern. So viele Häuser sind beschädigt und..."

„Kay." Notos legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. Sah dabei zu, wie sich Fetzen von Blau um das wild flackernde, herbstliche Orange ihrer Aura legte, während er ruhig auf sie einredete. „Es ist alles in Ordnung. Sieh mich an. Atme langsam." Das Flackern ebbte ab, je ruhiger Kay wurde. Inzwischen schien sich das dunkle Blau wie ein schützender Mantel um sie gelegt zu haben. Das Orange leuchtete gedämpft hindurch. Erst dann fuhr Notos fort, bedächtiger als zuvor. „Es tut mir leid, was bei euch passiert ist."
Kays verbissenen Ausdruck konnte er zwar nicht sehen, aber er spürte ihn nur zu gut. „Es darf damit nicht davonkommen. Was wenn es nächstes Mal noch mehr zerstört? Was wenn es jemanden umbringt?"

Jasper trat unruhig auf seiner Schulter auf und ab, erinnerte ihn damit daran, dass die Kriegerschülerin noch vor wenigen Augenblicken das kleine Federbündel für all die Zerstörung beschuldigt hatte. „Und du bist dir wirklich sicher, dass es genau dieselbe Ausstrahlung wie mein Partner hatte?" Notos konnte sich denken, wie Kay seinen Freund niederstarrte. Dann nickte sie mit Nachdruck. „Ohne Zweifel."

Notos seufzte stumm auf. Sie log auf jeden Fall nicht. Er nahm seine Hand von ihrer Schulter, kappte damit die Verbindung zwischen ihnen. Legte dieselbe Hand dann auf seine Brust. „Ich schwöre bei meinem Namen, dass Jasper dein Dorf nicht angegriffen hat." Hilflosigkeit schlich sich wieder auf Kays Miene, doch er fuhr fort, noch bevor sie ihn unterbrechen konnte. „Aber ich glaube dir. Was nur zwei Möglichkeiten übrig lässt. Entweder war dies ein Monster, dass Jaspers Präsenz sehr präzise nachahmen kann. Ein wenig wie das Monster, gegen das wir zwei gekämpft haben." Er schenkte Nirah einen Seitenblick. „Oder... es war ein Wesen, das meinem Partner ähnlich war." Und genau letzteres war es, was einen verräterischen Funken von Hoffnung in ihm aufglimmen ließ. Falls Kay wirklich einen ausgewachsenen Drachen gesehen hatte, konnte es nur bedeuten, dass dieser irgendwo einen Ort zum Wandeln gefunden hatte. Und dass sich dieser Ort in der Nähe befinden musste. Vielleicht war sein Weg nach Hause greifbarer, als er gedacht hatte.

Sein Entschluss war gefasst. So klein die Chance auch sein mochte, er musste dem nachgehen. Außerdem, was wäre er für ein Ritter, wenn er jemanden in Nöten allein lassen würde. Mit neu gefundener Entschlossenheit lächelte er der Kriegerschülerin zu. „Sag, Kay, würdest du uns zu deinem Dorf führen? Vielleicht könnten wir helfen."



Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.07.2024 19:55.

Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 18.07.2024 22:33

Notos schaltete sich wieder ein, aber von seiner übermäßigen Gelassenheit von eben war nichts mehr zu spüren. Nirah beobachtete wie er auf Kay zuging, sie immer mehr einengte, wie sie nach hinten zurückwich. "Notos." sagte Nirah beruhigend und etwas irritiert. Kay mochte sie vielleicht angegriffen haben, doch gerade drohte keine Gefahr. Vorallem passte dieses Verhalten nicht zu dem Krieger, den sie kannte. Was tat er?
Sie sah wie Kay unruhiger wurde in ihren Augen und in ihrer Körperhaltung. Nirah zuckte zusammen, als die Fremde plötzlich lauter wurde und die Geschichte über den Angriff auf das Dorf erzählte. "Notos." warnte sie leise und ging sie selbst einen Schritt auf ihn zu.

Doch dann wechselte Notos mit einem Mal seine Haltung. Seine Stimme klang nun ruhig, besänftigend. Er hatte eine Hand auf Kays Schulter gelegt. Als wäre er nicht gerade selbst die Ursache für die leichte Panik der Kriegerschülerin. Und Kay schien es tatsächlich zu überzeugen. Nirah beobachtete Notos stirnrunzelnd. Wenige Momente später schien sich die Lage beruhigt zu haben. Notos Blick traf sie, als er von dem Monster im Wald sprach. Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf. Dieses hatte keine Präsenz wie Sir Jasper gehabt. Wovon redete er? Eine Präsenz sicher, aber die hatte jedes Wesen in einem gewissen Maße. Sir Jasper strahlte etwas anderes aus. Greifbarer, schärfer, klarer. 

Nirah verschluckte sich beinahe als er Kay anbot mit ihr zu gehen und ihrem Dorf zu helfen. Aber sie unterdrückte ihre Reaktion, hielt sich weiterhin im Hintergrund, nickte zustimmend in Kays Richtung. "Ich weiß nicht." Kay sah zwischen Notos und Nirah - und Sir Jasper - hin und her.  "Ich meine, ich bin eine gute Schützin. Falls ihr Verletzte habt, könnte ich auch mit denen helfen. Ich bin Wächterin." Sie zögerte, hüstelte. "Nun, Schülerin... Und Notos ist ein hervorragender Krieger." Der auch ganz sicher nicht halb blind ist. "Im Fall eines erneuten Angriffs, können wir euch unterstützen." Sie spielte einfach mit. Immerhin brauchten sie unbedingt neue Vorräte und wenn Notos schon selbst entschied, dass er eine derartige Rast machen wollte würde sie ihn sicher nicht aufhalten. Nicht, dass er auf sie gehört hätte, wenn sie etwas ähnliches vorgeschlagen hätte.
Kay überlegte eine Weile. Sie inspizierte Sir Jasper, welcher missgelaunt zurück blickte, sonst aber nichts tat. "In Ordnung. Wir könnten etwas Hilfe gebrauchen." sagte sie schließlich. "Ich führe euch hin." Sie deutete flussaufwärts und setzte sich in Bewegung. "Ich will meinen Bogen zurück." 
"Ganz sicher nicht. Nicht bevor wir da sind." antwortete Nirah prompt und folgte ihr, nahm davor den im Boden steckenden Pfeil auf. Kay war nicht begeistert, doch sie fand sich mit ihrem Schicksal ab.

Nirah hatte ihren eigenen Bogen wieder verstaut und trug den anderen in einer Hand. Während sie hinter Kay hertrotteten, begab sie sich auf Notos' Höhe. "Ich dachte, du hast es eilig." sagte sie mit gedämpfter Stimme. Irgendwohin zu kommen. "Wir müssen reden, Donnerschwinge. Später." 

Kay erzählte, dass sie eigentlich auf der Jagd gewesen war, als sie Sir Jasper wahrgenommen hatte. Die meisten Krieger aus dem Dorf waren anderweitig beschäftigt und so mussten die Schüler die Jagd alleine übernehmen. Sie erfuhren auch, dass nicht nur Kays Dorf Probleme mit dem Monster hatte und sich die Jäger aus verschiedenen Dörfern zusammengeschlossen hatten um das Biest aufzuspüren und zu erlegen. Bislang erfolglos. 

Es dauerte nicht allzu lange, bis die ersten Zeichen von der besagten Verwüstung in Sicht kamen. Wie eine Furche zog sich die Spur eines eindeutig großen Wesens durch umgerissene Bäume und aufgewühlte Erde. Im Dorf sah es kaum besser aus. Einige Hütten waren eingestürzt, Brandflecken zierten die ganze Siedlung. Im Vergleich zu Silberquell war diese hier groß ... und ganz anders. Während Silberquell umsäumt von dichtem Wald war, so war dieses Dorf von felsigem Untergrund umgeben und dem Fluss der hier tosend vorbei rauschte. Der Wald war ein Stück entfernt und weniger dicht. So konnte man erstaunlich weit sehen. In der Ferne zeichneten sich hohe Felsen ab, die an Berge erinnerten.

