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Catriona McLoid - 14. Dezember
von LuciferDaemonium am 15.12.2024 12:5014. Dezember - Make a wish
Wie zu erwarten schien Azrael am nächsten Morgen nicht unbedingt gut gelaunt. Sein stechender Blick auf ihr war unmissverständlich, kaum dass sie das Büro betreten hatte. Zugegeben war die Schottin auch ziemlich müde, sie hatte noch bis in die Nacht hinein gezeichnet und viel zu spät realisiert, dass sie arbeiten musste. Sie rieb sich ein wenig über die Augen, was wohl den Missmut des Dämons nur noch steigerte.
"Scheint ja ein langer Abend mit deinen Freunden gewesen zu sein.", kam es als halbes Knurren von ihn und Catriona verkniff sich mühsam ein Gähnen, um ihn nicht noch weiter anstacheln. Ein kleines Schmunzeln konnte sie sich jedoch nicht verkneifen. Sie würde nur zu gerne frech fragen, ob er eifersüchtig wäre, aber das Echo dessen würde sie wohl nicht vertragen. Freuen tat sie sich insgeheim dennoch und am Ende war das Wissen, ein schönes Geschenk für ihn gefunden zu haben, etwas, was sie beflügelte. Sanft hob sie eine Hand um seine Laune ein wenig zu besänftigen.
"Nein, deshalb nicht. Ich bin gestern Nacht einfach zu lange aufgeblieben.", wollte sie gleich die falschen Gedanken aus Azraels Kopf verbannen, doch er schnaubte wenig überzeugt. Die Schottin wollte ihn nicht belügen, aber wenn sie sagen würde, dass sie mit Baal und Belial ein kleines Treffen gehalten hatte, würde er auch nur wieder misstrauisch werden und denken, dass irgendwas gravierendes los war. Immerhin waren es zwei Höllenfürsten. Sie hatte sich selbst wohl in eine Zwickmühle gebracht.
"Ist das so?", kam es sarkastisch von ihrem Gegenüber, der offenbar wirklich nicht begeistert von ihrem gestrigen Abflug war. Während Catriona noch überlegte, wie sie die Wogen glätten sollte, ging jedoch der Fahrstuhl auf und Belial stolzierte herein.
"Guten Morgen, Süße!", flötete sie an Catriona gewandt und warf Azrael einen amüsierten Blick zu.
"Azrael, du schaust drein, als hätte man dir dein Lieblingsspielzeug weggenommen.", grinste sie sogleich spitz. Demonstrativ legte sie ihren Arm um die schmale Schulter der Schottin.
"Tut mir leid, dass ich mir Catriona gestern ausgeliehen habe.", schnaubte sie wenig ernstgemeint und Catriona musste ihre Mimik kontrollieren, als ihr klar wurde, dass Belial sie gerade deckte. Es schien auch zu funktionieren. Azrael sah im ersten Moment verwirrt zu Belial, ehe sich seine Schultern leicht zu entspannen begannen und er Catriona einen säuerlichen Blick zuwarf.
"Du hättest sagen können, dass du dich mit der Wasserschlange triffst."
"Pass auf wen du hier Schlange nennst!", fauchte Belial sogleich und Catriona grinste unbeholfen.
"Ich dachte mir, du wärst ohnehin nicht begeistert...", entschuldigte sie sich etwas ausweichend. Azrael seufzte nur und fuhr sich durch das dunkle Haar.
"Bin ich auch nicht, aber solange es nur Belial ist..." Er ließ den Satz offen und sprach nicht weiter, als er das vielsagende Grinsen der Fürstin bemerkte. Sie wackelte nur mit den Brauen und zischend wandte sich Azrael von Belial gänzlich ab.
"Was willst du eigentlich hier?", wollte er etwas ungehalten wissen, da die Schwarzhaarige sein Nervenkleid schon wieder strapazierte. Belial lachte gehässig auf, verkniff sich aber, darauf herumzureiten.
"Ich bin hier um da weiterzumachen, wo ich gestern aufgehört habe.", verkündete sie und jetzt sah auch Catriona verwirrt zu ihr auf.
"Was meinst du damit?", wollte die Schottin wissen. Das Geschenk für Azrael war doch geklärt und hier in der Firma würde sie definitiv nicht darüber sprechen! Belial schnalzte mit der Zunge.
"Süße, bald ist Weihnachten und ich weiß noch immer nicht, was du dir eigentlich wünscht!", schnippte Belial ihr sanft gegen die Stirn. Ein warmes Grinsen hatte sich auf ihre Züge gelegt. Azrael drehte sich tatsächlich aufmerksam geworden wieder zu beiden Frauen herum, während sein Blick Catriona fixierte. Die Schottin hingegen blinzelte und verstand im ersten Moment nicht.
"Ähm...", machte sie etwas überfordert, ehe sie schließlich entschuldigend die Hände hob.
"Ich... ehrlich gesagt habe ich keinen Wunsch für ein Geschenk. Ich habe alles, was ich brauche.", wehrte sie sanft ab, doch Belial ließ sich nicht von ihrer Idee abbringen. Sie stemmte eine Hand in die Seite und beugte sich leicht zum Rotschopf vor. Den Wunsch, den Catriona tief in ihrem Herzen hatte, konnte ohnehin nicht erfüllt werden.
"Catriona, jeder hat irgendwelche Wünsche! Es geht nicht darum, ob du es brauchst oder nicht. Es gibt doch bestimmt irgendwas, was du möchtest. Ganz egal wie verrückt, ich bin eine Höllenfürstin, ich kann dir fast jeden Wunsch erfüllen.", erinnerte die ägyptische Schönheit ihre Freundin gelassen. Doch der noch immer verständnislose Blick der Schottin ließ sie seufzen und zu Azrael blicken.
"Sie ist wirklich frei von Gier oder dergleichen, mh?", meinte sie an ihn gewandt und der Höllenherrscher hob nur die Schultern.
"Sie ist genügsam, vergisst aber gerne, sich selbst etwas zu gönnen.", antwortete er sogar ernsthaft. Belial legte nachdenklich zwei ihrer manikürten Finger unter ihr Kinn.
"Das macht es schwieriger...", murmelte sie mehr zu sich selbst, ganz so, als wäre Cat nicht anwesend.
"Wie wäre es, wenn wir heute shoppen gehen!", kam Belial die glorreiche Idee und ihre Augen funkelten.
"Du darfst dir nach Herzenslust etwas aussuchen.", bestimmte sie, als wäre es für sie die Lösung. Azrael ließ nur ein ersticktes Lachen verlauten.
"Viel Glück dabei.", grinste er nur spöttisch und Belial verzog etwas missmutig ihr Gesicht.
"Als hättest du eine bessere Geschenkidee für sie.", ging auch gleich das Gezanke wieder los. Azrael konterte diesmal jedoch nicht. Er blieb stumm und seine Augen huschten nur ein weiteres Mal zu Catriona, die seinen Blick fragend auffing.
"Meinetwegen, geht ihr Mädels shoppen. Cat und ich machen nur noch das Wichtigste fertig, dann können wir los.", wank er schließlich ab und Belial erstarrte.
"Wir?", wiederholte sie ungläubig und erntete ein zuckersüßes Grinsen.
"Wir. Ich komme natürlich mit. Es reicht, dass du sie gestern schon den ganzen Abend in Beschlag hattest." Catriona schnappte fast empört nach Luft. Die Bezeichnung Spielzeug, die Belial zuvor nutzte, schien ja fast auf sie zu passen, so wie er sich verhielt. Sie wollte bereits aufbrausen, stockte dann jedoch, als sie den flüchtigen warmen Schimmer in seinen Augen aufschnappte. Fast sofort wurde ihr Temperament besänftigt und sie klappte den Mund wieder zu. Verfluchter Mistkerl... Belial hatte die Arme vor der Brust verschränkt, verdrehte aber schließlich die Augen und gab nach.
"Meinetwegen. Ich bin in zwei Stunden wieder zurück.", wank sie zum Abschied mit der Hand und stolzierte genauso hinaus, wie sie auch gekommen war.
Catriona schüttelte nur belustigt den Kopf und wollte gerade an ihren Schreibtisch, als Azrael auf die Terrassentür deutete.
"Sag bloß, du willst es ausfallen lassen?", meinte er mit hochgezogenen Brauen, immerhin stand der Kaffee, mittlerweile kalt geworden, schon bereit. Lachend schüttelte die Schottin den Kopf und folgte ihm nach draußen und zündete sich eine der Giftstangen an.
"Was wünscht du dir wirklich? Du bist Belial vorhin ausgewichen, ich kenne dich, Cat.", fragte Azrael irgendwann und warf ihr einen wissenden Seitenblick zu. Catriona musste zugeben, dass er sie mittlerweile zu schnell durchschaute. Wann sie angefangen hatte, ihre dutzenden Mauern bei ihm fallen zu lassen, wusste sie gar nicht mehr. Sie musste leicht lächeln.
"Dir entgeht auch nichts, mh?" Außer die Überraschung, die sie für ihn plante. Auch nur dank Belial, die schnell geschaltet hatte. Azrael hob nur leicht grinsend die Schultern, wurde jedoch wieder ernst.
"Also gibt es etwas.", stellte er nur nüchtern fest und Catriona nickte langsam.
"Naja... im Prinzip erfüllt sich schon der Wunsch, dass ich Weihnachten dieses Jahr feiern kann..." Ihre Wangen wurden wärmer. "...mit dir...", flüsterte sie noch leise dazu und Azrael sah sie einen langen Moment an.
"Ich höre ein 'aber'...", kam es ebenso eine Spur leiser von ihm.
"Ich... hoffe irgendwann, wieder mit meiner Familie noch ein Fest verbringen zu können.", gab sie schließlich ehrlich zu und senkte ihren Blick, atmete kurz die kalte Luft ein.
