Wir werden unterstützt von:


The Headwinds - Handlung

Erste Seite  |  «  |  1  ...  11  |  12  |  13  |  14  |  15  ...  16  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1013

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 02.03.2024 05:20

Notos verzog gequält das Gesicht: „Du meintest, ich kann vorausgehen“, gab er leise von sich, wandte dabei seinen Kopf zur Seite. Falls Nirah ihn gehört hatte, ließ sie sich zu keiner Antwort verleiten. Es war vielleicht besser so. Er wusste nicht, ob er sie wirklich hören wollte. Und es würde sowieso nichts ändern.

Was Nirahs harsche Worte nur bestätigten. Notos zog den Kopf ein und senkte den Blick endgültig. Nein, natürlich war sie sicher nicht hier, um mit ihm Zeit zu verbringen. Ihr ging es einzig und allein um ihre Wächterprüfung. Um nichts weiteres. Seine Augen streiften die Halskette, die er um den Arm gewickelt hatte. Der Zahn schien auf einmal bei jedem Schritt stärker gegen seine Haut zu drücken. Kurz spielte er mit dem Gedanken, den Anhänger abzunehmen und in seine Tasche zu stecken. Nur um dann doch überrascht den Kopf anzuheben, als Nirahs Stimme ertönte. Ihre Entscheidung galt also noch? Notos haderte kurz. Dann atmete er tief durch, löste sich mit einem langsamen Nicken von der Kette an seinem Arm. „In Ordnung. Lass es uns versuchen.“

Nicht dass es viel Raum für weitere Gespräche gab. Nicht wenn Nirah geradezu voraus rannte. Er konnte nicht ganz abschätzen, ob er der Grund war oder ob ihr die Dunkelheit und der nahende Regen wirklich solche Sorgen bereiteten. Er versuchte ihr Verhalten nicht zu sehr zu hinterfragen, verfiel stattdessen in einen achtsamen Trott. Jedoch kam er nicht umhin, statt seiner Umgebung immer mal wieder abschätzend die Heilerin zu mustern. Jedes Mal zogen sich seine Brauen daraufhin ein wenig dichter zusammen. So konnte das nicht weitergehen. Sie mussten so bald wie möglich rasten. Lange würde sie das…

Ein dumpfes Geräusch ließ ihn sofort rumfahren. Dort, wo Nirah jedoch stehen sollte, war niemand aufzufinden. Stattdessen ertönte ihre Stimme von weiter unten. Er senkte seinen Blick. Blinzelte verdattert. Und legte zeitgleich mit Jasper den Kopf schief. Ja, es machte eindeutig keinen Sinn mehr, einen weiteren Teil der Strecke absolvieren zu wollen. Ratlos beobachtete Notos die Heilerin bei ihren Versuchen, sich aus dem Gestrüpp zu befreien. Sollte er ihr helfen? Nicht dass Nirah ihn jemals lassen würde, aber…
Krallen bohrten sich in seine Schultern. Notos nickte zuerst nur bedächtig auf die Worte seines Partners. „Gute Idee. Ich könnte vielleicht um Zeit zu sparen –", fing er leise an, doch hektische elektrische Impulse unterbrachen ihn. Notos stutzte, wandte sich verwundert an das Federbündel auf seiner rechten Seite. „Sie wollte was?" Der Unglaube ließ seine Stimme unmerklich lauter werden, bevor er wieder in ein Wispern überging. „Bist du sicher?" Er musste sich irren. Sie hatte ihn fortgeschickt. Sie hatte immer lieber allein sein wollen. Sie war davor sogar immer geflüchtet, um dieses Ziel zu erreichen. Warum sollte sie nun also...

Nirah verkündete mit einem Mal, dass sie weiter gehen konnten. Und so sah sie auch aus. Die flammende Silhouette, die gegen den Baumstamm kauerte, war definitiv bereit, bis ans Ende der Welt zu laufen. Notos Ausdruck wurde augenblicklich weicher, als sie sich wieder an ihn wandte. Sie war mal wieder zu stur, um zuzugeben, wie es ihr ging. Aber der Ton in ihrer Stimme sprach Bände. Warum nur erinnerte sie ihn gerade an eine gewisse Person – selbst wenn sie damals deutlich jünger gewesen war.

„Such“, gab er Jasper den Befehl, der sich daraufhin mit einem Flattern erhob. Er selbst haderte kurz. Dann kündigte das leise Rascheln von Schritten an, dass er sich Nirah näherte. Er ging vor der Heilerin in die Hocke. „Steig auf“, forderte er sie auf. Sanft, als würde er mit einem Kind sprechen. „Ich trag dich den Rest der Strecke.“ Der Ansatz eines müden, verschmitzten Lächelns schlich sich auf sein Gesicht. „Oder willst du etwa allein hier im Regen warten?“

Nicht viel später spürte er ein warmes Gewicht an seinem Rücken, während er den nun etwas langsameren Marsch fortsetzte. Nirah verhielt sich ungewöhnlich still. Vielleicht war sie eingeschnappt, weil er ihr nicht wirklich eine Wahl gegeben hatte. Oder sie nutzte die Chance und ruhte sich aus. Die langsamen, gleichmäßigeren Atemzüge sprachen dafür. Er hoffte auf letzteres, während er den Fluss entlangschritt, dabei unermüdlich Ausschau hielt. Nach geraumer Zeit tauchte endlich Jaspers golden leuchtende Silhouette in der Baumkrone auf. Er flatterte aufgeregt mit den Flügeln und Notos seufzte erleichtert auf. Sein Partner war erfolgreich gewesen.

„Ich werde ein wenig Licht machen, in Ordnung? Halte dich fest", warnte er Nirah leise, bevor er umständlich versuchte, das Gewicht der Waffe auszubalancieren und die Spitze seiner Hellebarde nach vorne zu richten. Allmählich begann die Klinge in einem gedimmten, weißen Licht zu glühen. Ein praktischer Trick aus seinen Jugendzeiten, um die nächtlichen Wachgänge angenehmer zu gestalten. Und es sollte nicht zu viel Energie von ihm fordern – vorausgesetzt, sie würden nicht lange herumwandern müssen.
Noch vorsichtiger als zuvor tauchte er wieder in den Wald ein. Achtete genau auf seine Schritte, während der dem kleinen Federbündel folgte. Der schwacher Schein der Hellebarde breitete sich aus und enthüllte langsam die umliegende Dunkelheit, beleuchtete die Baumstämme und das Blätterdach über ihnen. Notos versuchte sämtliche Ästen und Gestrüppe zu umgehen, während er Jasper folgte. Es dauerte zum Glück nicht lange, bis sie an ihr Ziel kamen. Den Kopf stolz in die Höhe gereckt saß der Drache auf dem kahlen Ast eines umgestürzten Baums. Er schien sich beim Fall zwischen Geröll und Boden verkeilt zu haben. Nun bildeten die freigelegten Wurzeln zwischen Erde und felsigen Formationen eine Art natürliche Höhle. Es war nicht geräumig, aber es würde Schutz vor dem Regen bieten, solange dieser nicht in einen Sturm überging. „Gut gemacht, Jasper", lobte Notos seinen Partner, bevor er sich schief grinsend zu Nirah umzudrehen versuche. „Ich hoffe nur, du hast nichts gegen meine Nähe."



Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.03.2024 11:51.