"Kay, wir sollten uns bei eurem Oberhaupt ankündigen." Seit sie sich dem Dorf genähert hatten, war Nirahs Miene zunehmend grimmiger geworden. Egal was Notos vorhatte, wenn sie irgendwie konnten, sollten sie aushelfen. Selbst wenn es nur für einen Tag wäre. Kay verzog das Gesicht. "Ja, solltet ihr wohl. Ich glaube, ich weiß wo er ist." antwortete sie. Nirah warf einen schnellen Blick zu Notos. "Sir Jasper sollte sich wohl wieder im Verborgenen halten." flüsterte sie ihm zu. Jetzt noch mehr als in Silberquell.

Sie durchquerten das Dorf und näherten sich dem gegenüberliegenden Rand, wo eine kleine Gruppe von Kriegern damit beschäftigt war, Außenbefestigungen aufzubauen. Einer entdeckte Kay und winkte ihr gut gelaunt zu. Kay lächelte zurück. "Ist mein Vater bei euch?" Der Krieger grinste.
"Hal! Besuch für dich"  Der Mann namens Hal kam hinter einer Holzkonstruktion hervor. Zuerst bemerkte er Kay, dann Nirah und Notos. "Ah, ich sehe. Leute, macht weiter. Ich bin gleich zurück." Ohne ein weiteres Wort bedeutete er der Gruppe ihm zu folgen. Er brachte sie ein Stück von der Baustelle weg, sodass sie in Ruhe reden konnten.

Hal blickte die drei mit verschränkten Armen an, sein Gesicht war ausdrucklos. "Wer seid ihr und was macht ihr hier?" verlangte er direkt zu wissen, ohne vorher mit Kay ins Gespräch zu gehen. Nirah holte einmal tief Luft. "Mein Name ist Nirah Wolfsauge. Ich bin eine Wächterschülerin aus Silberquell und auf der Reise mit meinem..." Sie stockte, schluckte. "Mit meinem Partner." Irgendwie schaffte sie es die Worte fast natürlich hervorzubringen und Notos einen auffordernden Blick zu schenken. Du bist dran.





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Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 27.07.2024 00:25

Notos nickte bestätigend, als Nirah ihre Fähigkeiten zu loben begann und tat dies ebenfalls, als sie auch ein paar Worte zu ihm verlor. Es überraschte ihn, dass sie ihn anscheinend sogar für einen hervorragenden Krieger hielt. Aber es stimmte. Er war gut. Damals sogar einer der besten gewesen. Auch wenn dies lange her war und seine schwankende Sicht manchmal ein wenig...hinderlich sein konnte.

Aber seien es nun Nirahs Lobeshymnen oder die Tatsache, dass Kays Dorf wirklich jede helfende Hand gebrauchen könnte – Kay stimmte zu. Zufrieden lächelnd wartete er darauf, dass die Kriegerschülerin sie anführte. Sie waren noch nicht lange unterwegs, als Nirah zu ihm aufholte. Ich dachte, du hast es eilig. „Daran hat sich nicht geändert.", antwortete er im selben gedämpften Ton zurück. „Aber das hier ist meine Pflicht." Auf Nirahs zweite Anfrage nickte er, schenkte ihr zuvor lediglich einen überraschten Seitenblick. Wenn ausgerechnet sie reden wollte, würde er ihr dies sicherlich nicht verwehren.

Kay übernahm das Reden für den Rest der Reise. Notos hörte aufmerksam zu, runzelte dabei nachdenklich die Stirn. Egal ob Monster oder Drache, er fragte sich, was der Grund für dieses ungewöhnliche Verhalten war. Und eine Frage, die weiterhin an ihm nagte – falls dies wirklich ein ausgewachsener Drache sein sollte, hatte er einen Reiter? Ein geplanter Überfall erschien ihm immer noch als eine der wahrscheinlicheren Antworten. Aber abgesehen davon, dass dies alles nur komplizierter machen würde: warum? Was hätte man davon, ein paar kleinere Dörfer niederzubrennen?

Als Notos merkte, dass er ohne weitere Informationen nicht weiterkommen würde, wandte er sich von diesem Thema ab. Die vereinzelten Bäume lichteten sich sowieso allmählich und er erkannte verschwommen die Silhouetten der ersten Gebäude. „Jasper", wisperte er leise seinem Partner zu. „Würdest du bitte...? Aber halte dich lieber bedeckt, ich würde dich gerne ohne Pfeile in deinen Flügeln wiederhaben." Jasper schnaufte abfällig, als wäre es absolut absurd, dass ihn jemals irgendjemand erwischen könnte, dimmte seine Präsenz aber zeitgleich auf ein absolutes Minimum ein. Das Federbündel war längst in den Baumkronen verschwunden, als Nirah ihm den guten Rat gab, dass sein Partner sich im Verborgenen halten sollte. Er grinste sie verschmitzt von der Seite an, deutete vielsagend um sich. „Siehst du ihn etwa hier?" Nein, Jaspers Suchmission war deutlich wichtiger, als ihn an seiner Seite zu wissen.


Notos hielt sich dicht hinter Kay, als diese sie zu einer Außenbefestigung des Dorfes führte. Hier also sollten sie das Oberhaupt finden? War wohl ein Mann, der gerne mitanpackte. Und zudem scheinbar auch ihr Vater? Er hatte Mühe, seinen Blick nicht überrascht zu ihr wandern zu lassen, als die gesuchte Person zu ihnen stieß. Hal also. Sein Nacken kribbelte, als er ein forschendes Mustern auf ihm spürte, dann führte der Mann sie bereits ein Stück abseits. Notos studierte ihn dabei schweigend. Seine Aura erinnerte nicht mal ansatzweise an die seiner Tochter. Zwar war diese auch orange, jedoch von einem so dunklen Farbstich, dass sie fast wie verbrannte Erde wirkte. Und noch etwas fiel ihm auf. Auren waren für gewöhnlich nie still, jede hatte ihr speziellen Bewegungsmuster. Während seine gemächliche kleine Wellen schlug, flackerte Nirahs Aura ungestüm wie die Flammen eines Feuers. Und die von Kays zitterte sanft, als würde ein rastloser Wind durch die herbstlichen Baumkronen streichen. Hals Aura hingegen wirkte fast komplett still. Einzig ein stetiges Vibrieren zeugte von der geballten Energie, die sich dahinter verbarg. Es machte den Eindruck eines unbezwingbaren Berges. Ein wenig erinnerte es ihn an seinen Vater.

Das Oberhaupt kam direkt zur Sache und Nirah übernahm den ersten Teil der Vorstellung – und nahm Notos damit erstmal den Wind aus den Segeln. Hatte er das richtig verstanden? Mit meinem Partner? Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer und sein Blick huschte schnell versichernd zur Heilerin. Er scheiterte kläglich daran, sein glückseliges Strahlen in den Griff zu bekommen. 
Beinahe wäre es ihm dabei fast entgangen. Die winzige Erschütterung in der erdfarbenen Aura des Mannes vor ihm. Notos blinzelte, gab es jedoch vorerst auf herauszufinden, was genau Hal zu dieser Reaktion verleitet hatte. Er lächelte dem stämmigen Mann offenherzig entgegen: „Ich heiße Notos Donnerschwinge. Aber einfach Notos reicht." Keine Antwort. Notos entschloss sich, unbeirrt fortzufahren: „Wir sind auf unserer Reise eurer Tochter begegnet.", Kays Aura neben ihm erzitterte hektisch und er schenkte ihr einen aufmunternden Blick. Solange du nichts sagst, sag ich auch nichts. Ritterschüler hielten schließlich zusammen.