"Aber ich weiß, dass es ein Wunsch bleibt. Das ist auch in Ordnung für mich, ich habe dieses Jahr schon so viel mehr, als ich es mir überhaupt zu wünschen erhofft habe!", fügte sie jedoch schnell hinzu und Azrael musterte sie einfach nur mit einem... Lächeln? Es war ein völlig fremder Ausdruck auf seinen Zügen und plötzlich spürte sie einfach nur seine warme Hand auf ihrer Wange.
"Dann sorgen wir dafür, dass es ein schönes Fest für dich wird.", raunte er ihr zu, doch was genau er damit meinte, erklärte er nicht. Catriona war auch etwas zu abgelenkt von seiner warmen Haut, um vernünftig nachdenken zu können. Damit ließ er sie tatsächlich auch stehen und verschwand ins Innere, nachdem er den Kippenstummel in Asche zerfallen ließ. Die Schottin sah ihm nur nach, das Herz schlug ihr dabei bis zum Hals, als sich ein neuer Wunsch in ihr formte. Der Wunsch danach, mit ihm jedes Jahr diese Zeit verbringen zu können. Ihre Eltern würde sie wohl nicht sehen, Lucifers Worte waren damals eindeutig. Aber nun hatte sie... eine weitere, geliebte Person, mit der sie die Zeit der Besinnlichkeit verbringen konnte. Und das war der Sohn des Leibhaftigen. Sie musste unweigerlich lächeln und blinzelte leicht, um ihre Gefühle halbwegs wieder in den Griff zu bekommen.
[...]
Der Nachmittag verlief mit dem üblichen Gestichel zwischen Belial und Azrael, als die Fürstin des Neids sie quer durch London schliff. Sie übertrieb es wohl ein wenig, Catriona beschenken zu wollen. Von Modegeschäften zu Schmuck und technischen Geräten, überall wo Belial eine Chance witterte, wurde der Rotschopf hinein gezerrt. Cat konnte darüber teilweise nur lachen, wie ernst und verbissen Belial an die Sache heranging und erbarmte sich irgendwann, als sie etwas fand, was ihr gefiel. Es war eine kunstvolle Figur eines silbernen Drachens, der einen Brieföffner in Form eines Dolches hielt. Das Design hatte es Catriona angetan und sie drehte das gute Stück bewundernd in ihren Händen, was Belial nutzte um es ihr aus den Händen zu reißen. Sie begutachtete es selber kritisch.
"Das hier also?" Catriona lachte nur und nickte leicht.
"Wenn du unbedingt darauf bestehst. Es würde sich gut auf meinem Schreibtisch machen.", gab sie ehrlich zu. Immerhin hatte sie begonnen, diesen langsam persönlicher zu gestalten. Zu den Anfangszeiten, in denen Azrael den Laden übernommen hatte, war ihr Tisch noch karg und kalt. Lediglich die Geräte und Papierkram wie Ordner hatten ihren Platz dort gefunden. Jetzt standen durchaus einige persönliche Wertigkeiten an ihrem Platz und sie fühlte sich merklich wohler damit.
Belial hatte derweil den Drachen an sich genommen und bezahlte ihn an der Kasse, während Azrael sich belustigt über ihre Schulter beugte.
"War das jetzt deine Gnade, dass Belial sich nicht noch weiter reinsteigert oder wolltest du das Teil wirklich?", fragte er leise und nur für sie hörbar.
"Beides fürchte ich.", grinste sie an ihn gewandt ebenso leise zurück und er lachte leicht.
"Schade, ich hätte sie nur zu gern weiter geärgert.", seufzte er theatralisch.
"Kannst du, ich zerre euch beide noch mit auf den Weihnachtsmarkt.", zwinkerte sie ihm zu und überrascht wie auch erfreut ruckten seine Bernsteine wieder zu ihr.
"Nicht, dass du mir immer noch böse wegen gestern bist.", zog sie ihn nun etwas auf. Azrael wandte murrend das Gesicht ab, als wäre es ihm unangenehm.
"Bin ich doch gar nicht.", gab er nur brummend zurück. Catriona lachte leicht und strich sanft über seinen Arm.
"Ich machs mit Zuckerwatte wieder gut.", gab sie versönlich von sich und Azrael sah halb verärgert, halb erfreut zu ihr.
"Und Met. Die erste Runde geht auf dich.", bestimmte er und holte für sich noch etwas mehr hinaus. Catriona lachte belustigt und nickte nur.
"Einverstanden.", schmunzelte sie nur, ehe Belial sie beide wieder störte.
"Wenn ihr hier anfangt zu knutschen, kotze ich." Catriona sah verlegen wie auch empört zu ihrer Freundin.
"Belial!", rief sie erbost aus und erntete nur ein freches Grinsen der Fürstin. Azrael trug nur ein zuckersüßes Grinsen.
"Verschwindest du dann?", fragte er hoffnungsvoll und verstärkte die Verlegenheit der Schottin um ein Weiteres, als er demonstrativ einen Arm um sie legte. Fast schon glaubte Catriona, dass er sie wirklich küssen würde, und wenn es nur war, um Belial damit zu reizen. Ihr Herz machte dabei einen hoffnungsvollen Hüpfer.
"Das kannst du vergessen, so leicht mache ich es dir nicht.", lachte Belial auf und enttäuscht seufzte Azrael.
"Zu Schade.", murmelte er nur. Die Hoffnung der Schottin verpuffte und sie kämpfte gegen den enttäuschten Stich in ihrem Inneren. Fuck, sie hatte wirklich...
"Dann lasst uns weiter.", wank Azrael lediglich mit der freien Hand und dirigierte Catriona sanft mit der anderen Hand in ihrem Rücken zur Ladentür. Belial runzelte die Stirn.
"Wo willst du denn noch hin? Sag bloß, dir ist eingefallen, dass du auch ein Geschenk besorgen willst!", wollte sie wissen und Azrael grinste sie über die Schulter hinweg an.
"Ich brauche kein Geschenk kaufen.", verkündete er nur selbstsicher. Belial schnappte schon nach Luft, wollte ihn belehren, dass er seiner Frau gottverdammt nochmal was schenken sollte, als sie jedoch den kleinen, vorfreudigen Zug um seine Mundwinkel vernahm. Er plante etwas, das wurde der Fürstin in diesem Moment bewusst.
"Catriona lädt auf den Weihnachtsmarkt ein. Du hast doch dein Geschenk, oder? Dann können wir los." Belial dämmerte langsam und sie grinste vorfreudig, als auch wohlwollend. Sie musste sich wohl keine Sorgen machen, dass ihre Freundin leer ausging. Und noch amüsanter war, dass Catriona es nicht zu verstehen schien. Also wirklich, so brillant sie auch im planen war, wenn es um sie selbst ging, stand diese Menschenfrau manchmal wirklich auf dem Schlauch. Aber Belial schwieg im stummen Einverständnis mit Azrael.
"Warum sagst du das nicht gleich?!", holte sie rasch zu ihnen auf und der Nachmittag im Londoner Weihnachtsgetümmel begann...
Catriona McLoid - 13. Dezember
von LuciferDaemonium am 13.12.2024 15:1913. Dezember - A special Gift
Zufrieden fuhr sie ihren Computer herunter und schaltete die kleine Lampe auf ihrem Schreibtisch aus, die sie beim Lesen der letzten Papiere zur Hilfe genommen hatte. Es war erst früher Nachmittag, eigentlich absolut nicht ihre Zeit, aber Catriona hatte heute einen besonderen Plan. Offiziell hatte sie angekündigt, ein Meeting bei HOPE zu haben, weshalb Azrael ihr den freien Nachmittag gewährt hatte. Und wenngleich sie sich auch in ihrem Hauptquartier mit einigen Leuten traf, so ging es ganz bestimmt nicht um die Arbeit. Aber das durfte der Dämon nicht wissen, weshalb sie sich bei Halbwahrheiten hielt, sodass er nicht misstrauisch wurde. Er selbst war wieder ganz der Alte, das seltsame Verhalten des gestrigen Tages war verschwunden und die Schottin schob es naiv auf das hohe Arbeitspensum. Auch wenn Azrael ihr selbst bei ihrem morgendlichen Kaffee nicht verraten wollte, was er nach den Feiertagen treiben wollte. Aber gut, zumindest stand ihr Date über die Feiertage noch. Fast sofort schlich sich das dämliche Grinsen in ihr Gesicht bei dem Gedanken. Himmel, sie konnte sich kaum daran erinnern, als sie zuletzt so glücklich gewesen war. Mit der ungewohnten Fröhlichkeit im Herzen und der Vorfreude auf das, was heute noch folgte, steckte sie ihren Kopf durch die Tür seines Büros.
"Ich bin dann mal weg. Wir sehen uns morgen!", rief sie grinsend und Azrael sah etwas verwirrt über ihre gute Laune auf.
"Ich dachte du hast keine Lust auf die ganze Arbeit, die Midnight auf dich abwälzt.", runzelte er die Stirn und Catriona zuckte nur mit den Schultern.
"Das schaffe ich schon.", meinte sie gelassen. Sie sollte sich vielleicht besser kontrollieren, ehe der Dämon noch argwöhnisch wurde.
"Wollen wir heute Abend auf den Londoner Weihnachtsmarkt?", kam unverblümt die Frage von Azraels Seite. Überrascht zuckte Catriona schuldbewusst zusammen. Natürlich wollte sie am Liebsten sofort "Ja" sagen, aber sie konnte nicht.
"Ich bin heute leider verhindert, tut mir leid...", seufzte sie entschuldigend und ein Schatten der Enttäuschung huschte über sein Gesicht.
"Du kannst mir ja Bescheid geben, wann du fertig bist.", gab er nicht so leicht auf und jetzt wurde es etwas heikel. Catriona wich ein wenig seinem Blick aus.