Saphyr

26, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1011

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 04.03.2024 02:10

Auf einmal stand Notos vor ihr. Oder eher saß im nächsten Moment vor ihr. Er forderte sie auf, sich tragen zu lassen. "Schon wieder?" murrte sie und verzog das Gesicht. Dennoch zögerte sie kaum, sich von ihrer Stütze zu lösen. Das Angebot überzeugte sie fast unverzüglich. Leider. Hier warten, wieder allein gelassen werden oder zum Ziel gebracht werden, nicht mehr laufen müssen. Keine schwere Entscheidung. Während sie sich an Notos klammerte gab sie einige Geräusche von sich, die entfernt nach Worten klangen wie "Ich bin doch kein Kind." oder "Ich könnte sehr wohl laufen."
Sobald er aufstand, verstummten ihre Proteste. Keine zehn Schritte später sank ihr Kopf herab, sodass er in Notos' Halsbeuge ruhte. Ihre Wange berührte seine Haut, immer wieder im Takt der Schritte. Wie ein kleiner warmer Fleck. Sie fand jedoch nicht die Energie daran etwas zu ändern. Nein, sie ertappte sich dabei wie sie näher rückte, um das Schwanken auszugleichen. Irgendein Gedanke durchzuckte sie warnend, aber er kam nirgendwo an. "Wenigstens bist du angezogen." nuschelte sie in sein Ohr. Ihre Augen fielen zu im stetigen Auf und Ab.

Nirah schlief nicht. Ein kleiner Teil blieb wach und kümmerte sich darum, nicht herunter zu rutschen. Notos' Stimme vibrierte sacht, schreckte sie schließlich auf. Festhalten. In Ordnung. Sie schlang die Arme fester um Notos und auch die Beine, die sie vor seinem Bauch überkreuzte. Seine Stütze ließ nach und sie spürte wie sie etwas schwerer an ihm hing. Licht erhellte den finsteren Wald. "Deine Waffe leuchtet." kommentierte sie das Offensichtliche, blinzelte dabei mehrmals. 
Wenig später erblickte sie ihren erwählten Lagerplatz und musste feststellen, dass er vielversprechend wirkte. Als Notos versuchte mit ihr zu reden, hatte sie sich kein Stück bewegt. Seine Haare kitzelten sie, als er den Kopf in ihre Richtung drehte und beinahe an ihren stieß. Gedanklich war sie ganz woanders. Bei einer Sache, die sie beinahe vergessen hätte. Ein verständnisloses "Hm?" war alles was sie zustande brachte. "Wieso?" Langsam sickerte die Bedeutung der Worte ein, oder eher das was sie daraus zog. "Ah. Oh. 'Tschuldige. Ich lasse dich los, ja?"

Bedächtig und mit etwas Hilfe hangelte sie sich herab. Der Boden schwankte ein wenig, bis sie sich daran gewöhnt hatte, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Sogleich inspizierte sie die Senke indem sie hinein kletterte. Der Lichtschein drang nicht weit hinein, aber sie meinte die ungefähre Größe erahnen zu können. Gemütlich, für eine Person. Mit etwas Glück würden sie beide hinein passen und vor dem Regen sicher sein. Den Kopf heraus gestreckt verkündete sie "Sieht nach einem guten Platz aus. Trocken." Dann verschwand sie wieder. Als sie heraus kam, hatte sie den größten Teil ihres Gepäcks zurückgelassen. Dafür schleifte sie einen großen Stein mit sich, schaffte es kaum ihn richtig anzuheben. "Leuchte mir mal." befahl sie, beförderte ihn keuchend an Notos vorbei und ließ ihn dann unweit vom Eingang einfach liegen. "Wird reichen müssen." murmelte sie. Ihre Bewegungen waren sehr langsam, als sie den Boden in unmittelbarer Nähe absuchte und scheinbar wahllos Büschel herausrupfte oder Äste und Rindensplitter einsammelte. Alles, was nach Holz aussah türmte sie vor dem Stein auf. Der Rest landete darauf. In sehr kurzer Zeit hatte sie ihr Werk so gut wie vollendet. Oder vielmehr eingesehen, dass sie heute Nacht nicht mehr viel erreichen konnte. 

Zuerst war es so schwach, dass sie es nicht bemerkte. Doch es breitete sich aus, von ihren Füßen, über ihre Beine nach oben bis ihre Kopfdecke kribbelte. Nirah hielt inne als sie gerade vor dem Stein kniete und mit den Pflanzen hantierte. Es war soweit. Und sie war spät dran. "Notos?" Sie verlor beinahe das Gleichgewicht, weil sie aufsprang und zu ihm eilte. Ohne Nachzudenken seine Hand ergriff, um daran zog in der Absicht ihn zum winzigen Ritualplatz zu bewegen. "Wir sind nicht pünktlich. Aber es wird gehen. Du musst dich dahin setzen. Feuer. Ich brauche Feuer. Kannst du eventuell...?" sprudelte aus ihr hervor, bevor sich Notos überhaupt ein Stück bewegte. 





Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten

Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1013

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 04.03.2024 23:00

Nirah klang vom Schlaf benommen. Hatte er sie etwa vorhin geweckt? Vielleicht hätte er lieber schweigen sollen. 
Entschuldigend lächelnd senkte Notos den Kopf, während er sich hinkniete, um die Heilerin wieder behutsam nach unten zu lassen. Sein Körper protestierte beinahe sofort, als das wärmende Gewicht plötzlich verschwand. Zugegeben, er hatte sich etwas daran gewöhnt. Selbst wenn die Heilerin erstaunlich...berührungsfreudig gewesen war.

Abwesend lächelnd berührten seine Finger seine Halsbeuge. Sie hatte sich anscheinend sicher genug gefühlt, um ihm ihre Nähe und ihren Schlaf anzuvertrauen. Es freute ihn mehr als es sollte, dass er ihr diese Sicherheit bieten konnte. So flüchtig dieser Moment auch gewesen sein mochte. Vielleicht würde sie ihm ja irgendwann genug trauen, um es wieder zu tun – selbst wenn sie dabei hoffentlich nicht wieder leise in sein Ohr raunen würde. Noch immer richteten sich seine Nackenhaare allein bei der Erinnerung daran auf. Er hätte sie da fast vor Schreck fallen gelassen.

Und scheinbar drohte ihr dieses Schicksal immer noch. Skeptisch verfolgte er ihre ersten Schritte. Am liebsten hätte er sofort wieder seine Hand ausgestreckt, um sie zu stützen. Sie wirkte genauso unsicher auf den Beinen wie zuvor am Fluss. Sie würde es hassen, wenn er wieder eingreifen würde. Aber alles war besser, als sie erneut eine bühnenreife Landung im Dreck vollführen zu lassen. Doch sie schaffte es irgendwie, ihren Weg bis zur Senke zu finden und in ihre Unterkunft reinzuklettern. Nur ob sie wieder auftauchen würde, das bezweifelte er etwas.

Schmunzelnd schüttelte er den Kopf und streckte sich. Es war eine lange Wanderung gewesen. Er würde Nirah wohl bald folgen – falls sie nicht jetzt schon den ganzen Schlafplatz für sich beschlagnahmt hatte. „Wenn du mir keinen Platz lässt, lege ich mich auf dich drauf", drohte er ihr neckend, bevor er mit einem schwachen Grinsen die Hellebarde anhob, um den Ort näher betrachten zu können. Mit einer Hand fuhr er über die raue Rinde des Baumstammes. Es wirkte so, als wäre er bereits vor langer Zeit gestürzt. Vielleicht durch einen Sturm? Die Felsen und umliegenden Baumstämme waren wohl die einzigen, die den Fall abgebremst haben. Aber es wirkte stabil genug, um zumindest darin sicher eine weitere verregnete Nacht verbringen zu können.

Eine vertraute Stimme ließ ihn wieder zurückblicken. Er hätte nicht gedacht, dass Nirah über ihre Schlaftrunkenheit siegen würde. Aber... was genau machte sie da? Ihren Befehl befolgte er sofort, bevor sein Kopf diesen registrieren konnte. Der gutmütige Protest erfolgt jedoch keinen Moment später: „Was bin ich, deine Laterne?" Immerhin sah er im Schein der Hellebarde zumindest endlich, was genau Nirah in den Händen hielt. Er legte den Kopf schief. Ein Stein? War in der Senke etwa doch so wenig Platz, dass sie Steine ausgraben musste?