„Wir haben so von den Angriffen erfahren und wir wollten nachfragen, ob wir helfen können." Irgendetwas sagte ihm, dass er bei dem Oberhaupt des Dorfes mit ehrlicher Direktheit am meisten Erfolg haben würde. Dieser nickte knapp auf die Vorstellung. „Hal Felsenspalter." Eine kurze Stille hing in der Luft, dann deutete Hal auf Notos' Arm. „Ihr habt Erfahrungen?"

Notos verstand erst etwas verspätet, dass er wohl den Fangzahn des Anhängers anvisiert hatte, den er sich wieder um den Arm gewickelt hatte. Er senkte bedächtig den Kopf. „Mehr als mir manchmal lieb wäre...aber wir können auch anderweitig helfen. Nirah hier ist eine großartige Schützin und Heilerin. Ohne sie würde ich niemals heute so gesund und munter hier stehen können." Er schenkte Nirah ein warmes Lächeln – und erneut flimmerte Hals Aura kurz auf.

Notos wandte sich ihm abwartend zu. Doch der stämmige Mann ließ sich nichts anmerken, brummte nur nachdenklich. „Ihr kommt aus Silberquell also?" Notos nickte. Hal lachte auf. „Weißhaars kleine Zuflucht also. Dass ich selbst hier dem alten Narren nicht entkommen kann." Notos konnte nicht sagen, ob diese Worte spottend, verbittert oder doch gutmütig gemeint waren. Ein wenig von allem vielleicht? Es stimmte ihn so irritiert wie neugierig, aber er hütete sich davor, diese Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

„Nun, wir können später weiter reden. Es gibt noch genug zu tun, bevor die Sonne untergeht." Und damit wandte sich der Anführer des Dorfes einfach ab. Notos schaute fragend zu Kay, doch bevor sie zu einer Antwort ansetzen konnte, kam ihr Vater ihr zuvor. „Na los. Wir haben nicht ewig Zeit." Notos folgte ihm schulterzuckend. Wenigstens schien er nun bessere Laune zu haben....weshalb auch immer.

Hal Felsenspalter führte sie zurück zur selben Holzkonstruktion und blieb unverwandt davor stehen, so ernst wie zuvor. „Jerell." Der grinsende Krieger von vorhin tauchte wieder auf. „Bringt mit Donnerschwinge hier mehr Holz für die Befestigung. Kaylin." Notos spürte neben sich Kays zusammenzucken und er unterdrückte den Drang, sich vor sie zu stellen. „Führe Wolfsauge zu Perrine." Ein schweres Seufzen folgte. „Ich suche euch zweien dann wohl eine Unterkunft für diese Nacht."

Notos hob sofort beschwichtigend die Hände: „Wir können auch gerne draußen schlafen." Er wollte diesem Dorf, dass noch so sehr mit den Nachfolgen des Angriffs zu kämpfen hatte, wirklich keine Umstände machen. Die Skepsis triefte jedoch geradezu aus Hals Stimme, als er sie erneut musterte. „...So seht ihr auch aus." Und damit drehte er sich um, um ließ sie einfach stehen. Eine Hand landete beschwingt auf seiner Schulter. Jerell drückte ihn gut gelaunt von den anderen weg. „Also gut, Donnerschwinge, mir nach. Hal mag es gar nicht, wenn man ihn warten lässt." Notos blinzelte verdattert, ließ sich jedoch nach einem kurzen Blick zu Nirah und Kay mitschleifen. So wie es aussah, hatten sie anscheinend Erfolg gehabt. Zumindest für diesen Moment.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.07.2024 18:05.

Saphyr

26, Weiblich

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Beiträge: 1011

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 23.08.2024 03:01

Wieso grinste er jetzt wieder so? Notos' Blick traf sie nur ganz flüchtig, als sie ihm das Wort übergab. Nirah versuchte ihre Irritation zu verbergen, während Notos auf einmal so hell leuchtete wie die Sommersonne als er mit dem Dorfoberhaupt sprach.
Hal Felsenspalter. Irgendwie kam ihr der Name bekannt vor, aber sie wusste nicht woher. In dieser Gegend war sie noch nie gewesen und er musste zu einem anderen Stamm gehören. Sonst hätte sie ihn bei den Versammlungen sicher gesehen. Wie weit waren sie gereist? Sie hatte zugegeben ein wenig die Orientierung verloren.

Was sagte Notos da? Ihr klappte der Unterkiefer nach unten und sie sah Notos verstohlen von der Seite an. Wieder trafen ihre Blicke sich, dieses Mal richtig. Er lächelte. Dafür, dass er sich so gegen die Heilung gewehrt, dann auch noch so stark darauf reagiert hatte, klang er ganz schön überzeugt. Wieso schaute er sie so seltsam an? Keinen Wimpernschlag später, war der Moment vorbei und Notos sprach weiter mit Hal, aber Nirah spürte eine eigenartige Wärme im Magen - vielleicht auch im Gesicht. Bevor sie darüber grübeln konnte, woher das denn bitte kam, gab Hal preis, dass er Weißhaar kannte. Also hatte Weißhaar ihn bestimmt einmal erwähnt. Daher musste sie den Namen kennen. Sie würde ihn fragen, sobald sie zurück war.

Kays Vater setzte sich in Bewegung und winkte den Rest hinterher. Nirah reihte sich hinter Notos ein und Kay bildete den Schluss. Bevor sie nachfragen konnte, was das nun bedeutete, verteilte Felsenspalter Aufgaben. Und anscheinend durften sie bleiben. Vorerst. Kay - Kaylin - kam auf Nirah zu und winkte sie Richtung Dorf. "Wer ist Perrine?" fragte Nirah auf dem Weg. "Perrine ist.... Sie kümmert sich um die Verletzten. Du meintest doch, du bist Heilerin?" Nirah nickte. "Ja, bin ich."
"Na dann, du wirst sie bestimmt verstehen." Wenig später erreichten sie ein unscheinbares Gebäude, welches wohl die Krankenstation sein musste.
"Kay?" Kay drehte den Kopf zur Seite. "Dein Bogen."
"Oh. Stimmt."
"Nimm meinen auch mit. Und pass gut auf ihn auf."
Nirah überreichte die Waffen und nickte ihr anerkennend zu. Dann schritt sie ohne ein weiteres Wort hinein.

Das hier war größer als die Krankenstation in Silberquell. Nirah landete in einem Zimmer nicht unähnlich dem Heilerzimmer in den Blockhütten. Außer, dass sich anstatt von vollgestopften Regalen lediglich eine Tür hinter dem Tresen befand. Alles wirkte sehr leer. Niemand war hier.
Auf beiden Seiten des Tresens führten Gänge nach hinten, wo sich weitere Türen entlang reihten. Dumpf drangen die Geräusche von Stimmen, einem Husten, einem leisen Wimmern nach vorne in den Hauptraum. Die Patienten waren vermutlich dort, aber wo war die Wächterin?
"Hallo?" versuchte sie es.
Es klirrte. Dann riss jemand die Tür hinter dem Tresen auf. Der Kopf einer Frau schob sich durch den Spalt. Ihre haselnussbraunen Haare, standen dem losen Zopf zum Trotz in alle Richtungen ab und ihre Stirn glänzte. "Was gibt es?" fragte sie schroff.