"Ich bin schon verabredet, tut mir leid. Aber vielleicht morgen?", bot sie versönlich an. Azrael starrte sie einen längeren Moment an.
"Mit wem?", überging er ihren Vorschlag geflissentlich und der zuckersüß neugierige Ton jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
"Mit ein paar Freunden. Ich muss jetzt wirklich los, bis morgen!", ergriff Catriona die Flucht und ließ einen erstarrten und wenig glücklichen Azrael zurück.
[...]
"Das war knapp...", keuchte die Schottin, die es sich auf der großen Couch im Kaminzimmer von HOPE gemütlich gemacht hatte. Sie hatte die glorreiche Idee gehabt, den einen Meetingraum in ein gemütliches, weihnachtliches Kaminzimmer umzuwandeln. Baal, der es sich ebenso in einem Sessel beim Feuer bequem gemacht hatte, lachte nur rau auf.
"Du weißt, dass er dich morgen ins Kreuzverhör nehmen wird?", gluckste der Russe amüsiert. Davor hatte die Schottin ehrlich gesagt schon am Meisten Angst.
"Ich befürchte es...", gab sie zu. Immerhin war Azrael nicht auf den Kopf gefallen und sie war ihm förmlich ohne direkte Antwort davongerannt.
"Aber vielleicht sieht er es gar nicht so ernst..." Hoffnung starb immerhin zuletzt. Baal und auch Belial, die neben ihr saß, begannen zu lachen.
"Catriona, du solltest die besitzergreifende Natur von Dämonen nicht unterschätzen.", gab Belial zu bedenken und grinste vielsagend. Die Wangen der Schottin röteten sich etwas. Natürlich war es weder Belial noch Baal entgangen, dass ihr Verhältnis zu Azrael wesentlich enger geworden war über die gesamte Zeit. In den letzten Wochen war es wohl mitunter überdeutlich zu sehen, wenn man bedachte, wie viel Zeit sie zusammen verbrachten und wie sie miteinander umgingen.
"Ich konnte ihm ja schlecht sagen, mit wem und warum ich mich treffe.", murmelte sie ein wenig verlegen.
"Du willst es also wirklich als Überraschung durchziehen?", wollte Baal vorfreudig wissen und rieb sich bereits die Hände. Er selbst schien dabei viel zu viel Spaß zu haben.
"Ja... Das ist ja das Schöne an Weihnachten. Ich meine, die meisten bekommen das, was sie sich wünschen. Bei Azrael ist es schwieriger, da er nie deutlich sagt, was er sich wünschen würde. Und wenn ich direkt frage, dann ist es ja offensichtlich... Deshalb brauche ich eure Hilfe, ich hab keine Idee, was ich ihm schenken soll." Catriona verzweifelte daran wirklich. Es war schwer, jemandem wie ihm ein schönes Geschenk zu machen, wenn er alles besitzen konnte, was er wollte. Und sie war keine Frau, die es bei einer dämlichen Grußkarte belassen wollte.
"Schenk ihm eine Flasche Vodka. Vodka geht immer.", schlug Baal lachend vor, als wäre es das einfachste der Welt. Catriona verzog das Gesicht.
"Das wäre eher ein Geschenk für dich, aber nicht für ihn.", lehnte sie es sofort ab und Baal schnaubte nur belustigt. Bittend sah sie zu Belial, die hoffentlich eine bessere Idee hatte. Die Fürstin überlegte einen Moment länger.
"Nun, als Dämon des Hochmuts wäre ein Spiegel etwas für ihn.", kam ein spöttischer Vorschlag und genervt verdrehte Catriona die Augen.
"Ihr nehmt das beide nicht ernst!", jammerte sie. Und auf ihre Hilfe hatte sie gehofft! Belial hob abwehrend die Hände.
"Schon gut, Süße. Ich würde ihm irgendein seltenes Artefakt schenken. Er sammelt diese Dinge doch, oder nicht? Ich hab das ein oder andere verfluchte Stück noch in meiner Obhut.", grinste sie schließlich und erst dachte Catriona, sie würde scherzen, doch der Vorschlag war ernst gemeint. Ihre Schulter sackten mutlos nach unten. Das half ihr alles nicht weiter.
"Ich werde nie ein Geschenk finden, was ihm gerecht wird.", stützte sie ihren Kopf schwer auf ihren Händen mit hörbarer Frustration.
"An Weihnachten geht es doch nicht um den Wert eines Geschenkes, Catriona." Ezekiel näherte sich ihnen mit der altbewährten Teekanne in der Hand. Baal lehnte dankend ab, während Belial und Catriona dankbar nickten. Zudem sah der Rotschopf zum Engel auf.
"Es geht um die Geste, ich weiß. Aber... ich weiß nicht, was ihn glücklich machen würde...", gab sie zu bedenken und der blonde Engel lächelte nur milde.
"Ich denke, Azrael würde sich über jedes Geschenk von dir freuen. Es spielt weniger die Rolle, was es ist, viel mehr von wem.", gab Ezekiel seine Weisheiten kund und Belial schnaubte.
"Wir sind Dämonen, natürlich interessiert es uns, was wir bekommen.", mischte sie sich ein.
"Ich muss Belial recht geben, wir sind nicht so barmherzig wie du, Ezekiel.", grinste Baal vielsagend und der Engel seufzte, sah aber wieder zu seiner Herrin.
"Du hast ihn doch eingeladen, mit dir die Zeit zu verbringen, nicht?" Erschrocken zuckte Catriona zusammen.
"Woher...?"
"Bitte, wir sind immer gut informiert.", lachte Ezekiel leicht, immerhin waren Informationen die Hauptquelle von HOPE's Macht. Belials Kopf fuhr zu ihr herum.
"Was, du feierst mit ihm Weihnachten?", wollte sie überrascht wissen.
"Und er hat ja gesagt?", hakte sie gleich weiter nach. Baal hingegen blieb weniger überrascht.
"Natürlich hat er das, er ist vernarrt in unsere Catja.", gab der Älteste nur zu verstehen und Belial schien es einzuleuchten.
"Stimmt auch wieder, es überrascht mich trotzdem, von jemandem wie ihm so etwas zu hören.", gab sie an Baal gewandt zurück, der jedoch nur abwank. Catriona sank dabei nur noch tiefer in die Couch, da Baal es für ihren Geschmack viel zu deutlich ausgesprochen hatte. Ihr armes Herz reagierte sofort darauf, was niemandem im Raum entging. Verfluchte übernatürliche Sinne!
"Catriona...", begann Ezekiel wieder und reichte ihr eine volle Tasse.
"Wie wäre es, wenn du einfach ein Geschenk auswählst, was du für Richtig hältst. Egal wie groß oder klein, du bist ein kreativer Kopf. Etwas wirst du sicherlich finden und am Ende ist es ohnehin die Zeit, die ihr gemeinsam verbringt, die Geschenk genug ist." Ezekiel konnte manchmal wirklich altklug sein, wenn er denn wollte. Catriona sah nachdenklich auf die rote, dampfende Flüssigkeit.
"Hey Baal...", fing sie dann langsam an. Der Fürst des Zorns wartete, dass sie fortfuhr.
"Wäre es... naja möglich, aus einem Aetherkristall... Eine Kette zu machen?" Baals Züge entglitten ihm etwas, als er verstand, worauf sie hinauswollte.
"Ein größeres Geschenk ist dir nicht eingefallen, oder?", gab Belial ihren Senf ungläubig dazu. Doch der Russe überlegte.
"Theoretisch ist es möglich. Mit einer besonderen Legierung nimmt niemand es direkt als Aether wahr, sonst hätte Azrael ein Problem von Aasgeiern um sich herum. Aber bist du sicher, dass du...."
"Ich bin sicher, Baal. Ich weiß, dass er damit keinen Unsinn anstellen wird.", kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. Der Fürst sah das stumme Flehen in ihren Augen und ließ sich schließlich erweichen.
"Du liebst ihn sehr, mh?", meinte er nur nachgebend und Catriona nickte zaghaft, wich dabei aber seinen alten Augen aus.
"Sagt es nicht Midnight, der rastet aus, wenn er mitbekommt, dass ich ihm einen der Kristalle schenke.", sah sie etwas nervös in die Runde. Normalerweise hielten sie die Aether-Vorräte unter Verschluss, sollte niemand an sie herankommen. Diese Macht war verführerisch und auch wenn sie sich bei Azrael keine Gedanken machen mussten, so war der Schattenwandler vorsichtig und voreingenommen. Doch Catriona wollte Azrael dieses geschenk machen. Als Zeichen dafür, wie sehr sie ihm vertraute.
"Aber gleich einen Kristall? Es ist die höchste Konzentration von Aether, das ist weit mehr als ein königliches Geschenk.", gab Belial zweifelnd zu bedenken. Ihre blauen Augen bohrten sich in das Profil der Schottin, die jedoch nur nickte.
"Die Kristalle schimmern wie kleine Sterne...", gab Catriona ihren Grund zu. Immerhin war Azrael trotz allem noch ein Morningstar, was wäre denn passender, als ein strahlender Anhänger? Auch wenn sie noch ein zweites Geschenk vorbereiten würde, dass sie hier in der Runde jedoch nicht nannte. Sie würde sich an eine kleine Zeichnung setzen, eine von ihm, sofern sie es gut hinbekommen würde. Für Catriona war die Nachricht dahinter jedoch weitaus wichtiger. Sie wollte ihm zeigen, dass sie ihm bedingungslos vertraute. Dass er für sie das Wertvollste war, so wie es Aether für die Unsterblichen seit Urzeiten war.
Als sie aufsah, merkte sie, wie alle Augenpaare auf sie gerichtet waren. Teils amüsiert, teils aber auch besorgt.
"Ich hoffe, dass er den Brauch des Schenkens auch kennt, sonst mache ich ihm die Hölle heiß, wenn nur du dir Mühe gibst.", grinste Belial boshaft. Natürlich würde sie ihre Drohung nur zu gerne wahr machen. Baal lachte nur.