So geduldig wie verständnislos hielt er weiterhin die Spitze seiner Waffe an Ort und Stelle, verfolgte ohne eine Frage zu stellen Nirahs Tun. Es sah fast aus, als würde sie ein Lagerfeuer vorbereiten wollen. Ein sehr sehr kleines Lagerfeuer. Noch dazu im Regen?

Beinahe machte Notos selbst einen Satz nach hinten, als seine Begleiterin ohne Vorwarnung aufsprang – und fror in dieser Bewegung ein, als sie seine Hand ergriff. Verdattert hörte er dem Schwall der Wörter zu. Sie waren etwas zu spät dran? Ja, natürlich waren sie das. Das war ja schließlich der Grund für seine Eile. Aber sie meinte sicherlich nicht das gleiche wie er. Und was war das mit dem Feuer?

 

„Wie wäre es, wenn du mir mal sagst, was los ist?", fing er an, doch jeglicher Vorwurf in seiner Stimme wurde ausgelöscht von einer sanften Ergebenheit. Widerstandslos ließ er sich mitziehen und setzte sich an die Stelle, auf die Nirah zeigte. Was ihre andere Bitte jedoch anging... Zweifelnd besah er den kleinen Haufen aus Ästen und Rinde. Feuer also. „Ich kanns versuchen. Aber ich verspreche nichts.", meinte er und legte die Hellebarde neben ihm auf den Boden. Im selben Moment, in welchem er die Waffe losließ, erlosch die glühende Klinge. Stattdessen flackerte ein kleines Licht an seinen Fingerspitzen auf, als er die Hände über dem Holzstapel hielt. Wie damals, bei den Heilerhütten.

Im Gegensatz zu dem Tag war das Holz hier jedoch bereits etwas feucht vom Regen. Mehrmals versuchte er eine trockene Stelle zu finden, in der sich vielleicht ein Funke verfangen konnte. Doch außer Qualm bekam er nichts zu Stande. Frustriert presste er die Lippen aufeinander. So wird das nichts. Er bräuchte mehr Energie. Aber das wiederum würde bedeuten...
Nach einem weiteren erfolglosen Versuch hob er seufzend den Kopf. Seine Augen bohrten sich in die flammende Silhouette. „Wie wichtig ist dir das Feuer?"

Noch bevor er eine Antwort bekommen konnte, tauchten allerdings andere Bilder in seinem Kopf auf. Nirahs entschlossene Eile. Die hektischen Befehle. Ihr offensichtlicher Zeitdruck. Als würden sie etwas unheimlich Wichtiges verpassen, wenn er auch nur einen Moment zu lange brauchen würde. Wir sind zu spät. Sein Herz fühlte sich mit einem Mal schwer an. Er...verstand. Und hob erneut seine Hand an.

„Nein, sag nichts", unterbrach er die Heilerin, bevor sie wirklich zu einer Antwort ansetzten, konnte. Die Flamme in seiner Hand flackerte stärker auf. Ein Feuer zu entfachen war unter diesen Umständen nicht einfach. Aber es wird gehen, ermahnte er sich. Es wird alles gut werden. Es musste. Im nächsten Augenblick erhellte eine kleine Stichflamme sein Gesicht. Dann ertönte wieder nur noch das leise Prasseln von Regen – begleitet von einem nahezu lautlosen Knistern von Feuer.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.03.2024 23:46.

Saphyr

26, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1011

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 06.03.2024 09:44

Nach kurzem Zögern, folgte Notos ihrer Aufforderung und setzte sich brav auf die eine Seite ihrer winzigen Ritualstätte. Nicht ganz, ohne Fragen zu stellen. Aber immerhin. "Die Tagundnachtgleiche, Donnerschwinge. Spürst du es nicht? Die anderen haben schon angefangen." erklärte sie knapp. "Tut mir leid. Normalerweise ist es ein richtiges Fest und wir werden improvisieren müssen und das ist nicht dasselbe... Aber wir sollten es trotzdem feiern. Oder?" Inzwischen saß Nirah ihrem Begleiter gegenüber. Dunkelheit hüllte sie ein, als das Licht seiner Klinge verschlosch. Dafür glühte etwas anderes auf. Nirah rieb sich die Augen. Feuer tanzte sanft auf Notos' Fingern. Bevor sie etwas sagen konnte, stieg ihr der Geruch von Rauch in die Nase. Das Häufchen brannte nicht. Natürlich nicht. Es mochte noch nicht stark regnen und hier unter dem Blätterdach spürte man es wenig, aber der Boden war feucht und damit auch das bisschen Holz was sie hatte auftreiben können. 
"Es geht bestimmt auch..." setzte sie gedämpft an. Doch Notos unterbrach sie. Wie, sie sollte nichts sagen? 

Eine Flamme schoss empor und tauchte für einen Moment Notos' Gesicht in ein warmes Licht. Er presste seine Lippen aufeinander und blickte beinahe grimmig nach unten. Die Rindenstücke knackten sanft als sie das Feuer endlich annahmen. Nirah strahlte. "Du hast es hinbekommen!" Wunderbar! Im Dorf gab es immer ein Feuer. Die Leute tanzten darum, redeten und tranken. Das konnte sie nicht ersetzen. Sie kramte in ihrer Gürteltasche und zog ein Fläschchen heraus, wiegte es in der Hand bevor sie es auf dem Stein platzierte. Ersetzen konnte sie es nicht, dann musste eben ein Symbol reichen. Bevor das Feuer Gefahr lief zu erlöschen, nahm Nirah einen Bündel der Pflanzen und hielt es in die Flammen. Es dauerte etwas länger bis die Spitzen glühten, denn zuerst qualmte auch das nur. Dann fraß sich eine hellorangene Spur in das Bündel und arbeitete sich behäbig voran. Ein Hauch von würzigem Duft erfüllte die erdige Luft. Sie legte das Räucherwerk auf den Stein inmitten der Beeren und Heilkräuter, die sie vorhin gesammelt hatte. 

"Notos?" Suchend tastete sie nach ihm, bis sie fand wonach sie suchte. Sie schob ihre Finger zögernd zwischen seine. Hielt seine Hand fest, welche sie sacht näher zu sich zog. "Die andere auch." räusperte sie sich leise und streckte ihren anderen Arm aus. So sehr sie es versuchte, nicht allzu viel darüber nachzudenken - wer ihr gegenüber saß und dass dies hier sich deutlich persönlicher anfühlte als es sollte - sie scheiterte kläglich. Seine Hände wärmten ihre, dämpften das leichte Zittern. Nirah holte tief Luft, versuchte die richtigen Worte zu finden. Erst zurückhaltend, dann mit mehr Überzeugung in der Stimme. 

Weißhaar wäre stolz auf sie. "Ab heute werden die Tage kürzer und das Leben für uns wird härter. Unsere Mutter hat uns beschenkt, damit wir gewappnet sind für das was kommt. Wir dürfen ihre Gaben für uns nutzen." Nirah lenkte ihren Blick auf den schwach beschienenen Stein. "Die Beeren, die wir auf Reisen gegessen haben. Die Pflanzen, die mir geholfen haben dein Fieber zu heilen. Mein Bein zu heilen. Die Sonne und die Wärme am Tag und in der Nacht, sodass wir nicht frieren mussten. Aber wir sollten uns auch klar sein, dass dies nicht selbstverständlich ist. Deshalb bedanken wir uns heute Abend. Wir geben das was wir genommen haben zurück und schenken unserer Mutter Kraft für ihre Ruhephase." Wie eine Decke legte sich bereits die gesammelte Energie der Dörfer über den Wald. Nirah schloss die Augen, um sich daran zu beteiligen. Viel konnte sie allein nicht ausrichten, aber sie wollte ihren Teil leisten. Das Gleichgewicht zu wahren. Sie nahm sich die Zeit, fasste und lenkte die flackernden Stränge. Fügte sie dem Netz hinzu, welches Bäume, Sträucher und Tiere vor dem Tod bewahren sollte. 