"Seid Ihr Perrine?"
"Wer sonst?"
"Hal Felsenspalter schickt mich um euch mit den Verletzten zu unterstützen. Ich bin..." Perrine unterbrach sie. "Unterstützen?" Nirah nickte zustimmend. "Na, wo hat er dich denn ausgegraben." sagte die andere trocken. "Ich bin aus...."
"Ich warne dich, wenn du etwas kaputt machst, werfe ich dich raus." Perrine schwang die Tür auf und winkte Nirah hinein. "Wieso sollte ich etwas..."
"Hast du irgendeine Ahnung vom Heilen?" Nirah schluckte verbissen. Konnte die Frau sie einmal ausreden lassen? "Ja. Ich bin Wächter..." Perrine stöhnte. "Natürlich bist du das", murmelte sie. "Kommst du jetzt rein? Oder willst du doch nicht helfen. Wäre nicht das erste..."
Nirah gab ihr nicht die Chance den Satz zu beenden. Sie stapfte hinter den Tresen und drückte sich an ihr vorbei in den Raum.

Hier herrschte das Chaos. Ein paar Dinge kamen Nirah bekannt vor: Die vollgestopften Schränke an den Wänden, die Arbeitsplätze, die zum Trocken aufgehängten Pflanzen. Doch alles, was irgendwie an das gut sortierte Quartier eines Heilers erinnerte war zur Seite geschoben worden, verdrängt von seltsamen Apparaturen und niedrigen Regalen mit unzähligen Glasfläschchen. Jede erdenkliche Farbe schimmerte aus den durchsichtigen Behältern. Ein gewaltiger Berg aus unterschiedlichen Materialien türmte sich am hinteren Rand und in der Mitte dominierten mehrere Kessel in einer Art Halterung den letzten verbliebenen Platz.
Perrine arbeitete sich dem fast unsichtbaren Pfad entlang durch den Raum, kniete sich auf halber Höhe hin und sammelte Glasscherben vom Boden. Eine matt braune Flüssigkeit bildete eine kleine Pfütze darum herum. Nirah wagte es nicht auch nur einen Schritt nach vorne zu machen, aus Angst sie könnte etwas umwerfen. Sie beobachtete wie Perrine sauber machte, dann höchst konzentriert eine Reihe an Fläschchen untersuchte, sie schwenkte und daran roch. Die Frau schien sie vergessen zu haben.
„Was ist das alles?" fragte Nirah und beäugte dabei ebenso skeptisch wie neugierig das Regal neben ihr.
Perrine fuhr herum und zum ersten Mal musterte sie Nirah aufmerksam, von oben bis unten. „Du bist nicht von hier." Nirah schüttelte den Kopf. „Der Mutter sei Dank. Wie heißt du nochmal?"
„Nirah Wolfsauge. Aus Silberquell."
„In Ordnung Nirah. Nimm die blaue Tinktur dort, schau sie dir genau an. Dann mach sie auf und riech daran. Gib mir deine Einschätzung."
Nirah tat wie ihr geheißen. Sie schwenkte die Flüssigkeit genauso wie Perrine es getan hatte. Während sie angestrengt versuchte den Geruch zu ermitteln ging eine Tür am anderen Ende auf. Eine junge Frau trug hektisch einen Korb voller Bandagen herein, feuerte ihn auf einen Haufen anderer Dinge und eilte bereits wieder hinaus. „Der hintere Flügel ist vorerst versorgt, Perrine. Ich hole mehr Wasser." rief sie von draußen. Direkt darauf flog die Tür auf der rechten Seite auf. „Perrine, ich brauche mehr von der Brandsalbe." verkündete eine andere Frau. „Hat sie funktioniert?" Die junge Heilerin lächelte müde. „Ja! Besser als ich dachte." Perrine klatschte in die Hände. „Wunderbar. Hier, ich habe noch eine Dose, aber das wird erstmal reichen müssen." Sie drückte der anderen etwas in die Hand, womit diese direkt wieder verschwand. So ruhig wie es den Anschein gemacht hatte war es auf der Station offensichtlich doch nicht.
„Wie viele Wächter sind hier tätig?" gab Nirah verblüfft von sich.
„Oh bitte, wir sind doch keine Wächter. Du wärst die Einzige. Also, was sagst du." Nirah starrte sie an. „Wo sind die Wächter?" Perrine zuckte mit den Schultern und winkte ab. „Keine Ahnung. Tun Wächterdinge schätze ich. Die Wächter und ich sind nicht wirklich...kompatibel."
„Aber..." fing Nirah an. „Sag mir was du denkst." Perrine deutete nachdrücklich auf die Tinktur. Aber Heilen gehört zu den Wächterdingen. „Ich kann nicht sagen, was es ist. Es sieht aus wie farbiges Wasser und riecht süß. Aber es erinnert mich an keine Heilpflanze, die ich kenne"
„Träufle ein paar Tropfen auf deine Hand."
Nirah kippte vorsichtig etwas von der Lösung auf ihre Handfläche. Nichts geschah. Bis sie verstand und mit großen Augen zu Perrine aufblickte. „Es strahlt Magie aus. Nur sehr wenig, aber da ist etwas. Es erinnert mich an ein Heilritual, das ich kenne. Was ist das?"
Perrine kratzte sich am Kopf. „Ich fürchte diese Tinktur ist leider zu nichts zu gebrauchen. Es war einer der ersten Versuche für die die Brandsalbe, die Vania eben abgeholt hat. Aber schließlich habe ich doch noch die richtige Formel gefunden, wie es aussieht. Ist das nicht großartig?" Sie hielt inne, legte den Kopf schief. „Du siehst verwirrt aus. Nun, ich habe keine Zeit dir meinen Prozess genau zu erklären, aber im Prinzip binde ich die Wirkung von magischen Ritualen an einen Träger, sodass sie zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar sind. Unabhängig vom Anwender und in vielen Fällen mit deutlich stärkerer Wirkung. Ich stelle damit Heiltränke und Heilsalben her... Du kannst den Mund wieder zu machen."

Nirah musste sich zwingen nicht mehr staunend im Raum umher zu schauen. Die vielen Möglichkeiten, die sich plötzlich eröffneten waren überwältigend. „Was wäre wenn man diese Tränke und Heilpflanzen mischt, um sie noch stärker zu machen? Oder wenn man eine Salbe beim Auftragen zusätzlich mit Magie verstärkt?" erkundigte sie sich vorsichtig. Perrine hatte einen so durchdringenden Blick, dass Nirah den Drang entwickelte sich zu ducken. Aber die Heilerin – war sie überhaupt eine Heilerin? – sah sie ernst an und sagte „Ich sehe, wir verstehen uns."

Ob sie wirklich verstanden hatte wusste Nirah selbst nicht, aber Perrine teilte sie kurzerhand für den linken Flügel ein und gab ihr sogar eine Reihe an Tränken und Salben mit. Sie beteuerte, dass Nirah als Wächterin deren Wirkung erkennen sollte und dass sie bestimmt klarkäme. Dann verschanzte sie sich hinter ihren Kesseln und versuchte ihre Kreation für die Brandwunden nachzubauen. Die Krankenstation war größer als sie gedacht hatte und beherbergte auch deutlich mehr Patienten, denn in jedem Zimmer waren mehrere untergebracht. Viele hatten Brandwunden oder Rauchvergiftungen erlitten, noch mehr Fleischwunden und Quetschungen. Am Anfang haderte Nirah damit, Perrines Tränke einzusetzen. Nach und nach entwickelte sie – nach mehrmaligem Absichern bei Perrine – ein Gespür dafür was wozu gut sein sollte. Im Laufe des Tages ging sie dazu über sich erst wie sie es gelernt hatte, um die Patienten zu kümmern und dann ihre Arbeit mit den Tränken zu unterstützen. Allerdings war Silberquell ein winziges Dorf. Noch nie in ihrem Leben hatte Nirah so viele Verletzte auf einmal versorgt, noch nie war sie pausenlos hin und hergerannt, sodass sie den anfallenden Arbeiten nachkommen konnten. Es war unfassbar, dass sogar einige Krieger mit bloßen Muskelschmerzen oder Zerrungen sich eine Portion von Perrines Wundermitteln abholen durften. Damit sie schneller wieder mit anpacken konnten, hieß es.
Nirah versorgte nicht nur die Patienten, sie räumte auf, sortierte wer zuerst behandelt werden musste, sprach sich mit den anderen drei, völlig übermüdeten Heilerinnen ab. Je später es wurde, desto mehr übernahm sie alleine. Nirah startete einen Rundgang durch die ganze Station, um jedem der es brauchte ein richtiges Heilritual zugute kommen zu lassen. Mit manchen führte sie Gespräche in ihrer Rolle als Wächterin. Wie gerne hätte sie mehr mit Perrine gesprochen, sie darüber ausgefragt wie sie die Heilmittel herstellte, aber sie kam kaum zum Luftholen. Irgendwo fand sich immer etwas zu tun.