"Ich denke schon, dass er es weiß. Er kennt die menschlichen Feste besser als manche von uns. Ich mache dir diesen Anhänger, Catja. Wird etwas dauern, aber ich lasse es dich wissen, wenn er fertig ist.", versprach Baal ihr, da er der Einzige war, der Aether verarbeiten konnte. Früher hatte er es zu Zeiten des Krieges getan. Jetzt tat er es für ein Weihnachtsgeschenk. Eigentlich durchaus amüsant, wie viel sich verändert hatte. Glücklich grinste Catriona und nickte unendlich dankbar.
"Du bist der Beste!", rief sie euphorisch aus und klatschte in die Hände. Damit hätte sie ein wundervolles Geschenk!
"Danke für eure Hilfe! Ich werde aber auch gleich nach Hause, ich muss noch etwas vorbereiten!", rief Catriona aus und sprang bereits auf. Verdattert sahen die beiden Fürsten zu ihr.
"Wie jetzt?", brachte Belial hervor.
"Ich dachte wir trinken noch etwas!", beschwerte sich Baal, doch Catriona hörte die beiden schon gar nicht mehr. Der rothaarige Wirbelwind hatte sich schon ihre Jacke geschnappt und war aus dem warmen Raum verschwunden.
"So habe ich sie auch noch nicht erlebt.", gab Belial nach kurzem Schweigen zu und sah noch immer auf die Tür. Dennoch schlich sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen. Insgeheim freute sie sich für die Schottin. Ezekiel seufzte entzückt.
"Liebe ist etwas Wunderbares!", freute er sich schlichtweg. Belial schnaubte.
"Ihr Geschmack könnte besser sein. Ich hätte ihm das verfluchte Artefakt geschenkt...", meinte sie fast schon enttäuscht.
"Und ich ihm den besten russischen Vodka.", stimmte Baal der Herrin des Neids zu.
"Aber ihr könnt ihm doch selbst etwas zu Weihnachten schenken.", gab Ezekiel zu bedenken und beide Dämonen blickten zu ihm, als hätten sie bis eben noch gar nicht daran gedacht. Jetzt funkelte es schalkhaft in Belials und freudig in Baals Augen.
"Wunderbare Idee!", rief der Russe aus, und Belial lachte.
"Ob er sich freuen wird, ist eine andere Sache.", grinste die Seehexe hämisch. Damit stand fest, dass Catriona dieses Jahr wohl nicht die Einzige wäre, die Azrael beschenken würde. Ezekiel summte nur zufrieden eine weihnachtliche Melodie vor sich her, immerhin sah er es als Engel nur zu gerne, wenn sich auch Dämonen solcher festlicher Stimmung der Gaben und der Besinnlichkeit hingeben konnten.
[...]
Stunden waren vergangen und Catriona hatte den vertrauten Bleistift zur Hand genommen und zeichnete. Sie hatte ein gewisses Bild im Kopf, ein Porträt seiner menschlichen Hülle, doch dahinter sein wahres Gesicht, was sie mittlerweile schon ein paar Mal erblicken durfte. Angst hatte sie schon lange keine mehr, sie nahm ihn als das, was er war. Ob nun in Menschengestalt oder nicht, spielt für sie keine Rolle. Sie versuchte, es so detailverliebt wie möglich aufs Papier zu bringen und versank gänzlich in ihrer Arbeit. Endlich nutzte sie ihr Hobby wieder, um etwas Schönes zu schaffen, nicht um ihre Albträume auf Papier festzuhalten. Sie lächelte unentwegt und fantasierte bereits darüber, wie er wohl reagieren würde, wenn er sein Geschenk öffnete. Wahrscheinlich musste sie es gut verstecken, dass er es nicht schon am Heiligabend öffnete. Seine Neugier kannte manchmal keine Grenzen, erst recht, wenn er witterte, dass es etwas für ihn gab. Ein liebevolles Schmunzeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Mittlerweile konnte sie ihre Gefühle eben wirklich nicht mehr leugnen oder herunterspielen. Auch wenn sie es ihm so deutlich noch nicht gesagt hatte, aber vielleicht würde sich die Gelegenheit ja bald ergeben.
Catriona McLoid - 12. Dezember
von LuciferDaemonium am 13.12.2024 14:0612. Dezember - Und täglich grüßt das Murmeltier
Der Dezember war wie jeder andere Monat des Jahres. Die Morningstar Inc. machte keinen Unterschied, welche Jahreszeit oder gar Festlichkeiten stattfanden. Um sich den menschlichen Gegebenheiten etwas anzupassen war die Firma zwar über die Feiertage geschlossen, doch danach ging es direkt weiter und je mehr Catriona in den Kalender sah, desto weniger Lust hatte sie auf die kommenden Termine und Veranstaltungen irgendwelcher Wirtschaftsbällen und ähnlichem. Ihr wäre der Weihnachtsstress normaler Menschen tatsächlich lieber. Die Hektik, alle Geschenke zu verpacken, das Planen des Familienfestes. All das wäre ihr hundertmal lieber als die stumpfe Arbeit Tagein und Tagaus. Aber dieses Jahr war es etwas anders. Hatte sie in den letzten Jahren absolut kein Hochgefühl in der Weihnachtszeit verspürt, da diese nur kalt und grau war unter Lucifers Führung, so haben sich die Dinge jetzt geändert. Azrael hatte es nicht nur geschafft, dass die Schottin seit langem mal wieder in Weihnachtsstimmung war, er schien den kleinen Aktivitäten ebenso wenig abgeneigt zu sein. Ob Schmücken, Weihnachtsmarkt oder selbst das vorgestrige Skifahren, er schien es selbst zu genießen, mal mehr als den stumpfen Papierkram zu sehen. Die Arbeit ertrug sich so um einiges leichter, für sie beide. Und sie würde ebenso die Feiertage planen müssen, wenn sie diese mit ihm verbringen wollte. Ebenso hatte sich bereits die Entscheidung in ihr manifestiert, ihm ein Geschenk machen zu wollen.
Catriona sah auf ihren Bildschirm und seufzte, als sie schon wieder eine Anfrage für ein Meeting sah, dass direkt am 27. Dezember für frühs angefragt wurde. Wer zur Hölle machte sich die Mühe, nach den Feiertagen kurz vor dem Wochenende noch irgendwelche Verträge zu besprechen? Murrend nahm sie einen Schluck Kaffee, ehe sie sich erhob und bei Azrael anklopfte. Er rief sie wie gewöhnlich schon vorher hinein und sah von einigen Dokumenten auf, über die er gerade gebrütet hatte.
"Der Nächste, der gleich am 27. einen Termin will...", meinte sie wenig begeistert. Azrael legte den Stift zur Seite und zog leicht die Brauen zusammen.
"Wer?", fragte er einsilbig.
"Global Investments, wahrscheinlich wollen sie die neuen Aktienwerte besprechen..." Azrael überlegte einen langen Moment, ehe er seinen Blick wieder auf die Papiere senkte.
"Sag es ab und vereinbare einen Termin im neuen Jahr. Wir sind bis zum 6. Januar nicht hier.", ließ er sie wissen und jetzt ruckte ihr Blick überrascht zu ihm.
"Wie meinst du das?", fragte sie verblüfft nach.
"Wie ich es gesagt habe. Wir sind bis zum 6. Januar nicht in der Firma, demnach verschieben wir alle Termine bis dahin.", wiederholte Azrael ruhig und jetzt verstand Catriona sichtlich nichts mehr. Das war neu. Für Gewöhnlich waren es nur die Weihnachtstage, an denen die Firma zwangsweise geschlossen hatte. Aber nicht über die Feiertage bis zum neuen Jahr.
"Haben wir auswärtige Termine nach Weihnachten?", wollte sie neugierig wissen und kam ein paar Schritte näher. Azrael hielt seinen Kopf gesenkt, offenbar war der Vertrag einer der Wichtigeren - demnach dämonischen Ursprungs.
"Nein.", antwortete er abermals einsilbig und misstrauisch geworden legte sie ihren Kopf schief und musterte ihn eingehend. Irgendwas war hier faul, aber sie konnte nicht sagen, was es war.
"Aber warum...?", wollte sie zu fragen beginnen, als ihr Boss seufzte und nochmals aufblickte.
"Weil ich an den Tagen verhindert bin und du Urlaub dringend nötig hast, Catriona. Nimm es einfach als solches hin." Es war ein Befehl, wenngleich auch mild ausgesprochen und stumm nickte die Schottin nur. Weiter nachbohren schien absolut nicht erwünscht und irgendwie hinterließ es ein flaues Gefühl. Normalerweise sprachen sie offen miteinander, aber sie würde es akzeptieren müssen.
"Verstanden...", kam es ihr etwas fragend über die Lippen. Azrael nickte, ignorierte ihren Unterton und machte weiter. Ein Zeichen, dass sie gehen sollte. Catriona zog sich aus seinem Büro zurück und starrte die nächsten fünf Minuten nur nachdenklich vor sich hin. Sicher, sie freute sich über die freien Tage. Bei Gott, sie hatte das letzte Mal vor knappen vier Jahren Urlaub gemacht. Aber das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte, blieb bestehen, weshalb sich ihre Freude in Grenzen hielt. Sie wusste tatsächlich nicht, was sie mit der Zeit anfangen sollte. Zu sehr war sie es gewohnt, immer zu arbeiten oder sich um HOPE zu kümmern. Und wenn Azrael nicht da wäre, weil er was auch immer vorhatte.... Catriona fühlte sich plötzlich eine Spur einsamer, obwohl es bis dahin noch Zeit war. Irgendwie hatte sie sich daran gewöhnt, mit ihm auch nach der Arbeit Zeit zu verbringen oder gar am Wochenende. Die letzten zwei Wochen waren der beste Beweis dafür, dass sie es mehr als nur genoss. Auch die kommenden Feiertage, die sie hoffentlich noch mit ihm verbringen konnte, waren ihr Lichtblick in dem alltäglichen Wahnsinn aus Zahlen und Buchstaben. Blieb nur zu hoffen, dass der Höllenherrscher es sich nicht doch anders überlegte. Das war irgendwie die größte Angst der Schottin... und ihr war durchaus bewusst, warum dem so war. Ihre grauen Augen huschten zu der geschlossenen Tür mit den goldenen Lettern seines Nachnamens. Gestern war noch alles gut. Vielleicht dachte sie zu viel nach, immerhin hatte der Dunkelhaarige mehr als genug zu tun und vielleicht einfach keinen Nerv, sich lange zu erklären.