Bald schon nahm der Strom ab, die Rituale der Dörfer endeten. Auch Nirah öffnete wieder die Augen und mit einem Mal wurde ihr wieder bewusst, dass Notos ihr gegenüber saß und dass sie ihre Hände ineinander ruhten. Ihre Finger zuckten. Kurz versuchte sie sich zu befreien, doch sie hielt inne. Sie fasste ihn wieder fester, drückte sanft, rutschte ein Stück näher um den Stein herum. "Das war der offizielle Teil. Das Ritual." flüsterte sie. Sie legte ihr verschränkten Hände locker auf ihre Knie. "Wir haben noch andere Bräuche, aber ich habe nicht wirklich die Möglichkeit sie nachzubilden. Eigentlich geht es darum auf die Zeit seit dem Frühling zurückzublicken und sich klar zu werden, was alles gut war, was man erreicht hat und wofür man nach alles dankbar ist und die Gedanken ins Feuer zu geben. Aber äh...das Feuer ist sowieso aus. Also machen wir es so." Sie hüstelte. Schwieg. Senkte den Kopf. 
Wispernd formte sie ihre Gedanken in Worte. "Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe. Dass du mit mir gekommen bist. Und dass du deine Verletzung überlebt hast. Ich weiß nicht wieso, aber du hast mir wieder ... eine Richtung gegeben. Hoffnung. Ein Zeichen. Ich bin auch froh, dass ich dich jetzt wieder gefunden habe und dass du mich mitgehen lässt, damit ich dem Zeichen folgen kann. Aber..." Ihre Finger verkrampften sich. "Ich denke ich bin froh, dass äh...du es bist." Es klang mehr wie eine tonlose Frage. Nirah schnappte nach Luft. Hatte sie das wirklich gesagt? Wieso hatte sie das gesagt? Bohrte sie ihre Nägel zu sehr in Notos' Haut? Was sollte sie tun? Sie blieb wie erstarrt sitzen.



Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.03.2024 17:52.

Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1013

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 07.03.2024 20:02

Notos hob den Blick, als er Nirahs Ausruf hörte. Die flackernden Flämmchen erhellten die Umgebung gerade genug, damit er ihren Ausdruck erkennen konnte. Sie strahlte vor Freude. Sofort wurden seine Züge weicher und mit dem Ansatz eines Lächelns drehte Notos den Kopf weg. Wenn das das letzte war, was er heute zu Gesicht bekommen sollte, dann würde er den Preis wohl gerne zahlen.

 

Aus dem Augenwinkel beobachtete er Nirahs weitere Vorbereitungen. Sah ihr schweigend zu, wie sie ein Bündel voller Pflänzchen in die Glut hielt. Deswegen benötigte sie also das Feuer. Bald machte sich ein Geruch breit, die ihn an Kräuter erinnerte, die Nirah während dem Heilprozess verbrannt hatte. Kaum war der Gedanke formuliert, ertönte neben ihm ein leises Niesen. Notos Mundwinkel zuckten nach oben. Jasper. Warum war der kleine Idiot auch näher gekommen, wenn ihm der intensive Duft so sehr in die Nase stach? Vermutlich fühlte er sich ausgeschlossen.

Notos? Sofort verlagerte er seine gesamte Aufmerksamkeit und wandte sich der leisen Stimme zu. Für einen Moment passierte nichts. Dann berührten kühle Finger seine Hand. Mehr noch, Nirah zog seine Hand zu ihr, ihre Finger mit den seinen verwoben. Notos blinzelte verdattert, hob fragend eine Braue hoch – eine Geste, die in der Dunkelheit unterging. Die dezente Verwirrung blieb. War das... ein Teil des Rituals, welches Nirah augenscheinlich vollführen wollte? Natürlich, das musste es wohl sein. Die Erklärung klang logisch, wurde nur bestärkt durch Nirahs nächsten gedämpften Aufforderung. Breitwillig reichte er ihr auch die zweite Hand, imitierte sie dabei ohne zu zögern und schob seine Finger zwischen ihre. Legte dann den Kopf schief. Was würde jetzt folgen?

Mit einem Mal begann Nirah zu sprechen. Er wagte es nicht sie zu unterbrechen, lauschte lediglich stumm ihren Worten. Heilkräuter, warme Tage... sie listete alles Gute auf, was in den letzten Tagen passiert war. Zumindest alles, wofür man der Natur danken konnte. War es das, worum es bei diesem Ritual ging? Dankbarkeit zeigen? Das kriegte er noch hin! Allerdings... was meinte sie mit „der Mutter Kraft für ihre Ruhephase schenken"?

Ein kaum wahrnehmbares Flattern von Flügeln ertönte. Anders als wenn Jasper sich zum Flug bereitmachte. Es klang eher, als würde er sich irritiert schütteln. Wie als wäre er nass geworden und würde nun vergebens versuchen, das Wasser aus dem Gefieder zu bekommen. Nirahs Worte hallten in seinem Kopf nach. Die Tagundnachtgleiche, Donnerschwinge. Spürst du es nicht? Frustriert verzog er das Gesicht. Nein, nein er spürte es nicht. Sein Partner hingegen schien irgendetwas auf jeden Fall wahrnehmen zu können. Nur er war dafür blind. Mal wieder. Wohl aus sturer Verbissenheit schloss Notos die Augen, achtete genaustens auf...alles. Doch außer dem Pulsieren seiner eigenen Energie spürte er nichts. Oder...hatte Nirah das sachte Kribbeln gemeint, dass sich von seinen Fingern aus über die gesamte Handfläche ausbreitete?

Er unterdrückte ein abfälliges Schnauben. Unsinn. Wunschdenken, wie es sein Mentor wohl verächtlich nennen würde. Das einzige, was er heute den ganzen Tag gespürt hatte, war höchstens die Unruhe, die sich unterschwellig in jedem seiner Schritte festgesetzt hatte. Dennoch... Notos behielt die Augen geschlossen und richtete innerlich ein paar Worte des Dankes aus. Für den Fluss und die Fische, die ihren Proviant heute aufgestockt haben. Für die Feuerbeeren, die Nirah ihm untergejubelt hatte und sie zum Lachen gebracht haben. Den See in ihrem Dorf an dem er einige... schöne Erinnerungen sammeln konnte.

Nach einer Weile – Notos konnte gar nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war – rührte sich Nirah plötzlich wieder. Für einen Moment dachte er, sie würde sich wieder von ihm lösen wollen. Stattdessen rutschte sie ein wenig näher. Er hatte Mühe, neben dem stetigen Prasseln des Regens ihre Worte zu hören. Die angehende Wächterin bestätigte seine Vermutung: es ging darum, Dankbarkeit zu zeigen. Er nickte bedächtig, wollte gerade zu der Frage ansetzen, was für weitere Bräuche normalerweise noch vollführt werden. Doch Nirah sprach weiter, ihre Worte kaum mehr als ein Wispern. Notos zuckte zusammen. Er war das, wofür sie dankbar war? Der ihr Hoffnung geschenkt hatte? Er hatte sich verhört, richtig? Zunehmend kroch Hitze in sein Gesicht, brachte seine Wangen zum Glühen. Seine Augen weiteten sich, dann senkte er augenblicklich den Kopf. War das Feuer wirklich aus? Er hatte das Gefühl, die Flammen würden direkt unter ihren Händen tanzen.