Als sie aus dem letzten Zimmer herausstolperte, für das sie ein Heilritual eingeplant hatte, fühlte Nirah sich ausgelaugt. Sie schleifte sich zurück zum Heilerzimmer wo Perrine immernoch hochkonzentiert arbeitete. „Wir werden morgen noch eine Menge mehr von deiner Brandsalbe brauchen. Es sieht so aus als würde sie auch bei kleinen Schnittwunden sehr gut helfen.
„Danke Nirah. Ich arbeite daran. Vania ist gerade gegangen und..." Sie deutete Richtung Eingang, wo Kay ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat, „..du kannst auch gehen. Kaylin wartet schon eine Weile darauf dich mitzunehmen. Ich habe ihr gesagt, sie muss warten bis du mit den Ritualen fertig bist."
„Danke Perrine." antwortete Nirah überrascht. Dafür, dass diese Frau so einen Abscheu gegenüber Wächtern zu hegen schien, verstand sie deren Arbeit sehr gut. „Was ist mit den Patienten?"
„Ich kümmere mich darum, keine Sorge. Du hast uns sehr geholfen. Ich werde allein zurecht kommen, fürs Erste." Damit scheuchte Perrine Kay und Nirah hinaus.

„Schläft Perrine jemals?" murmelte Nirah leise. Kay verzog das Gesicht. „Ich weiß es nicht. Sie ist mir unheimlich." Nirah lachte leise und Kay stimmte ein.

Wie es sich herausstellte, hatte ihr Vater tatsächlich ein freies Zimmer für Nirah gefunden und Kay sollte sie dorthin bringen. Es dämmerte bereits. Nirah hatte ganz und gar die Zeit vergessen in der Krankenstation und gerade wollte sie nichts lieber als sich flach auf ein Bett fallen zu lassen. „Was ist mit Notos?" fragte Nirah, als sie sich einem Haus am Rande des Dorfes näherten. „Den löse ich als Nächstes ab. Ich glaube er müsste eine Pause noch nötiger haben als du, so wie ich meinen Vater kenne" grinste sie.
Kay setzte Nirah vor dem Haus ab und eilte wieder davon. Anscheinend stand das Haus zur Hälfte leer. Eine ältere Dame lebte hier und stellte ein Schlafzimmer zur Verfügung, das wohl früher ihrem Sohn gehört hatte. Nirah bedankte sie überschwänglich. Die Frau zog sich in den hinteren Teil des Hauses zurück und Nirah betrat das Zimmer. Es war erstaunlich großzügig und das Bett sah unheimlich einladend aus. Sogar ihr Bogen war schon hier. Sie löste ihren Gürtel und ihre Taschen, legte sie neben die Waffe und legte sich mit ausgestreckten Armen und dem Gesicht nach unten in das Bett. Ihr schmerzender Rücken seufzte regelrecht erleichtert.


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Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1013

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 03.09.2024 14:45

Jerells Erkennungsname lautete eigentlich Spatzenruf, aber sie beide waren sich schnell einig, dass diese Förmlichkeiten zwischen ihnen unnötig waren. Der immerzu gut gelaunte Krieger machte sich nicht zu viel aus...allem. Weder aus Erkennungsnamen, noch interessierte es ihn sonderlich, woher er und Nirah kamen und was sie hier taten. Redselig war er jedoch mehr als genug. Das begriff Notos spätestens dann, als Jerell ihn plötzlich breit lächelnd anstarrte: „Also, um das Eis zu brechen. Forellen – geröstet oder als Eintopf?" Notos blinzelte überrumpelt, bevor er zu einem bedächtigen „Ich denke beides kann..." ansetzte. Nur um sofort unterbrochen zu werden: „Also ich denke, wenn du einen Eintopf nehmen würdest, dann nur mit Eichelbrot dazu. Dann kannst du nämlich am besten den Geschmack kombinieren und..." Irgendwann inmitten dieses Wortschwalls überfiel Notos die Vermutung, dass es wohl egal war, welche Antwort er gegeben hätte – um diese Diskussion wäre er nicht herumgekommen. Da war wohl jemand ein enthusiastischer Redner und Verfechter von gutem Essen.

Nach einer Weile ließ er sich auf dieses Spiel ein, hörte schmunzelnd zu, warf hier und da ein paar provozierende Worte ins Gespräch, um Jerell weiter anzustacheln. Was viel zu einfach war. Wahrscheinlich hätte der Krieger gar nicht erst aufgehört zu reden, wäre Notos nicht mitten in seiner nächsten Stichelei gegen irgendetwas Hartes gedonnert. Es brachte ihn sofort zum Straucheln. Jerell blieb stehen, ein halb verspottendes, halb irritiertes Grinsen schwang in seiner Stimme mit: „Woah, pass auf. Hier liegt immer noch überall Schutt rum." Notos unterdrückte den Drang, seinen schmerzenden Fuß zu massieren. „Ich...sehe", gab er gepresst von sich, verzog dabei das Gesicht.

„Ja, das Biest hat uns ganz schön erwischt. Steht noch eine Menge Arbeit an. Und das nicht nur bei uns."

Stimmt, Kay hatte von einer ganzen Reihe an Überfallen gesprochen. Vielleicht war jetzt eine gute Möglichkeit, mehr Informationen zu bekommen. „Wie viele Dörfer wurden bereits angegriffen?

„Mit uns sind es jetzt genau vier Orte, an denen das Ding gewütet hat – wobei zugegeben, Kieselbach sollte meiner Meinung nach nicht ganz dazugehören. Da hat es nur ein paar Fischerhütten zerstört." Notos nickte nachdenklich, während Jerell in einen weiteren Monolog zu verfallen drohte. Vier Dörfer also. Wo auch immer Kieselbach lag. Er wünschte sich Nirah herbei, die ihn für diese Frage schief anschauen und dann, noch während sie ihm eine Antwort gab, sofort belehren würde, wie er so etwas wichtiges nicht wissen konnte. Er würde sich jetzt wohl selbst helfen müssen: „Habt ihr vielleicht eine Karte der Umgebung?"

Jerell blieb abrupt stehen. Sein Schmunzeln war weiterhin da, aber er war hörbar verwirrt: „Pff, Karte? Wovon redest du, Mann?" Notos stutzte über diese Aussage. Wie fand man sich hier sonst zurecht? Kannte jeder hier das Gebiet etwa so gut, dass niemand Karten brauchte? „Um grob das Territorium abschätzen zu können?", setzte er vorsichtig an. „Und man könnte vielleicht leichter Gemeinsamkeiten erkennen, falls es welche gibt."