Entschieden schüttelte sie den Kopf und machte sich daran, die Termine mit neuer Zeit zu vereinbaren und andere zu verschieben, wie Azrael es gewünscht hatte. Die Arbeit häufte sich durch ihre vermehrten Ausflüge zu diversen Fürsten und auch auf ihrem Schreibtisch stapelten sich die Unterlagen, ebenso in ihrem Mail-Postfach. Seufzend ließ sie das Genick kreisen.
"Und täglich grüßt das Murmeltier.", flüsterte sie sich resigniert zu, ehe sie mit der Arbeit fortfuhr, die sie bis zu den Abendstunden festhielt. Leider im Wissen, dass die nächsten Tage nicht anders werden würden und bei HOPE wartete auch noch genügend Arbeit auf sie.
Catriona McLoid - 11. Dezember
von LuciferDaemonium am 12.12.2024 20:0611. Dezember - Nollaig Chridheil
Gedankenverloren starrte Catriona aus dem Fenster und blickte auf die Wolkendecke unter dem Flugzeug. Strahlend blauer Himmel begrüßte sie, während es unter ihnen zweifellos schneien musste. Es war bereits früher Vormittag und sie flogen nun schon seit ein paar Stunden. In den frühen Morgenstunden waren sie aufgebrochen, natürlich ganz ohne Verabschiedung von Asmodaeus, dem diese unchristlichen Zeiten absolut nichts waren. Aber so wären Azrael und Catriona nicht allzu spät wieder in London, immerhin flogen sie fast elf Stunden. Die ersten Stunden hatte die Schottin genutzt, um selbst noch etwas zu schlafen, doch jetzt war sie wach und ihr stand auch nicht der Sinn danach, jetzt schon auf ihren Laptop zu schauen, welche E-Mails eingetrudelt waren während ihrer Abwesenheit. Lieber genoss sie den Anblick und lehnte sich entspannt zurück. Mit einem Privatflugzeug zu reisen, war schon ein unheimlicher Luxus. Mittlerweile konnte sie sich nicht mehr vorstellen, in der Economy zu reisen. Dafür war sie vielleicht ein wenig zu verwöhnt durch die gehobenen Standards ihres Bosses und der Firma als solches.
"Ausgeschlafen?", wollte Azrael schmunzelnd wissen, der ihr gegenüber saß. Catriona lächelte flüchtig und nickte.
"Manchmal beneide ich dich dafür, dass du nicht schlafen musst.", gab sie offen zu und der Dämon schnaubte.
"Es würde dir nur die ersten paar Wochen gefallen, glaub mir. Die Langeweile, die irgendwann einsetzt, kann eine Last sein.", kam es ehrlich über seine Lippen und verstehend verzog sie leicht das Gesicht.
"Unsterblichkeit ist manchmal ein Fluch, mh?", meinte sie etwas einfühlsamer. Azrael schien kurz zu überlegen, zuckte dann jedoch mit den Schultern.
"Für manche von uns schon, für andere nicht. Wenn man sich zu beschäftigen weiß, ist es gar nicht so schlecht.", grinste er vielsagend in ihre Richtung und Catriona schnaubte belustigt.
"Ich hab mir vorher nie wirklich Gedanken über die Zeit gemacht. Aber bei uns Menschen rennt sie förmlich durch unsere Finger und es gibt dutzende Dinge, die man nie erleben oder sehen kann, weil man sich im Alltag festsetzt.", seufzte sie mit einem nachdenklichen Blick nach draußen.
"Gibt es denn etwas, was du sehen oder tun willst?", hakte Azrael tatsächlich interessiert nach. Catriona dachte kurz nach. Eine schwierige Frage.
"Hm... Ich glaube, einige Dinge gibt es sicher, die ich gerne erleben oder mitmachen würde. Reisen kann ich dank der Arbeit ja genug, daher habe ich nicht unbedingt den Drang, die Welt zu sehen - das tue ich schon. Ich war aber zum Beispiel noch nie in Japan, würde auch gerne mal in die skandinavischen Länder zur Winterzeit. Und das Totenfest in Mexiko würde ich gerne mal erleben, ich habe es bis jetzt nur im Fernseher gesehen.", fielen ihr ein paar Dinge ein.
"Wenn ich länger nachdenke, kommen sicher noch hundert Sachen, die ich gerne mal tun oder probieren würde. Ich möchte irgendwann auch mal die Unterwelt sehen, vielleicht sogar den Himmel.", gab sie grinsend zu und jetzt war es an ihr, die schmalen Schultern zu heben.
"Was willst du im Himmel? Da ist es öde.", kam es wenig begeistert von seiner Seite.
"Und ob die Hölle einen Besuch wert ist, wage ich zu bezweifeln. Versteh' mich nicht falsch, ich weiß, dass du viel abkannst. Aber die Unterwelt ist... nochmal etwas ganz anderes.", seufzte er abwägend. Catriona musterte ihn und ein kleines Lächeln legte sich auf ihren Zügen fest, als sie die versteckte Sorge hinter seinen Aussagen erkannte. Deutlich gesagt wollte er ihr den Anblick nicht antun. Das wusste sie, doch sie schwieg und nahm es stumm dankbar zur Kenntnis.
"Dann vielleicht irgendwann deine Dimension?", grinste sie frech und Azrael blinzelte kurz überrascht, ehe er sogar überlegte.
"Das wäre möglich... Ich habe aber vielleicht etwas...viel gesammelt.", gab er langsam zu, doch er lehnte es nicht direkt ab, was die Schottin dann doch überraschte.
Es herrschte ein kleines Schweigen, während Catriona sich tatsächlich Gedanken machte, was sie gerne tun würde. Was sie vor ein paar Jahren unbedingt als Erlebnisziele gesetzt hatte, bevor sie in die übernatürliche Welt gezogen wurde. Azrael musterte sie in der Zwischenzeit mit nachdenklicher Miene, überschlug die Beine und ein wenig fragend legte Catriona den Kopf schief.
"Wenn du die Wahl hättest, wo würdest du Weihnachten feiern wollen? Ganz egal wie weit weg, nenn mir einen Ort.", fragte er schließlich und überrascht als auch flüchtig überfragt starrte die Rothaarige ihn an. Schließlich tippte sie nachdenklich gegen ihre Lippe und sah aus dem Fenster. Egal wo also... Ihre grauen Augen huschten über das strahlende Weiß der Wolken. Die Antwort war für sie dabei deutlich, aber sie wusste nicht, ob sie es wirklich sagen sollte. Aber der Schwarzhaarige schien es wissen zu wollen, er wartete diesmal sogar geduldig auf eine Antwort, wo er doch gern zum Gegenteil neigte.
"Zu Hause... in Schottland.", kam es schließlich über ihre Lippen und überrascht verzog Azrael das Gesicht. Doch er schwieg und bedeutete ihr, fortzufahren.
"Ich weiß, es ist langweilig... Aber ich mochte das Weihnachtsfest in Schottland. Es ist dem britischen im Grunde sehr ähnlich, am 25. wird sich beschenkt und man feiert mit der Familie zusammen Nollaig Chridheil. Mein Onkel und mein Dad haben immer ganz klassisch auf dem Dudelsack gespielt und für feierliche Stimmung gesorgt. Meine Mom und Granny standen schon am 24. stundenlang in der Küche. Und abends gab es immer jede Menge Whisky und Met am großen Feuer und dutzende Geschichten der Familie, die jedes Jahr wieder und wieder erzählt wurden." Ein warmer Schimmer begann in ihren Augen zu funkeln und sie musste unweigerlich lächeln.
"Es ist nichts Großes, auch nicht mit irgendwelchen Großstädten zu vergleichen, aber... das brauche ich nicht. Wenn ich mir einen Ort aussuchen müsste, dann wäre es nahe Aberdeen, wo ich herkomme." Fast konnte sie die Musik und das Gelächter hören. Ihren Athair, wie er zum dritten Mal dieselbe Geschichte mit exakt dem gleichen Wortlaut erzählte, wenn er etwas zu viel Whisky getrunken hatte. Ihre Mutter, wenn sie sanft einige Weihnachtslieder mit ihr und Kilian gesungen hatte. Catriona vermisste es.
"Aber dieses Jahr könnten wir ja in London zusammen feiern, wenn du möchtest.", rutschte es ihr schließlich unbedacht über die Lippen und zu spät bemerkte sie ihre doch sehr eindeutige Einladung.
"A-Also ich weiß, du feierst kein Weihnachten, aber die Firma hat ohnehin geschlossen und...also, nur wenn...", begann sie zu haspeln und sah fast schon erschrocken über sich selbst zu Azrael, der ebenso überrascht wirkte, sich jedoch besser im Griff hatte als sie. Ein seltenes, ernst gemeintes Lächeln huschte über seine Lippen.
"Es wäre eine Verschwendung, es nicht zu tun, wenn ich mir schon mit deiner Wohnung solche Mühe gegeben habe.", unterbrach er ihr Gestammel. Catriona nickte eifrig, froh, dass er sie aus dieser Grube gezogen hatte.