Sie ist müde und erschöpft, ermahnte er sich sofort streng, versuchte vergebens, das freudige Flackern in seinem Magen zu löschen. Vor ein paar Stunden hatte sie ihm noch mitgeteilt, dass es schwierig war, ihm zu vertrauen und sie ihm nur aus Zwang gefolgt war und nun das? Sie war froh um das Wächter-Zeichen, das mit seiner Ankunft einherging. Nichts aber was mit ihm persönlich zu tun hatte. Es würde nichts bringen, sich was Anderes einzureden. Morgen würde ihre Antwort wieder ganz anders aussehen. Die hoffnungsvolle Wärme ließ sich jedoch nicht mehr aus seinem Körper vertreiben.

Ein Moment verstrich. Dann ein weiterer. Aber niemand von ihnen wagte es zu sprechen. Notos spürte zunehmend, wie verkrampft Nirahs Finger waren. Er sollte etwas sagen. Nur was? Alle seine Gedanken schienen ins Leere zu laufen. Was war nochmal der Anlass gewesen. Dankbarkeit, richtig?

Notos richtete sich etwas auf. Räusperte sich verhalten. „Ich...bin dankbar für meine Freude und alle Personen, die mir nahestehen", fing er bedächtig an. „Die immer an meiner Seite geblieben sind und mir den rechten Weg weisen. Mich dazu ermutigen, über meine Grenzen hinauszugehen und an Herausforderungen zu wachsen. Die mich das Leben zu lieben lehren, auf mich aufpassen und sich immer um mich kümmern. Die Personen, die mir es erlauben, meinen Namen mit Stolz tragen zu dürfen."

Ohne es zu bemerken, war Notos in ein seliges Schmunzeln verfallen. Seine Haltung hatte sich gelockert, spiegelte offen die Gefühle wider, die er gerade verkündet hatte. Dann fuhr er fort. „Ich hoffe, sie wissen, wie viel sie mir bedeuten. Und falls sie es noch nicht wissen..." Sanft drückte er Nirahs Hand, zog sie ein wenig mehr zu sich. „Dann hoffe ich, dass sie es bald lernen. Und mit etwas Glück vielleicht meinen Standpunkt auch teilen."

Lächelnd sah er in die Dunkelheit, wo er unscharf die Konturen der Heilerin erahnte. „Ich danke dir, dass du mir einen Einblick in deine Welt geben konntest. Ich hoffe, du wirst es weiterhin tun, solange du mich noch begleitest." Er senkte wieder den Kopf. Blieb ruhig sitzen ohne Nirah loszulassen – bis er das Gewicht von zwei Pfoten auf ihren Händen spürte. Er konnte kaum ein mahnendes „Jasper" von sich geben, da schoss bereits ein übermütiges Kribbeln durch seine Haut. Sanfter, als er es gewohnt war. Notos zuckte dennoch überrascht zusammen, ehe er in ein gutmütiges, kleines Lachen verfiel. „Ja, wir lieben dich auch."



Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.04.2024 09:04.

Saphyr

26, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1011

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 09.03.2024 01:39

Wieso sagte Notos nichts? Er tat ... gar nichts. Oder vielleicht hörte Nirah es nicht, über ihren trommelnden Herzschlag hinweg. Hatte er sie überhaupt gehört? Ihr war nur zu sehr bewusst, dass sie immernoch ihre Finger mit Notos' verschränkt hatte. Eigentlich nahm sie nur noch das wahr, das und das Rauschen in ihren Ohren. Tu etwas, schrie eine innere Stimme ihr entgegen. Doch sie atmete nur ein bisschen zu flach und zu schnell. Tu etwas!

Notos musste die Stimme gehört haben. Endlich - endlich! - sprach er. Er musste auch sie gehört haben, denn er knüpfte an ihre Dankesrede an. Als wäre alles wie immer, redete er über seine Freunde und über seinen Namen. Nicht zum ersten Mal betonte er wie sehr er seinen Namen wertschätzte. Nirah entspannte sie sich etwas, bis er sich bewegte. Ihr Kopf ruckte nach oben und sie stierte ins Dunke. Dorthin wo ungefähr Notos' Augen sein mussten. Sie hörte sein Lächeln. Verfluchte ihn und nahm es im selben Moment zurück. Aus irgendeinem Grund sandte ihr Magen eine glühende Wärme in den Rest ihres Körpers.
"Das sind äh...gute Worte für diesen Anlass." lobte sie leise und schnaufte wenig später protestierend. "Dafür musst du dich nicht bedanken." 
Stille.

Nicht schon wieder. Bevor sich das unangenehme Schweigen ein weiteres Mal ausbreiten konnte, spürte sie etwas auf ihrem Handrücken. Und es war nicht Notos. Ein pulsierender Stechen zuckte bis zu ihrem Handgelenk. Nirah schnappte nach Luft, mehr vor Schreck als durch den Schmerz. Zeitgleich mit Notos fuhr sie zusammen. "Sir Jasper!" zischte sie. Im Gegensatz zu dem Krieger. Sie lachte auch leise, ein erleichtertes, möglicherweise verzweifeltes Lachen. Und befreite eilig ihre Hände. "Au." gab sie von sich, schüttelte sie und rieb sie an ihrer Hose ab. Der Bann war gebrochen. Nirah schob ihre Beine unter sich hervor. sodass wieder mehr Blut hindurchfließen konnte und kurz darauf stand sie. Schwerfällig aber sie stand. 

Sie tastete flüchtig nach Notos, erwischte irgendetwas. Seine Schulter, seinen Arm? Kurz verharrte sie - dachte definitiv nicht an etwas anderes, das ihr wortwörtlich eben aus den Händen geglitten war - und stupste ihn dann sanft. "Komm. Gehen wir schlafen." Nirah wandte sich ab, lief ein paar Schritte davon und fröstelte sofort. Mehr als vorsichtig arbeitete sie sich voran, versuchte nicht in ihren Unterschlupf hineinzufallen. Irgendwie brachte sie den Weg unbeschadet hinter sich. Drinnen schälte sie sich aus einem Teil ihrer Kleidung. Warf das Bündel an das andere Ende. Alles war nass vom Regen, darin konnte sie unmöglich schlafen. Sie versuchte alles loszuwerden, bis auf die unterste Schicht aus Leinenstoff. Wenigstens hatte sie zuvor schon ihre Decke und ein größeres Fell aus ihrem Gepäck gezogen.

Erst als Notos ihr nachkam wurde ihr richtig klar, wie eng es heute Nacht werden würde. Nun, sie würde sich daran gewöhnen müssen, oder? Eine Hütte für sich alleine, war purer Luxus gewesen. So etwas gab es auf Reisen nicht. Das war ihr klar. Und es war nicht das erste Mal. Dennoch... Sie hatte nicht wirklich eine Wahl. Dafür war sie zu müde. Es dauerte kurz, bis sie sich irgendwie sortiert hatten. Sie schwieg bis auf ein gelegentliches zustimmendes  oder ablehnendes Murren. Schließlich saß Notos an die Wand gelehnt, dort wo das Dach etwas höher war. Und sie...hatte keine Ahnung wie in aller Welt sie so schlafen sollte. Sie konnte nicht auch sitzen, denn die Decke war stark abschüssig auf ihrer Seite. Gezwungenermaßen lag sie quasi direkt an Notos' Seite gepresst, steif wie ein Brett und trotzdem drückte ihr das Geröll immernoch in den Rücken. Sie gab auf. Zu schnell. Die Müdigkeit siegte."Ich muss ein bisschen..." kündigte sie an und rutschte bereits in seine Richtung, drehte sich umständlich auf die Seite, halb mit dem Bauch nach unten. Gestützt von ihren Armen, die sie noch davon abhielten auf Notos zu liegen. "Kannst du ein bisschen anders..." 