Der Krieger runzelte die Stirn, bevor er mit einem Schulterzucken scheinbar unbekümmert weiterlief. „Alles Dörfer in Flussnähe, weiter aufwärts. Alle aber paar Tage Fußmarsch entfernt und nicht ganz so groß wir." Also alles Überfälle in einem weiten, offenen Gebiet: Es wäre nicht absolut unmöglich für einen Drachen, hier aus der Luft zu diesen Dörfern zu gelangen. Er hakte aber nicht mehr weiter nach. Es war ganz offensichtlich ein Thema, welches Jerell lieber mied – die Anspannung in seiner Aura verriet ihn. Ob es daran lag, dass Hal allen Schweigeverbot erteilt hatte oder weil er sich wirklich ungerne an diese Nacht erinnerte, konnte Notos nicht sagen. Als der Krieger also wieder mit einem „Übriges: Perrine. Sie ist abartig seltsam. Ein Genie, aber auch irgendwie verschroben. Manchmal glaube ich, sie nutzt mich für ihre Experimente aus,", abzuschweifen begann, gewährte er ihm diese offensichtliche Bemühung um einen Themenwechsel.

Als sie am Ziel ankamen, wusste Notos zwar nicht viel mehr über den möglichen Drachenangriff. Aber dafür war er um einiges an Dorfklatsch reicher und kannte nun die Rezepte für den besten Fisch-Eintopf. Wer hätte gedacht, dass die Wurzeln von Kletten so gut zu Forellen passen würden... Jerell hatte ihn überraschenderweise nicht direkt zum Wald geführt, sondern zum Fluss, ein ganzes Stück weiter aufwärts vom Dorf. Vier weitere Krieger waren hier beschäftigt. Die meisten von ihnen waren mit Sägen und Äxten bewaffnet und waren gerade dabei, einige Bäume zu fällen und sie transportgerecht zu kürzen. Einer hingegen stand am Flussufer und versuchte einige der Stämme zu einer Art Floß zusammenzubinden. Die Männer bemerkten ihre Ankunft erst, als Jerell ihnen laut zurief: „Heh Leute! Ich bringe Verstärkung. Donnerschwinge hier greift uns heute ein wenig unter die Arme." Dann wandte er sich direkt wieder an ihn: „Ich zeige dir gleich, wo du dich nützlich machen kannst. Bring aber erstmal irgendwo deine Waffen unter."

Notos hob grüßend eine Hand in Richtung der anderen Krieger, die jedoch nur mit milder Neugier diese Geste erwiderten, bevor sie sich wieder an die Arbeit machen. „Ich dachte, wir würden direkt zum Waldrand am Dorf gehen?", wandte er sich an Jerell, während er seine Waffen ablegte.

„Nah. Wenn wir ums Dorf rum alles abholzen würden, hätten wir bald keinen Wald mehr übrig und die heilige Mutter wäre nicht so erfreut darüber, wenn wir das Gleichgewicht stören würden und so." Jerell zuckte mit den Schultern, packte sich dabei aus den Werkzeugen, welche die anderen Krieger mitgebacht hatten, ebenfalls eine Säge. „Also holzen wir immer aus einem der Gebiete etwas mehr flussaufwärts. Der Wald ist hier viel dichter. Die Wächter passen aber selbst dabei auf, dass wir nie zu viel nehmen und immer etwas zurückgeben."

Notos' Blick huschte umher. Einige Stellen wirkten tatsächlich so, als würde man sie für Setzlinge bereithalten. Fiel das alles also auch ins Aufgabengebiet der Wächter? Aber nun, es machte Sinn. Diese Stelle hier funktionierte also wohl wie eine Flößerei oder ein Holztrift. Eine Vermutung, die sich sofort bestätigte, als vom Fluss her ein Ruf kam. Der Mann am Ufer watete mit einem Floß tiefer ins Wasser, stieß sich mit seinem Hakenstiel geschickt ab und steuerte die Stämme den Fluss hinab. Notos sah ihm so lange hinterher, bis Jerell ihn freundschaftlich auf den Rücken klopfte. „Hör auf zu starren und komm. Die Arbeit wartet."

Der Ablauf der Arbeit war an sich simpel. Der Krieger mit der wilden Mähne namens Arren entschied, welche Bäume gefällt wurden und wem diese Arbeit zufiel. Wer damit nicht beschäftigt war, arbeitete daran, die Äste von den bereits gefällten Baumstämmen abzutrennen und die Stämme für den Abtransport vorzubereiten, bevor man diese zu Tyren ans Ufer rollte. Tyren, der dunkelhäutige Mann dessen kräftigen Rücken er inzwischen deutlich besser als sein Gesicht kannte, war für den Transport der Stämme zuständig. Er kam immer wieder bei ihnen vorbei, nur um die Stämme zu Flößen zu binden und anschließend mit ihnen flussabwärts zu verschwinden. Die Arbeit war nicht unbedingt schwer – selbst mit seiner schwächeren Sicht ließ sich alles irgendwie bewältigen. Aber der Prozess war lang, eintönig und vor allem: anstrengend. Sägen, Äste abschlagen, die Stämme zu Tyren bringen. Ignorieren, wie schnell seine Muskeln dabei zu brennen begannen. Und das ganze wiederholen. Die Luft war erfüllt vom Duft frisch gefällten Holzes und das unermüdliche Geräusch der Sägen vermischte sich mit dem gleichmäßigen Rauschen des Flusses.

Anfangs hatte ihre Ankunft zumindest für etwas Abwechslung gesorgt. Jerell und Quinnick verfielen sofort in grinsende Plaudereien und die meisten Krieger waren zumindest verwundert genug über sein plötzliches Auftauchen, um ihn dazu auszufragen. Sobald sie allerdings zu hören bekamen, dass Hal mit allem einverstanden war, sank das Interesse beinahe schlagartig. Das und die anstrengende Arbeit zahlte irgendwann ihren Tribut.

Sägen.

Äste abschlagen.

Die Stämme zu Tyren bringen.

Alles Wiederholen.

Binnen einer Stunde war Notos schweißgebadet und in seinen Schultern und Armen machte sich allmählich ein brennendes Ziehen breit. Den anderen erging es nicht anders. So wie Quinnicks spielerische Kommentare und Jerells heiteres Geplapper langsam in wortloses, schweres Atmen übergingen, mussten auch sie zunehmend die Anstrengung spüren. Notos kannte diese Situationen gut genug. Und er wusste, dass er es auch ohne weitere Hilfe schaffen würde. Allerdings, vielleicht fühlte sich ein Teil von ihm verantwortlich, diesen Leuten zu helfen. Oder er wollte seinen und Nirahs Platz in diesem Dorf gerechtfertigten. Oder er ging einfach zu dem über, was ihm am vertrautesten war. Er atmete tief ein, konzentrierte sich auf die stetig fließende Energie in seinem Inneren. Visualisierte sie. Lenkte sie. Augenblicklich dimmte der Schmerz in seinen Armen ab. Beschwingter als zuvor machte er sich wieder an die Arbeit. Das Fällen ging ihm einfacher von der Hand und die Stämme fühlten sich nicht mehr ganz so schwer an – insbesondere, wenn er nachhalf und seine Kräfte etwas gezielter nutzte.

Das ihm dies bald ein paar irritierte Seitenblicke einbrachte, bemerkte er erst, als das Geräusch der Säge neben ihm verstummte. Er wandte den Kopf zur Seite und sah Russ, der einen genauso roten Stich in seinen Haaren hatte wie Quinnick – die zwei mussten Brüder sein – der fassungslos schmunzelnd den Kopf schüttelte. „Du arbeitest fast so viel wie Hal."