"Ich könnte uns auch was Kleines kochen, auch wenn ich nicht besonders gut darin bin. Aber zur Not bestellen wir was.", lachte sie etwas nervös. Die Freude, die sich in ihr ausbreitete, sorgte schnell dafür, dass ihr warm ums Herz wurde. Sie wäre dieses Jahr nicht alleine... Und trotzdem war es etwas völlig anderes, Weihnachten mit Azrael zu verbringen.
"Du kannst nochmal dein Früchtebrot machen.", schmunzelte Azrael, dem es diesmal an Schalk fehlte. Catriona stimmte nur zu gerne zu, das konnte sie immerhin, und tippte sich schnell eine Erinnerung in ihren Kalender ein.
Dabei entging ihr das fast schon kryptische Lächeln auf des Dämons Zügen und das verräterische Funkeln seiner bernsteinfarbenen Augen. Ihm war eine Idee gekommen, doch davon bekam der Rotschopf nichts mit. Azrael brachte seine Miene auch zu schnell wieder unter Kontrolle, sodass sie nicht einmal die Chance hatte, etwas davon aufzuschnappen.
Das vorfreudige Grinsen auf ihren Lippen konnte sie dafür nicht verstecken, jeder Blinde konnte wohl sehen, dass es ihr mehr zu bedeuten schien, als sie zugeben wollte. Dieses Jahr würde perfekt werden, das wusste Cat einfach.
CatrionaMcLoid - 10. Dezember
von LuciferDaemonium am 11.12.2024 20:0610. Dezember - Let it snow
"Ich mach das nicht..." Catriona schüttelte wild den Kopf, dick eingepackt in ihren Wintersachen. Fast schon ängstlich sah sie zu dem Berg, den begeisterte Skifahrer hinunter sausten. Er war nicht sonderlich hoch, aber hoch genug für sie. Die Abfahrt war leicht steil und durch die rege Benutzung war das sonst so flockige weiß zu einer festen Schicht geworden. Ihr wurde schon flau vom Zusehen, wie schnell die anderen werden konnten. Elegant sah es aus, keine Frage. Aber bei ihrem nicht vorhandenen Talent würde sie entweder mit dem Hintern oder mit ihrem Kopf voran über die Schneedecke fliegen. Ihr Talent beim Skifahren war genauso groß wie beim Eislaufen - Tendenz gegen null. Und nun hatte sie wirklich diese Dinger unter ihren Füßen. Laufen ging, das hatte sie die letzte halbe Stunde gemacht, um sich an das schwere Gefühl an ihren Füßen zu gewöhnen. Und um den Dämon zu belustigen, der sie weiß Gott wie dazu überreden konnte, bei dem Unsinn mitzumachen. Eigentlich waren sie nicht für einen Skiurlaub in Kanada. Azrael hatte geschäftig mit Asmodaeus ein paar Dinge zu klären gehabt, aber dieser hatte viel mehr einfach alles durchgewunken, was der Höllenherrscher von ihm wollte. Der Herr der Trägheit war wohl umgänglicher als alle anderen Todsünden. Was aber mehr daran lag, dass er keine Lust auf irgendwelchen Stress hatte und sein einfaches und entspanntes Leben vorzog, als sich lange Verträge und Vorträge anzutun. Theoretisch hätten sie direkt danach wieder nach Hause gekonnt, aber offenbar schien Asmodaeus am Abend doch etwas Gesellschaft zu wünschen, wenn Azrael schon einmal in seinem Reich war. Aber zur Mittagszeit war der Fürst schläfrig geworden. Catriona verstand nicht, wie man wirklich derart träge sein konnte. Gefühlt tat Asmodaeus nichts anderes als schlafen, liegen und in den Träumen seiner Opfer herumstochern. Wie er es schaffte, eine doch sehr erfolgreiche Hotelkette zu führen, war ihr noch immer ein Rätsel. Wohl aber, weil andere die Arbeit erledigten.
Leider waren sie nicht in eben jener warmen Hotelanlage geblieben. Natürlich war Azrael rastlos und dachte gar nicht erst daran, die nächsten sechs oder sieben Stunden im warmen Hotel Däumchen zu drehen. Und kaum hatte er den Flyer von Whistler Blackcomb gefunden, eine große Skipiste nicht einmal eine halbe Stunde entfernt, war er auch schon nicht mehr aufzuhalten. Und wer litt darunter? Exakt... Sie! Auf ihren Protest hatte er erst gar nicht gehört, auch auf ihre Bemerkung, dass sie weder Skifahren noch Snowboarden konnte. Der Höllenherrscher hatte abgewunken und gemeint, er bringe es ihr schon bei. Und jetzt stand sie hier. Berge umgaben sie, hier und da stachen die dunklen Kiefern aus der hellen Masse hervor, die sich über die Gipfel gelegt hatte. Es war eisig kalt und die Schottin wusste, dass sie danach definitiv Asmodaeus' Wellnessoase bis zum bitteren Ende ausnutzen würde. Sie schluckte leicht, als jemand gekonnt über die Piste hinabfuhr, dabei eine ordentliche Geschwindigkeit aufnahm, die ihr den Magen umdrehte.
"Jetzt schau nicht so, dir wird schon nichts passieren.", drang Azraels Stimme zu ihr durch und Catriona sah zweifelnd über die Schulter. Er hatte gut reden, er konnte das wahrscheinlich genauso gut. Ihr Herz klopfte für den Dämon hörbar bis zum Hals und er grinste nur.
"Manchmal ergibst du wirklich keinen Sinn. Du legst dich mit Erzdämonen und -engeln furchtlos an, aber vor Schnee und Eis erzitterst du. Ich suche immer noch nach deiner Logik.", ließ er es sich natürlich nicht nehmen, sie zu ärgern. Wobei es wohl nur zur Hälfte ein Scherz war. Catriona warf ihm einen giftigen Blick zu.
"Ich wage zu behaupten, dass ich das eine kontrollieren kann. Das andere nicht...", schnappte sie auch gleich zurück und erntete nur ein spöttisches Lachen.
"Kontrollieren? Darum geht es dir hier?", wollte er wissen und ungewollt verzog Catriona das Gesicht.
"Du musst auch mal loslassen und einfach Spaß haben. Nicht alles lässt sich durchplanen und kontrollieren, weißt du?", kam es fast schon versönlich von ihm. Wenig überzeugt vergrub Cat ihren Kopf tiefer in ihren Schal und schielte wieder zur Abfahrt. Loszulassen fiel ihr merklich schwer und der Dämon seufzte nur.
"Du musst versuchen, das Gleichgewicht zu halten. Nicht zu weit nach vorne oder zurückbeugen. Verteile das Gewicht auf den Skiern so, dass du mit dem Fuß fest auf diesen stehst. Nicht auf der Ferse und nicht auf den Zehenspitzen.", begann er ihr sogar ernsthaft zu erklären und Catriona schaute es sich bei ihm ab und kopierte seine Haltung.
"Die Arme für dich am besten nach vorne, vor den Oberkörper." Catriona nickte, noch immer merklich nervös. Trotzdem gab sie sich Mühe, es richtig zu machen. Doch der Blick von Azrael sprach Bände.
"Du sollst nicht verkrampfen. Je mehr du dich auf die richtige Haltung konzentrierst, desto eher vermasselst du es.", tadelte er sie schnalzend und die Schottin schnaubte trotzig.
"Leichter gesagt als getan.", murrte sie.
"Versuch dich zu entspannen.", legte Azrael ihr eine Hand in den Rücken und diesmal lag sogar fast etwas beruhigendes in seinem Blick. Catriona sah kurz in die ihr vertrauten Bernsteine, ehe sie ihre eigenen Augen schloss und durchatmete. Er hatte ja recht, sie war viel zu verkopft bei der Sache.
"Wenn ich hinfalle ist es deine Schuld!", grinste sie schließlich und Azrael schüttelte unschuldig anmutend den Kopf.
"Für Unfähigkeit hafte ich nicht."
"Du weißt, dass ich den Rest des Tages die Sauna und Wellness im Hotel nutzen werde, oder? Asmodaeus verschläft das Abendessen eh.", schmunzelte sie leicht in Vorfreude auf die warme Anlage des großen Resorts.
"War das eine Einladung?", wollte ihr infernaler Boss wissen und Catriona grinste ihm dreist ins Gesicht.
"Nur wenn ich nicht falle~", flötete sie scherzhaft, doch da schien sie jemand beim Wort zu nehmen und das tückische Lächeln gefiel ihr kein Stück. Unbemerkt hatte sich die Schottin tatsächlich entspannt und des Teufels Sohn nutzte dies eiskalt aus, verstärkte den Druck seiner Hand in ihrem Rücken und er stieß sie plötzlich die Piste hinab. Sie hörte nur noch sein Lachen, als sie erschrocken aufschrie, doch folgte er ihr gleich. Am Anfang war es viel zu wackelig und sie hatte Probleme, die Balance zu halten, doch zwang sich der Rotschopf dazu, ihre Haltung wieder zu richten. Sie konnte den zufriedenen Blick Azraels bereits spüren, der lässig an ihr vorbeizog, als sie sich gefangen hatte. Mistkerl! Eine Vorwarnung wäre schön gewesen! Das würde er ihr später definitiv büßen!
Catriona musste zugeben, dass es sich sogar ziemlich gut anfühlte. Der eisige Wind im Gesicht, das Knirschen des Schnees unter den Skiern und das Adrenalin der Geschwindigkeit in ihren Adern. Auch wenn sie anfangs absolut nicht begeistert war, so hatte sich ein Lächeln auf ihren Wangen festgesetzt. Gegen ein kleines Abenteuer hatte sie nie etwas einzuwenden, ganz im Gegenteil. Aber vielleicht überschätzte sie sich ein wenig, was ihre Schnelligkeit anging. Sie ignorierte die Warnung, die durch das Rauschen an ihre Ohren drang.