Wie auch immer sie es schafften... Nirah wusste nur, dass ein Teil von ihr auf etwas Warmen, etwas weicherem - verglichen mit dem Boden - lag und dass es atmete. Dass es womöglich ...oder eher mit ziemlicher Sicherheit Notos sein musste. Als sie langsam wegdämmerte wich der letzte Rest Widerstand, ihr Kopf sank ergeben herab und sie nahm ihr Schicksal bereitwillig entgegen. Vergaß alles außer Gefühl von Geborgenheit, das sie wie eine Decke einwickelte.




Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.03.2024 21:42.

Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1013

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 15.03.2024 02:00

Damit war das Ritual wohl vorbei.
Notos lachte immer noch vergnügt in sich hinein, als Nirah sich von ihm löste und eilig aufstand. Seine Hände wurden jedoch sofort wieder beschlagnahmt. Jasper sprang ausgelassen umher, versuchte mit seinen Pfoten seine Finger zu erwischen. Als Nirah leise ihren Schmerz klagte, hatte er es inzwischen geschafft, seinen Partner auf den Boden zu befördern und den gefiederten Bauch zu kraulen. „Du gewöhnst dich noch dran", gab er gutmütig von sich, ignorierte dabei, wie das Federbündel ihm ohne wirklichen Druck in die Hand biss, um losgelassen zu werden.

Noch während ihrer kleinen Rauferei spürte er auf einmal eine sanfte Berührung am Oberarm. Komm gehen wir schlafen. Notos blinzelte, verharrte in seinem spielerischen Kampf mit Jasper. Schüttelte dann dezent irritiert den Kopf. Das war eine Einladung, mit der er nicht gerechnet hatte. Nicht von Nirah zumindest. War sie davor nicht immer allein vorausgegangen? Hatte ihm höchstens eine gute Nacht gewünscht und war dann verschwunden?

Langsam gab er ein Nicken von sich, erinnerte sich dann einen Tick zu spät, dass Nirah ihn vermutlich kaum sehen konnte und fügte ein paar zustimmende, unverständliche Laute hinzu. Jasper ließ fast schon ein wenig enttäuscht von ihm ab, gewährte es jedoch seinem Partner aufzustehen und einen weiteren Teil seiner dunkelblauen Ordensmontur auszuziehen. Sein Oberteil darunter war zum Glück noch recht trocken geblieben. Ein Gedanke daran, mit wem er diese Nacht verbringen würde, reichte aus, um zu beschließen, dass er den Rest nicht abnehmen würde. Es würde ausreichen müssen. Er war nur froh, dass der Großteil seiner Bekleidung für weitaus widrigere Wetterbedingungen gemacht worden war.

Als er Nirah folgte und bedächtig einen Platz in ihrer heutigen Unterkunft suchte, wurden ihm zwei Dinge bewusst. Erstens: Es würde gemütlich werden. Wenigstens würde ihre Körperwärme das fehlende Feuer ersetzen. Und zweitens: Die Heilerin war deutlich besser vorbereitet als er. Während Nirah unzufrieden hin- und her rutschte auf der vergeblichen Suche nach einer annehmbaren Position, bekam er etwas Weiches in den Schoß geworfen. Er tastete danach, spürte einen robusteren, dicken Stoff. Eine Decke? Einer von ihnen hatte definitiv mit einer längeren Reise gerechnet... Nicht zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er sich in Silberquell besser hätte vorbereiten sollen. Vielleicht musste er es in der nächsten Siedlung nachholen. Selbst wenn er wirklich, wirklich hoffte, dass es nicht nötig war weitere Zwischenstationen einzulegen, bevor sie zuhause ankommen würden...

Irgendwann hatten sie sich zurechtgefunden. Notos saß mehr als dass er lag. Eine Position, die er sehr willkommen hieß. So würde er im Notfall schnell aufstehen können, um sie zu vertei - Notos' Haltung versteifte sich von einem Moment auf den anderen, als etwas auf seinem Bauch landete. Zu schwer, als dass es hätte Jasper sein können. Sein Atem stockte kurz, dann sog er scharf die Luft ein. Bei den Göttern, das Manöver hatte ihn überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich einfach ohne Vorwarnung auf ihn drauflegen würde. Besser gesagt, sie hatte es wohl angekündigt. Aber er dachte nicht...noch dazu ausgerechnet sie...

Eine Weile wagte er es kaum sich zu rühren. Doch nichts Weiteres passierte. Er spürte nur seinen eigenen, schnellen Herzschlag – und ebenfalls, wie Nirahs Gewicht seinen Arm gegen die Wand aus Erde und Geröll hinter ihm presste. „Eh, Nirah?", flüsterte er leise gegen den Regen. Wartete wieder. Keine Reaktion. Er hörte nur langsame, stetige Atemzüge. Die Heilerin blieb an ihn gedrückt wie ein kleines Kind.

Seufzend versuchte er seinen Arm zu befreien. Es gelang ihm irgendwann und nach ein wenig Hadern legte er ihn einfach um Nirahs Körper. „Tut mir leid, Jasper", wisperte er ergeben in die Nacht. „Du wirst heute wohl Wache halten müssen."

Vielleicht hörte er ein Schnauben, doch er hätte es sich genauso gut auch einbilden können. Notos lauschte dem Regen, starrte dabei gedankenverloren in die Dunkelheit. Schreckte lediglich auf, als sich neben den steten, sanften Rauschen weitere Geräusche dazugesellten. Undeutlich, als würde jemand vor sich hinmurmeln. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das warme Bündel auf ihm: „Nirah?" Sie erwiderte seine leise Frage mit einem unverständlichen Laut, schlief aber tief und fest weiter.

Ein warmes Schmunzeln schlich sich auf seine Züge. Es erinnerte ihn an früher. Neela war nicht nur einmal in dieser Position auf ihm eingeschlafen. Meist war es passiert, wenn seine Eltern bis spät in die Nacht Besuch hatten. Er und seine Schwester waren kaum zu vertreiben gewesen. Oft genug taten sie das aus purem kindlichen Trotz, um nichts zu verpassen und mit von der Partie zu sein. Insbesondere wenn die Freunde ihrer Mutter da waren. An den Abenden wurden immer die wildesten Geschichten erzählt, immer am lautesten gelacht. Er hatte gerne zugehört, mit flatternder Aufregung in der Brust. Beinahe hatte er das Gefühl, dieselbe Aufregung wieder verspüren zu können. Genauso wie die tiefe Müdigkeit, die sich in seinem Körper ausbreitete.

Ihre Mutter hatte immer als erste bemerkt, wenn Neela irgendwann an ihn gekuschelt eingeschlafen war und er selbst nah dran war ihr zu folgen. Hatte ihn immer mit einem liebevollen Lächeln wachgerüttelt. Ihr könnt ja kaum die Augen offen halten. Was haltet ihr von schlafen?

Nirah regte sich unter ihm. Er spürte ihre Finger neben seiner freien Hand. Warm. Als würden sie sich unsicher an ihn herantasten wollen. Ohne wirklich darüber nachzudenken kam er ihr entgegen, ergriff sanft ihre Hand. Zog die Heilerin dabei ein wenig mehr zu sich.

Er konnte es vor sich sehen. Das Leuchten in den Augen seiner Mutter, das amüsierte Schmunzeln, das sie bei diesem Anblick bestimmt tragen würde. Du passt auf sie auf, richtig?

„Natürlich passe ich auf sie auf", gab er leise schlaftrunken von sich. Beinahe eingeschnappt darüber, dass diese Frage überhaupt gestellt werden musste. Er würde sie immer schützen.

Die Geräusche der Nacht verblassten allmählich. Notos gab es auf, gegen die Schwere in seinem Körper anzutreten. Schloss die Augen und ließ die warme Ruhe über ihn legen. Für einen kurzen Moment, noch während seine Gedanken an Schärfe verloren, hatte er das Gefühl, gedämpft heiteres Lachen zu hören. Die Ansätze eines zufriedenen Lächelns schlichen sich auf seine Lippen, bevor er endgültig in einen ruhigen Schlaf driftete.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.03.2024 00:51.