„Ja, nur in gut gelaunt. Das ist etwas unheimlich.", schaltete sich Arren murrend hinzu. Irgendwie trugen seine Worte dennoch einen Hauch von Anerkennung in sich. Notos dachte drüber nach, ob er zu einer Antwort ansetzen sollte – und wurde prompt unterbrochen.

„Mann, ich bin durch. Am liebsten würde ich direkt ins Wasser springen. Auch wenn ich mir wohl einen abfrieren würde danach." Jerell kam vom Ufer zurück, streckte dabei die Arme. Dankbar für den Einwurf, lächelte Notos gutmütig zurück. „Ein Dampfbad danach wäre nicht schlecht."

Jerell blinzelte einmal. Zweimal. Dann wanderten seine Mundwinkel amüsiert nach oben. „Ein bitte was Bad?"
Notos lachte leise auf: „Ein Dampfbad. Stell es dir wie eine viel zu gut beheizte Holzhütte vor. Drinnen ist ein Holzofen, auf dem Steine erhitzt werden. Über diese gießt man dann Wasser, um Dampf zu erzeugen."

Jerells Miene erhellte sich. „Ah, also quasi wie eine heiße Quelle, nur ohne das Wasser!"

Arren verdrehte verhöhnend die Augen. „Du redest wieder einen Mist, Jerell. Es gibt keine Quellen mit heißem Wasser drinnen." Jerell schenkte ihm einen vernichtenden Blick. „Idiot. Der Mann meiner Schwester war mal bei seinem Onkel in den Bergen und hatte dort eine genutzt."

Auf jeden Fall sitzt man dann für eine Weile drinnen – ", führte Notos seine Erläuterung fort, ein wenig lauter als zuvor.

„Schwitzt sich die Seele aus dem Leib", warf Russ trocken ein.

„Und springt danach ins kalte Wasser, um sich abzukühlen.", beendete Notos die Erklärung. Als er die skeptischen Blicke spürte, zuckte er schmunzelnd mit den Schultern. „Es ist erstaunlich entspannend und wirkt Wunder für die Gesundheit. Ich denke, eurem Anführer könnte es sehr gefallen."

Quinnick kicherte vergnügt: „Hal würde sich Wettkämpfe mit uns liefern, wer am längsten drin bleiben kann. Und jeden mit seinen Blicken verjagen, wenn er es wagen sollte, ihn herauszufordern oder seinen Rekord zu brechen." Zustimmendes Murmeln und Lachen erklang, bevor Arren in die Hände klatschte, um alle an die noch bevorstehende Arbeit zu erinnern. Notos hatte dennoch irgendwie das Gefühl, dass sich die Stimmung gelockert hatte.

Der Abend war bereits lange angebrochen, als Notos zusammen mit Tyren, Quinnick und Jerell die Stämme eines der größeren Flösse auf eine Art Schlitten trug. Arren hatte sie nach und nach alle geradezu vom Platz verjagt, aber das hat Notos nicht aufgehalten, zumindest noch mit Tyren das letzte Floß des Tages zum Dorf zu bringen. Der ältere Krieger sprach nicht viel mit ihnen – auch wenn Notos hätte schwören können, dass er ein Lächeln gesehen hatte, als er mit Jerell Geschichten aus der Kindheit austauschte. Scheinbar war er nicht der einzige mit einer Schwester gewesen, die nun versucht hätte, ihn vom Floß zu schubsen. Der Schlitten war bereits beladen und Jerell mitten in einer seiner Geschichten, als Kay zu ihnen stieß. Der grinsende Krieger bemerkte sie sofort als erstes: „Und stellt euch vor, dann hat sie.. oh, hey Kay." Die Schülerin lächelte ihn an. „Ich gehe Donnerschwinge ablösen. Oder wohl eher erlösen."

Quinnick meldete sich vom Flussufer: „Bring ihn gerne wieder mal her! War eine nette Abwechslung."

Notos schmunzelte erst nur gutgelaunt, bevor sich Zwiespalt in sein Gesicht schlich. Er sah zu Jerell rüber. „Soll ich nicht noch den Schlitten..." Der Krieger jedoch drückte ihn allerdings einfach grinsend in Kays Richtung. „Nein nein nein, wir machen hier den Rest. Hab viel Spaß mit deiner Partnerin", lachte er und irgendetwas an dem verschmitzten Ton ließ Notos innehalten. Das Quinnick im Hintergrund ein Kichern zu unterdrücken versuchte, half nicht. Aber er wusste es besser als sich jetzt mit den beiden anzulegen und lief einfach nur den Kopf schüttelnd Kay hinterher.

Er sah gar nicht wirklich, wohin die Schülerin ihn führte, konzentrierte sich nur darauf, ein Bein vor das andere zu setzen, streckte sich dabei. Seine Arme fühlten sich an, als wären sie aus Stein gemeißelt. „Du scheinst dich gut mit den anderen zu verstehen.", kam es plötzlich von der Seite. Notos hätte es als witzelnd aufgefasst, wenn Kay dabei nicht so.... nachdenklich geklungen hätte. Sie schaute ihn gar nicht erst an, den Blick starr nach vorne gerichtet.

Notos lächelte gutmütig. „Ich glaube nicht mehr als jeder andere es auch getan hätte."
Kay blieb still. Fast dachte er, sie würde gar nicht mehr antworten, bevor sie den Kopf senkte. „Ich kann das nicht wirklich", meinte sie leise.

Notos stolperte beinahe, fing sich im letzten Moment. Sein Blick huschte zu Kays orangenen Silhouette rüber. Gesprenkelt in warmen Farben, wie ein Herbstwald. Lebhaft und fröhlich, immer in Bewegung und...ein wenig einsam. Er blinzelte. Dachte eine Weile nach, bevor er schmunzelnd ansetzte: „Ich war als Kind deutlich stiller und verhaltener."

Kay hob eine Braue, leichter Spott schwang in ihrer Stimme. „Ist schwer vorstellbar."

Notos lachte sachte: „Das habe ich einem guten Freund von mir zu verdanken. Er hat es immer geschafft, mich aus der Reserve zu locken." Er wandte sich zu ihr um, sah sie dabei warm an. „Du bist ihm tatsächlich sehr ähnlich in mancher Hinsicht." Skepsis schwappte zu ihm rüber, als er ihr eine Hand auf die Schulter legte. Ihre Aura strahlte sofort eine gewisse Vertrautheit aus, während sie sich um seine Finger legte. „Entschlossen und furchtlos. Nicht aufzuhalten, wenn du dir einmal etwas in den Kopf gesetzt hast." Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, je mehr ihre Aura ihm preisgab: „Schnell zu begeistern, ein wenig schelmisch – und definitiv ein Hang dazu impulsiverer zu sein, als dir gut tut. Aber gleichzeitig... irgendwie herzlich. Man fühlt sich wohl bei dir."

Kays Stimme klang zwischen erstickt und protestierend: „Woher willst du –"

„Ich weiß es", schnitt er ihr bestimmt das Wort ab. Löste seine Hand von ihrer Schulter, während er sie sanft musterte: „Du bist eine wundervolle Person, Kay. Lass niemanden dein Licht dimmen. Erst recht nicht dich selbst." Er spürte ihre Aura zittern, aber sie sagte kein Wort mehr. Nach einer Weile zuckten seine Mundwinkel nach oben und er verschränkte die Arme hinter seinem Nacken: „Ich kann Nirah fragen, ob sie dir ein paar Tipps für den Umgang mit dem Bogen geben kann." Seine Augen leuchteten auf, als er sie neckend angriste. „Dann triffst du dein Ziel nächstes mal vielleicht auch." Kay erstarrte kurz überrumpelt, bevor sie mit einem empörten „Hey!" seinen Arm boxte. Sie lachte dabei und Notos ließ sich davon gerne anstecken.