Zumindest solange, bis ihr einfiel, dass sie gar nicht wusste, wie man bremste. Als sie es versuchte und natürlich den Fehler machte, und sich dabei zurücklehnte, geschah, was geschehen musste. Zu weit, sie verlor das Gleichgewicht und rauschte direkt in die Schneewehe vor ihr, wegen der sie eigentlich hat bremsen wollen. Das nächste, was sie spürte, war der kalte Schnee auf ihren Wangen, ein wenig war sogar in ihren Nacken gefallen und sorgte für eine unangenehme Gänsehaut, als er schmolz. Sie streckte ihren Kopf aus dem Pulverschnee heraus und blinzelte, um ein paar Flöckchen von ihren Wimpern zu vertreiben. Ihre Skistöcke lagen glücklicherweise in der Nähe, ebenso ihre Mütze, die ihr vom Kopf geflogen war. Azrael schien das Schauspiel mitbekommen zu haben und erst meinte sie, etwas wie Sorge zu sehen, ehe er wohl realisierte, wie sie da aus dem Schnee zu ihm schaute. Catriona wusste nicht, wann sie Azrael mal so hat lachen sehen, aber er schien sich nicht kontrollieren zu können und brach in schallendes Gelächter aus. Sie brauchte einen Moment um zu verstehen, was eben passiert war. Aber er schien sich köstlich zu amüsieren, sie musste wohl ein herrlich dämliches Bild abgeben.
"Hoppla, den Part hatte ich vergessen.", lachte er noch immer, besaß aber die Güte, ihr die Hand zu reichen und ihr aufzuhelfen. Der Schnee haftete an ihren Sachen und hing sogar in ihren geflochtenen Haaren. Catriona selbst wusste nicht, ob sie wütend oder belustigt sein sollte. Sonderlich wehgetan hatte es glücklicherweise nicht, sie war weich gelandet. Und sein Lachen war leider zu ansteckend. Trotzdem holte sie - nicht wirklich schmerzhaft - mit dem Skistock nach ihm aus und stieß ihn gegen sein Bein.
"Idiot!" Doch ihre Mundwinkel zuckten bereits im Versuch, nicht selbst laut loszulachen. Azrael klopfte etwas Schnee von ihrem Haarschopf und schien zu versuchen, sich ein wenig unter Kontrolle zu bekommen, doch es wollte ihm nicht wirklich gelingen. Sein Körper vibrierte noch immer vom Lachen.
"Die Landung war eine zehn von zehn, das muss ich dir lassen.", prustete er auch schon wieder los. Jetzt musste sie doch lachen und sammelte ihre Mütze auf.
"Das will ich auch meinen, ich hab mir viel Mühe gegeben.", stieg sie in den Spaß mit ein und richtete halbwegs ihre nunmehr feuchten Haare. Witzig war es allemal.
"Schaffst du den Rest der Strecke noch?", wollte er wissen, nachdem sie sich beide halbwegs wieder beruhigt hatten. Catriona sah prüfend zur Strecke.
"Wenn du mir verrätst, wie ich einen weiteren Freiflug vermeide.", klopfte sie sich etwas ab.
"Schade. Ich hätte ein Video machen sollen, also keine Wiederholung?" Wieder zuckten seine Mundwinkel, bevor er ihr das Wichtigste noch erklärte und sie die restliche Strecke ohne Unfall zurücklegten.
Das Aufwärmen im Hotel war für Catriona danach aber bitter notwendig. In der Zwischenzeit hörte sich Asmodaeus nur zu gerne ihre Glanzleistung an und schien tatsächlich mal etwas wacher als gewöhnlich zu sein, während er hämisch grinste. Er war wach genug, dass der Abend mit Spitzen und Sprüchen auf ihre meisterhafte Landung erfüllt war, doch Catriona war selbst ganz vorne mit dabei. Es ging auf ihre Kosten aber scheiß drauf, dafür hatte sie definitiv Spaß gehabt!
Catriona McLoid - 9. Dezember
von LuciferDaemonium am 10.12.2024 10:519. Dezember - Whisky Fruit Loaf
Catriona rieb sich eine wirre Strähne aus dem Gesicht, die sich aus dem lockeren Pferdeschwanz gelöst hatte. Zufrieden sah sie auf das noch warme Werk hinunter und grinste glücklich. Zugegeben war sie keine Frau, die wirklich viel Zeit in der Küche verbrachte - noch weniger war sie eine Bäckerin. Dafür hatte ihr all die Jahre die Zeit und die Muse gefehlt und mittlerweile war sie durch ihr fürstliches Gehalt etwas von Restaurants oder Lieferdiensten verwöhnt. Aber mal ehrlich, wer für den Herrscher der Hölle arbeitete, hatte andere Sorgen als noch nach der Arbeit am Herd zu stehen. Und trotzdem war sie auf die wortwörtliche Schnapsidee gekommen, sich an ein altes Familienrezept zu wagen. Sie hatte oft genug ihrer Mutter dabei geholfen, auch wenn sie als Kind nichts davon essen durfte, weil des Schottens liebster Tropfen seinen Weg in das Gebäck fand. Whisky. Und wie ihr Dad es mochte, nicht gerade wenig. Catriona hatte sich aber bei ihrer Kreation zurückgehalten. Die Nostalgie der ganzen letzten Tage färbte langsam merklich auf die sonst so gefasste Sekretärin ab. Sie war emotionaler, wollte sich den schönen Zeiten ihrer Vergangenheit und der Gegenwart hingeben, mal ohne an die politischen Beschaffenheiten aller Dimensionen zu denken. Und warum auch immer schien Azrael dies mehr und mehr zu verstärken, indem er sich selbst mit rein hing, Fragen zu ihrer Familie stellte. Fast schon als wöllte er sie dezent in diese Richtung lenken. Aber ganz egal, was seine Gründe waren, die Schottin wehrte sich nicht dagegen. Sie genoss es vielleicht eine Spur zu sehr, aber scheiß drauf - dafür war Weihnachten doch da!
Dennoch zögerte sie und sah selbstkritisch auf das Früchtebrot hinunter, das sie gebacken hatte. Es sah gut aus, hatte die dunkle Farbe, wie sie es kannte. Und der Duft nach den weihnachtlichen und fruchtigen Gewürzen erfüllte ihre ganze Küche.
Was um alles in der Welt hatte sie sich dabei nur gedacht? Ein Whisky Früchtebrot war ein klassisches Gericht aus ihrer Heimat und in ihrer Familie hatte es dies immer in der Vorweihnachtszeit gegeben. Neben dem herrlichen Buttergebäck. Aber warum hatte sie in Herrgottsfrühe den Entschluss gefasst, eins zu machen? Fuck, sie war sogar extra noch einkaufen gewesen dafür! Ein Segen, diese kleinen Läden, die so früh öffneten. Und jetzt stand sie unschlüssig in der Küche und wusste nicht einmal, warum sie sich vor der Arbeit diese Mühe gemacht wollte. Ganz bestimmt nicht, um es mitzunehmen und mit einem gewissen Dämon zu teilen, der ihr gestern den Wunsch erfüllt hatte, und den ganzen Tag mit ihr dieses verdammte Brettspiel gespielt hatte...
"Ich hab den Verstand verloren.", murmelte Cat zu sich selbst und bedeckte kurz ihr Gesicht mit beiden Händen, sah zwischen ihren Fingern wieder zu ihrer kleinen Kreation. Eigentlich war es ziemlich gut geworden... Wäre es seltsam, wenn sie damit im Büro auftauchte? Würde er darüber lachen? Was, wenn es nicht schmeckte? Prüfend brach sie eine kleine Ecke ab und kostete. Fast sofort kamen die Erinnerungen hoch. Okay, es war so, wie sie es sich erhofft hatte. Nicht so gut wie das ihrer Mom, aber es ließ sich sehen. An ihre Mom kam sie ohnehin nicht heran, die Frau war eine Göttin in der Küche. Ein Talent, dass Catriona leider nie geerbt hat. Was man an der durchaus wüst aussehenden Küche sehen konnte. Und an ihr. Hier und da hatte sich Mehl auf ihrer Kleidung verteilt und seufzend klopfte sie sich ab. Sie verschwand rasch im Bad, eigentlich in der festen Überzeugung, das Früchtebrot einfach für sich selbst liegen zu lassen, dass sie etwas zum Naschen hätte, wenn sie von der Arbeit käme.
...
Irgendwie landete es am Ende doch in ihrer Tasche. Und obwohl sie in ihrem Leben schon verdammt viele Hürden überwunden hatte, so war sie jetzt so nervös wie noch nie, als sie in der obersten Etage des Glastowers ankam. Azrael war bereits da und sie roch bereits den Kaffee. Er schien auf sie gewartet zu haben und wandte ihr den Kopf zu, was ihre Nervosität nur noch schlimmer machte. Fast schon unsicher drückte sie ihre Tasche näher an ihre Seite, als sie sich mit einem kurzen "Guten Morgen." an ihm vorbeischleichen wollte. Leider hatte sie vergessen, dass Dämonen menschliche Herzen und Emotionen nur zu gut wahrnehmen konnten. Es entging ihm keine Sekunde und der fragende Blick in ihrem Rücken brannte förmlich. Atmen, sie musste atmen und einfach so tun, als wäre ni...-
"Ist alles okay?" Fuck, sie musste wirklich seltsam wirken auf ihn, wenn er sogar nachfragte.
"J-Ja klar, warum auch nicht? Ist der Kaffee schon fertig?", entkam es ihr eine Spur zu fröhlich als sie sich zu ihm umdrehte. Azraels Züge wurden eine Spur dunkler und er kam näher. Gar nicht gut...
"Catriona..." Sie hielt den Atem an.
"Du weißt, dass ich es nicht leiden kann, wenn man versucht, mich anzulügen.", kam es warnend von ihm. Womöglich dachte er sonst was gerade. In ihren Positionen leider nicht verwerflich.