Saphyr

26, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1011

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 31.03.2024 01:05

Als Nirah das erste Mal am Morgen blinzelte, umhüllte Wärme sie, wie eine weiche Decke. Sie hörte einen langsamen Herzschlag unter sich. Der gleichmäßige Atem einer anderen Person wiegte sie sanft. Jemand hielt sie, sicher und geborgen. Notos. Er wirkte friedlich. Wie ist das passiert? Nur ein bisschen bewegte sie sich, um die Hand die locker auf der ihren lag näher an sich zu ziehen. Dann vergrub sie zufrieden ihr Gesicht.

Sie wusste nicht wie viel Zeit verging, schwebte lediglich in einem seeligen Dämmerzustand. Irgendwann ließ der Schlaf sie widerwillig los. Wieder blinzelte sie. Es war immernoch warm. Aber das Geräusch eines fremden Herzens irritierte sie. Ebenso wie der helle Stoff unter ihrem Gesicht und das Gefühl mindestens zur Hälfte auf jemandem zu liegen. Sie wusste, dass es Notos war, ohne den Kopf drehen zu müssen. Wieso in aller Welt umarmte Notos sie? Mit einem Mal wurde ihr das gesamte Ausmaß der ungewohnten Nähe bewusst. Wie hatte sie so schlafen können? Freiwillig? Sie erinnerte sich vage an die Entscheidung und verfluchte sich selbst. Sehr deutlich nahm sie seinen Körper wahr, wie er sich anfühlte durch Kleidung und stellenweise die Decke hinweg. Vielleicht hat er es nicht bemerkt, versuchte sie sich einzureden. Da bemerkte sie, dass ihr eigener Herzschlag Notos' übertönte. Laut. Definitiv zu schnell. Er wird es spüren, er wird es spüren, er wird...
Vorsichtig spähte sie zu ihm, drückte sich dabei etwas nach oben und starrte ihn abwartend an. Seine Augen waren geschlossen. Er sah entspannt aus. Gelöst. Glücklich? Sie würde ihn mit Sicherheit wecken, wenn sie sich zu viel bewegte. Dem Gewicht seines Armes an ihrem Rücken nachgebend, sank Nirah wieder herab. 

Sie wollte ihn nicht wecken.

War das nun ihr Schicksal? Er hat es sicherlich ohnehin bemerkt. Dann konnte sie auch genauso gut noch liegen bleiben, oder? So tun als würde sie schlafen? Es gelang ihr nicht ihren Puls zu beruhigen. Bestimmt konnte er das Klopfen spüren. Eine Weile hielt sie es aus. Ihre Muskeln entspannten sich sogar. Ein wenig. Zugegeben, sie hatte wirklich gut geschlafen. Ihr Nacken war vielleicht etwas steif. Aber es fühlt sich nicht ganz so verkehrt an? Nirah verwarf diesen dämlichen Einfall sofort wieder. Vorallem ergab es überhaupt keinen Sinn. Anscheinend war sie wirklich sehr, sehr müde gewesen. Anders konnte sie nicht erklären, wieso sie bedenkenlos ausgerechnet Notos zu ihrem neuen Schlafplatz erkoren hatte. Wie spät war es überhaupt? Sie richtete sich auf, soweit sie konnte, um nach draußen zu spähen. Doch von hier aus war es unmöglich zu sagen, wie hoch die Sonne stand. Sicher war nur, dass es hell war. Sie hielt inne, den Blick auf Notos Gesicht ruhend. "Tut mir leid." wisperte sie, dann schob sie vorsichtig seinen Arm herunter, befreite sich, setze sich auf. Zögernd holte sie Luft, bevor sie ihn sachte antippte. "Notos." 





Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten

Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1013

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 14.04.2024 23:50

Irgendetwas war falsch.
Notos wurde an den Rand des Bewusstseins gerissen, als eine Welle von Unruhe über ihn wusch. Etwas in ihm flackerte nervös auf, pulsierte in einem unsteten Rhythmus. Nein, nicht in ihm. Aber in unmittelbarer Nähe. Wie die zitternden Flämmchen einer Kerze in der Dunkelheit. Seine Finger zuckten irritiert, als die Wärme, die ihn umhüllte, allmählich verschwand. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, leichter atmen zu können. Dennoch. Wenn der Schlaf ihm nicht in allen Gliedern stecken würde, hätte er wohl versucht danach zu greifen. Was auch immer es war, das ihm gerade entglitten war.

Die ungewohnte Kälte verschärfte sein Bewusstsein, ließ seine Gedanken eine klarere Form annehmen, wenngleich ihn die Müdigkeit noch nicht ganz verlassen wollte. Er spürte einen unebenen Untergrund unter sich. Er hörte ein gleichmäßiges Tröpfeln. Kaum wahrnehmbar, beinahe übertönt vom sanften Rauschen des Windes. Ein frischer, erdiger Geruch stach ihm in die Nase und...feuchte Klamotten?

Irgendetwas berührte ihn an der Schulter. Nicht rabiat genug, dass es hätte Jasper sein können. Er hörte seinen Namen. „Hm?" Seine Lider flatterten, als der Rest der Schwere aus seinem Körper wich. Er schlug die Augen auf – und hatte kurz das Gefühl, dass ein flackernder orangener Umriss in seinem Sichtfeld aufblitzte. Er blinzelte. Der helle Farbton verschwand, doch das Bild vor ihm blieb unklar und verschwommen. Er hatte Mühe, die Person vor ihm identifizieren zu können.

„Nirah?", gab er verschlafen von sich. „Ist was los?" Notos blinzelte erneut, schüttelte sachte den Kopf. Doch seine Sicht wurde nicht besser. Instinktiv wandte er beinahe beschämt den Kopf ab. Bruchstückchenhaft kehrten die Erinnerungen von letzter Nacht zurück. Nirah, die er nach einer langen Wanderung hierhergetragen hatte. Das Ritual, bei dem er ausgeholfen hatte. Natürlich, daran musste es liegen. Er hatte ja gewusst, dass es Konsequenzen für ihn haben würde.

Seufzend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder zur Heilerin, versuchte mit einem Lächeln den Anflug von Missmut zu verbergen. Er hatte diese Bürde gestern freiwillig entgegengenommen. Nirah sollte dafür nicht seine Laune zu spüren bekommen. Stattdessen versuchte er einen Blick nach draußen zu erhaschen. „Wie spät ist es?" Aus irgendeinem Grund wirkte es viel zu hell. Wo war Jasper eigentlich? Erst jetzt fiel ihm der ungewohnte Umstand ein, dass er nicht von seinem Partner geweckt wurde. Warum hatte Nirah ihn...?

Weitere Erinnerungsfetzen tauchten in seinem Kopf auf. Die Worte, die sie gestern beim Ritual an ihn gewandt hatte. Wie sie sich dann bei ihrem Schlaflager ohne Vorwarnung an ihn gedrückt hatte. Hatten sie so wirklich zusammen die Nacht verbracht?
Blut schoss ihm in die Wangen und er senkte sofort seinen Blick. „Oh, tut mir leid." Einen Tick zu hastig tastete er unbeholfen nach der Kleidung, die sie am Rande ihres Unterschlupfes hingeworfen hatten. Er spürte an der Beschaffenheit des Stoffes sofort, welches Oberteil ihm gehörte – und welches sicherlich nicht. Er reichte letzteres der Heilerin. „Warte, ich gebe dir sofort etwas Raum."