Die Erschöpfung erfasst ihn wie eine über ihn hereinbrechende Welle, kaum dass seine Energie wieder ungezügelt fließen ließ. Er war endlich allein. Zumindest für eine Weile. Kay hatte ihn vor einer Hütte abgesetzt, war mit einem „Jemand sollte euch noch gleich euer Waschzeug bringen" wieder verschwunden. Was auch immer mit „euer Waschzeug" gemeint war. Vermutlich hätte ihn bereits das stutzig machen sollen. So aber schleifte er sich ins  Zimmer – und blieb sofort stehen, als er Nirah ausgestreckt auf dem Bett liegen sah. Mit dem Rücken zu ihm, den Kopf im Kissen vergraben. Bekam sie überhaupt noch Luft?

Notos brauchte einen Moment, bis er verstand, war er vor sich sah. Dann schlich sich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht, während er sie musterte. „Ich fühle mir dir", meinte schließlich nur seufzend, legte seine Waffen und Taschen neben den ihren ab. Machte sich gar nicht erst die Mühe, seine Müdigkeit zu verbergen. „Wie ist es dir ergangen?"

Ein wenig wunderte es ihn, was Nirah in seinem Bett machte. Vielleicht gab es noch ein weiteres Zimmer, von dem er nichts wusste? Kay hatte nicht so ausgesehen, als hätte sie etwas verwechselt. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Eine ihm bisher unbekannte Frau kam rein, drückte ihm einen Stapel an Waschtüchern in die Hand. „Das Bad sollte jetzt für euch gerichtet sein." Notos bedankte sich nur überrumpelt, als sie wieder verschwand. Euch. Schon wieder. Eine leise Vorahnung beschlich ihn, als er sich fragend zu Nirah umdrehte. So wie es aussah...würden sie sich diese Unterkunft wohl gemeinsam teilen.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.09.2024 00:51.

Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 05.09.2024 00:28

Undefinierbare Geräusche in der seeligen Stille und dann eine Stimme ließen Nirah in ihr Kissen stöhnen. Träge regte sie sich, rollte sich zur Seite und blinzelte durch die verschwommene Sicht und das schwindende Licht. "Was ist denn?" Sie blinzelte noch einmal und setzte sich dann ein Stück auf. Notos legte gerade seine Sachen neben ihren ab.
"Ich habe ungefähr das halbe Dorf behandelt und du?" gähnte sie. Dann wurde ihr klar, dass Notos nicht hier sein sollte und fühlte sich umgehend alarmiert. "Ist irgendetwas passiert? Kay hat vorhin nichts gesagt." Er wirkte nicht besonders aufgeregt und auch nicht verletzt.
In diesem Moment öffnete die alte Dame die Tür, übergab Notos einen Stapel Tücher und verschwand wieder. "Unser Bad...was?" Einen Moment lang sah sie Notos ratlos an. Sie bekamen ein Bad? Also eines, das nicht aus einer schnellen Wäsche in der nächsten Pfütze bestand? Eilig schwang Nirah ihre Beine über die Bettkante, stand auf und nahm Notos einen Teil der Tücher ab. Vielleicht war er deshalb hier, aber wenn sie ehrlich war dachte sie kaum darüber nach. "Ein Bad klingt wunderbar." seufzte sie Notos verträumt entgegen, bevor sie an ihm vorbei hinaus ging auf der Suche nach besagtem Bad.

 

Vor dem Haus erwartete sie eine unbekannte Frau, die sie ohne Worte zu verlieren durch das Dorf führte. Notos folgte Nirah und sie wunderte sich nicht darüber. Er hatte eine Wäsche ebenso nötig wie sie. Inzwischen war es recht dunkel. Das Badehaus, wie die Frau es genannt hatte, lag in der Nähe des Flusses, ein wenig einsam am Ende eines Weges. Draußen roch es bereits nach warmem Dampf. "Rechte Seite, die Kabine ganz hinten ist für euch reserviert. Ich warte hier." verkündete die Frau. Nirah warf einen Seitenblick zu Notos, trat aber ein. Stickige und vergleichsweise heiße Luft umfing sie. In der Mitte des Eingangsbereichs glühte ein Ofen, neben dem ein Mann stand und sie zu erwarten schien. Er schöpfte mit Eimern Wasser aus einem Becken und hielt ihnen jeweils einen entgegen. Links und rechts von ihm führten Durchgänge weiter nach hinten. Etwas zögerlich nahm Nirah dem Mann einen Eimer ab, erinnerte sich an die Anweisungen der Frau und ging durch den Bogen auf der rechten Seite. Wärme stieg von ihrem Eimer zu ihrem Handgelenk auf. Langsam beschlich sie das unangenehme Gefühl, dass die Frau absichtlich von nur einer Kabine gesprochen hatte.

Die Kabinen reihten sich an die rechte Seite des Raumes, ließen daneben nur einen schmalen Gang frei - gerade breit genug damit zwei Personen aneinander vorbei gehen konnten. Dünne Holzblenden schirmten die Kabinen voneinander ab als Sichtschutz und die ganz hinten unterschied sich in nichts von dem Rest. Außer dass sie frei war, im Gegensatz zu einigen anderen. Zwei niedrige Hocker standen darin.
Nirah huschte mit gesenktem Kopf in die längliche Kabine. Sie wusste Notos würde ihr folgen. Er hatte keine Wahl. Aber warum? Irgendwer musste sich doch einen Scherz mit ihnen erlauben.

"Sie wollen bestimmt Wasser sparen oder Platz oder... beides." wisperte Nirah mit aufkeimender Nervosität in der Stimme. "Wir sollten das warme Wasser nicht verschwenden..." Sie stellte ihren Eimer an den Rand auf den Boden, legte die Tücher daneben. Dann zog sie ihre Schuhe aus und stellte sie dazu. Sie hatten keine Wahl. Entweder so oder gar nicht und niemals würde Nirah auf die Gelegenheit verzichten. Vorallem da sie nicht wusste, wann sich die nächste bieten würde. Oder? Sie atmete tief durch und versuchte nicht mehr als nötig nachzudenken.
"In Ordnung. Setz dich hin, zieh dich aus." Nirah schnappte erstickt nach Luft. "Bei der Mutter, nur das Oberteil, Donnerschwinge. Ich habe das Oberteil gemeint."

Sie selbst schälte sich aus ihrer festen Oberbekleidung unter der sie noch ein dünnes Hemd trug. Anschließend schnappte sie sich ein Tuch, tauchte es in das angenehm warme Wasser und trat an Notos heran. Eher flüchtig doch mit den Handgriffen einer Heilerin rieb sie seinen Rücken ab, verweilte vielleicht ein wenig zu lange bei der riesigen Tätowierung. Als das erledigt war, kam sie ein Stück nach vorne. Anstatt ihn weiter zu waschen, kniete sie sich vor ihn hin. „Es sieht gut aus." sagte sie als sie mit den Fingerspitzen über die Narbe an seiner Seite strich. Glatt, nicht mehr entzündet, keine dunklen Male. „Sehr gut. Es scheint, als würde es keine Probleme mehr machen auch wenn du sicherlich das Andenken behältst."
Damit stand sie wieder auf, sah Notos' noch einmal prüfend von vorne an und warf ihm dann mit einem „Den Rest schaffst du alleine." das nasse Tuch entgegen warf.

Nirah verzog sich zu dem anderen Hocker. „Du schaust in deine Richtung und ich in die andere und wenn du dich umdrehst schwöre ich dir, dass ich dich umbringe, Donnerschwinge." zischte sie ihm über die Schulter hinweg zu. Erst als sie sicher war halbwegs unbeobachtet zu sein, zog sie sich weiter aus und wusch sich ebenso gründlich wie eilig. 


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