Er war beinahe aus ihrem Schlaflager geflüchtet, auch wenn er hoffte, dass es nicht so gewirkt hatte. Noch während er sich im sachten Niesel seine Ordensmontur anlegte, hörte er ein Geräusch, dass sich klar vom Rest abhob. Ein Flattern von Flügeln ertönte. Dann bohrten sich Krallen in seine Schulter. Er spürte, wie Jasper sein Gewicht verlagerte, um sich mürrisch zu schütteln. Die elektrischen Stöße wirkten ein wenig stärker als sonst.

Schlafkappe. Beide. Notos entschuldigte sich lächelnd, runzelte direkt im Nachhinein irritiert die Stirn. Schlafkappe? So hatte er Lux immer bezeichnet, wenn er gnadenlos verschlafen und nicht aufweckbar war. Erneut fragte er sich, wie spät es eigentlich war. Eine Frage, die er dieses mal direkt an seinen Partner richtete. Hätte er die Antwort erahnen können, hätte er es jedoch am liebsten nicht getan.

„Mittag?", entkam es ihm leise zischend. Ungläubig. Ein säuerlicher Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. Nervös fuhr er sich über den Arm, erwischte dabei Nirahs Anhänger, den er auch über Nacht nicht angelegt hatte. Bestimmt hatte dieser in seiner Haut eine tiefe Druckspur hinterlassen. Sie hatten so viel Zeit verloren... wie konnte das passieren? Natürlich, er war erschöpft gewesen, Nirah ebenfalls. Aber so tief zu schlafen? Normalerweise war er bei Sonnenaufgang wach. Seit den letzten Tagen meist früher. Zugegeben, er hatte ausgesprochen gut geschlafen. Und er fühlte sich besser. Fitter, trotz seiner ansetzenden Blindheit.

Innerlich seufzend versuchte er die unangenehme Schwere, die sich in seine Adern fraß wegzuwischen. Nirah kann nichts dafür, ermahnte er sich wieder. Und jetzt konnte man sowieso nichts mehr dran ändern. Er konnte nur hoffen, dass es nicht noch zu weiteren solchen Verzögerungen kam. Seine Stimme klang beinahe hoffnungsvoll, als er sich wieder an Jasper wandte. „Sag mir zumindest, dass du unseren nächsten Weg kennst?"

Zu seinem Glück lieferte sein Partner ihm die positive Nachricht. Und eine weitere, verwirrendere noch dazu. Notos hob irritiert eine Braue hoch. „Du hast kleine Rauchsäulen gesehen?" Vielleicht noch Überreste des Rituals? Nirah hatte schließlich von großen Festfeuern gesprochen, die in den Dörfern deswegen entzündet wurden. Aber die müssten mittlerweile doch erloschen sein? Oder hatte vielleicht ein Blitz in einen Baum eingeschlagen?

Dankbar für die Ablenkung, wandte Notos sich nachdenklich an Nirah. „Gab es nachts oder heute morgen ein Gewitter?" Kaum hatte er die Frage gestellt, winkte er bereits ab. „Ah warte, so tief, wie du geschlafen hast, wirst du es wohl auch nicht wissen." Dann, als wäre ihm wieder etwas eingefallen, zuckten mit einem Mal seine Mundwinkel grinsend in die Höhe „ Wenn wir dabei sind: Warne mich vielleicht das nächste Mal vor, bevor du dich nachts auf mich legst? Hast mich etwas überrascht damit."



Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.04.2024 14:49.

Saphyr

26, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1011

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 04.05.2024 23:15

Es dauerte länger als Nirah erwartet hatte, bis Notos zu Bewusstsein kam. Schließlich blinzelte er und blickte sie orientierungslos an. "Nein, es ist nichts los." Er sah sie kaum an. Als wäre er noch nicht richtig anwesend oder sehr verwirrt. "Ich wollte dich nur wecken." murmelte sie, während Notos sich zunehmend wacher wirkend in alle Richtungen umsah. Woher sollte sie wissen, wie spät es war. Sie zuckte mit den Schultern. "Ich bin auch eben erst aufgewacht." 

Notos spannte sich sichtlich an, stierte plötzlich zu Boden und ... entschuldigte sich? Wofür? Mit einer ruckartigen Bewegung tastete er nach etwas, warf ihr regelrecht ein Kleidungsstück entgegen. Er wollte ihr etwas Raum geben?
"Warte... Was?" brachte Nirah entgeistert heraus. Notos kroch bereits eilig aus dem Unterschlupf und ließe sie alleine zurück. Was war denn plötzlich mit ihm los? Sie starrte zum Ausgang. Von draußen drang Notos' gedämpfte Stimme hinein. Nirah schüttelte irritiert den Kopf. Sie hatte mit irgendeinem dämlichen Kommentar gerechnet, aber nicht damit, dass er vor ihr davonrannte. 

Prüfend sah sie an sich herab, konnte aber nichts entdecken, das die Reaktion erklärte. Sie hätte es ja verstanden, wenn sie aus irgendeinem Grund zu spärlich bekleidet gewesen wäre oder... nun, irgendetwas. Aber nein, so müde war sie nun doch nicht gewesen. Nur der Ring, der an der Kette um ihren Hals ruhte wirkte etwas fehl am Platz. Die Federn hatten den gestrigen Tag und die Nacht erstaunlich gut überstanden. Vorsichtig strich sie darüber, spielte mit dem Stein, steckte probehalber einen Finger in den Ring, nur um ihn direkt wieder fallen zu lassen. Es ist unpraktisch, dachte sie, stopfte die Kette dann trotzdem unter ihr Oberteil. Die Federn kitzelten.

Nirah ließ sich Zeit damit, sich reisebereit zu machen und ihr Gepäck zu verstauen. Als sie hinaus kam, war Notos mit Sir Jasper beschäftigt. Sie hob den Kopf gen Himmel. Feine Regentropfen benetzten ihre Haut. Es musste bereits mitten am Tag sein, so hoch wie die Sonne stand. 
Etwas abseits stehend nestelte sie an ihren Taschen. Wovon redete Notos da? Rauchsäulen? Sie wusste auch nichts von einem Gewitter. Nirah runzelte die Stirn erst ratlos, dann mit einem verärgerten Seitenblick zu Notos. Als ob er nicht selbst tief und fest geschlafen hätte. Er war also wieder wach. Wunderbar. 

Das dämliche Grinsen auf seinem Gesicht kündigte seinen nächsten Seitenhieb zu spät an. Nirah schnappte nach Luft, verschränkte umgehend die Arme vor der Brust. "Ach ja? Wenn du so ein großes Problem damit hast, hättest du ja auch etwas sagen können, Donnerschwinge. Anstatt mitzumachen. Außerdem..." Sie gestikulierte wild mit den Händen, deutete dabei auf den Unterschlupf. "...das vorhin? Hat mich auch etwas überrascht. Du hättest wenigstens so tun können als würdest du nicht vor mir flüchten." warf sie ihm spitz entgegen. Den Kopf hoch erhoben, drehte sie sich auf der Stelle um und stapfte besonders laut zu dem behelfsmäßigen Ritualplatz. Dabei brummte sie vor sich hin. "Nächstes Mal wecke ich dich nicht." Ihr war danach, das kleine Bauwerk einzureißen, einfach nur weil sie es konnte. Aber sie begnügte sich damit, das Fläschen, welches sie auf dem Stein stehen gelassen hatte, sehr nachdrücklich in ihre Taschen zu stopfen. Alles andere ließ sie liegen. Es würde es noch an die gestrige Nacht erinnern, wenn auch nicht lange. 
Damit war sie bereit zum Aufbruch. Sie lugte zu Notos, ohne sich von der Stelle zu bewegen. "Wohin?" fragte sie bissig. 


Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.05.2024 19:23.
Erste Seite  |  «  |  1  ...  11  |  12  |  13  |  14  |  15  ...  16  |  »  |  Letzte

« zurück zu allen Themen