"Also? Was ist los?", fragte er erneut mit ruhiger, verdammt ruhiger Stimme. Catriona wich seinem stechenden Blick aus, was ihrem infernalen Boss nicht zu gefallen schien. Seine Finger legten sich unter ihr Kinn und zwangen ihren Kopf wieder in seine Richtung, als er jedoch plötzlich innehielt und irritiert seine Hand wieder zurückzog. An seinen Fingerspitzen hing noch etwas Mehl, dass sie wohl übersehen haben musste. In dem Moment schoss ihr die Schamesröte in die Wange.
"D-Das... ich..." Die sonst so schlagfertige Schottin brachte kein vernünftiges Wort heraus, während Azrael mehr als verwirrt zu ihr sah. Das war nicht typisch für sie, ganz und gar nicht. Sie presste die Lippen zusammen und verfluchte sich selbst im Stummen.
"Ich... habe gebacken vor der Arbeit.", platzte es fast schon rechtfertigend aus ihr heraus. Azrael verstand sichtlich noch immer kein Wort.
"Okay...?", kam es fragend von ihm, mit der deutlichen Aufforderung, ihm zu sagen, was sie damit andeuten wollte. Nervös nestelte sie an dem Verschluss ihrer Tasche herum. Bis sie schließlich das Früchtebrot, dass sie in Folie eingewickelt hatte, herausnahm und ihm einfach in die Hände drückte.
"Für dich. Ist Whisky drinnen..." Und damit huschte sie auch schon an ihm vorbei, um sich der Peinlichkeit zu entziehen und flüchtete auf die Terrasse. Draußen erst wurde ihr klar, dass sie ihm zum einen nicht entkommen konnte und zum anderen ihr Kaffee noch drinnen stand. Aber sie hatte tatsächlich Angst vor seiner Reaktion. Und Catriona hatte ihm bislang noch nie ein Geschenk gemacht. Zählte das schon als Geschenk? Eigentlich wollte sie davon ebenso naschen, warum zur Hölle hatte sie es ihm gegeben? Sie wusste es nicht und war über sich selbst wohl genauso verwirrt wie der Dämon, den sie einfach überrascht hat stehen lassen. Das war eine bescheuerte Idee... Eine ganz bescheuerte... Sie lunzte über ihre Schulter, versuchte zu erspähen, was Azrael machte. Aber er war nicht zu sehen. War er in sein Büro gegangen? Ein wenig enttäuscht blinzelte sie, wusste aber nicht, was sie sich erhofft hatte.
Im nächsten Moment musste sie jedoch einen erschrockenen Schrei unterdrücken, als plötzlich ihr Kaffee vor ihrer Nase auftauchte. Azrael stand direkt neben ihr und sah amüsiert auf seine Sekretärin hinunter. Verdammte Magie, natürlich hatte sie ihn nicht bemerkt, wie er neben ihr aufgetaucht war! Sie nuschelte einen Dank und nahm ihre Tasse an sich, wollte so tun, als wäre nichts davon geschehen. Aber natürlich machte es ihr Azrael nicht so einfach. Er hielt ihr Früchtebrot noch immer in einer Hand, einzig die Folie hatte er etwas geöffnet, wohl um zu sehen, was sie ihm da gegeben hatte.
"Verrätst du mir auch, was das ist?", fragte er nach einer kurzen Stille. Catriona konnte ihn noch immer nicht ansehen.
"Ein Früchtebrot mit Whisky... Ist ein Rezept meiner Mom...", nuschelte sie an den Rand ihrer Tasse. Sie war ganz froh, dass sie seinen Blick nicht sehen konnte.
"Zum Teilen.", stellte sie gleich klar und jetzt schnaubte es neben ihr.
"Ich dachte, es wäre für mich?", entkam es ihm direkt und Catriona druckste abermals herum.
"Ich hätte gerne auch was ab.", murrte sie, immerhin war die Übergabe eine Kurzschlussreaktion gewesen. Azrael grinste und überlegte gekünstelt, ob er sich darauf einlassen würde, nur um sie zu ärgern.
"Wenn du mir Kaffee bringst.", forderte er als Gegenleistung und sie warf ihm einen halb amüsierten, halb giftigen Blick zu.
"Teufel.", gab sie nur zurück und der Dämon hob nur spöttisch eine Braue.
"Fast.", gab er gelassen zurück und sie begannen ihren Morgen wie üblich. Einzig, dass es diesmal das Früchtebrot zum Frühstück gab und Catriona nur zu gerne immer wieder davon naschte. Das gehörte für sie einfach zur Weihnachtszeit dazu.
Catriona McLoid - 8. Dezember
von LuciferDaemonium am 08.12.2024 13:448. Dezember - Childhood memories
Der Sonntag kam und mit ihm der zweite Advent. Auf der Terasse hatte Catriona die kleine Feuerschale entzündet und sich Decken auf die gemütliche Bank zurechtgelegt. Auf dem Terrassentisch davor stand ein Adventskranz aus echten Tannenzweigen mit großen Kerzen, von denen Zwei bereits brannten. Selbstredend stand der Aschenbecher bereit und die Schottin huschte nur noch hinein, um die Thermoskanne Tee zu holen, als auch ihren Latte mit Zimt. Ein Klingeln ließ sie jedoch in der Bewegung innehalten und etwas überrascht sah sie zu ihrer Wohnungstür. Sie erwartete eigentlich keinen Besuch. Aber das hatte sie beim letzten Mal auch nicht. Catriona öffnete die Tür und sah überrascht Azrael entgegen, der sie nur schmunzelnd musterte.
"Was denn, keine Weihnachtselfe heute?", kam es schon bedauernd von ihm, immerhin trug sie nur einen warmen Wollpullover im dunklen Blau und die Zipfelmütze fehlte auch. Catriona lachte nur und schüttelte den Kopf.
"Erst am Montag wieder.", grinste sie und der Dämon nickte fast schon zufrieden. Sie wusste gar nicht, was er eigentlich mit dem Foto gemacht hatte, dass Monique ihm geschenkt hatte. Aber bevor sie nachfragen konnte, betrat Azrael wie beim letzten Mal auch ungefragt ihre Wohnung. Sein Blick blieb kurz am Weihnachtsbaum hängen.
"Zum Schmücken bist du dieses Mal ja kaum hier.", zog sie fragend die Brauen an und Azrael zuckte nur mit den Schultern.
"Mir war langweilig.", rechtfertigte er sein Auftauchen und Catriona prustete los. Wenn er Langeweile hatte, tauchte er bei ihr auf? Irgendwie war das ja fast schon... süß? Nein, sie verscheuchte ganz schnell die Gedanken wieder, nahm seine Aussage einfach als solche hin.
"Willst du auch einen Kaffee? Ich habe mir gerade einen gemacht. Draußen brennt die Feuerschale.", gab sie ihre Erlaubnis, dass er bleiben konnte. Nicht, dass er darauf Rücksicht genommen hätte.
"Warum klappt das bei dir zu Hause mit dem Kaffee, aber nicht in der Firma?", grinste er dreist zu ihr und Catriona verdrehte nur die Augen.
"Hier bist du mein Gast, in der Firma mein Boss - das ist ein Unterschied.", zwinkerte sie ihm frech zu, ehe sie in der Küche verschwand.
Als sie wiederkam, stand Azrael vor der Fotowand, auf der Dutzende Bilder von ihr und ihrer Familie zu sehen waren. Die Kinderbilder hatte sie jedoch in einem Schubfach ihres Schreibtisches verstaut. Er musterte sie interessiert und fuhr leicht herum, als Catriona sich leicht räusperte. Er schien sich ungewollt ertappt zu fühlen, überspielte es jedoch indem er einfach seinen Kaffee entgegennahm und sie sich draußen auf die Bank setzten. Der Rotschopf breitete die Decke über ihre Beine aus und diesmal war es der Dämon, der ihr eine Kippe reichte. Schmunzelnd griff sie danach und lehnte sich dann gemütlicher in die Kissen zurück. Ihr Blick war auf die Kerzenflammen gerichtet, die leicht zuckten, als Azrael sie aus ihren Tagträumen zerrte.
"Warum hast du eigentlich keine Bilder von dir als Kind? Ich dachte ich könnte über etwas lachen.", meinte er fast schon enttäuscht. Catriona lachte leicht.
"Genau aus dem Grund hängen sie nicht an der Wand.", konterte sie sofort und jetzt wandte sich der Dunkelhaarige ihr mit dem Oberkörper zu.
"Was denn, willst du eine peinliche Zahnspange verstecken?", provozierte er sie grinsend, die Neugierde war dafür deutlich in seinen Augen zu sehen. Cat seufzte nur.
"Du wirst keine Ruhe geben, bis ich dir eins gezeigt habe, oder?", fragte sie schon resigniert.
"Exakt.", entkam es ihm munter und sie stand nochmals auf.
"Du bist unmöglich.", rief sie ihm noch zu, als sie reinging und das erste Bild, was ihr entgegenkam, war tatsächlich ein Foto einer vergangenen Weihnachtszeit. Ein liebevoller Schimmer schlich sich in ihre grauen Augen, als sie die sechsjährige Version von sich selbst in den Armen ihrer Eltern und ihrem Bruder sah. Dabei hielt sie freudestrahlend ihr damaliges Weihnachtsgeschenk in den Händen. Sie musste unwillkürlich lächeln und kehrte mit dem Bild nach draußen zurück und reichte es Azrael. Er hob beide Brauen und musste unweigerlich schmunzeln. Immerhin waren Catrionas Haare damals eher unbändig gewesen und sie hatte hier und da sogar ein paar Locken gehabt. Die Haare umgaben dadurch ihr Gesicht schon fast wild. Sie trug einen kitschigen Weihnachtspullover, wobei die ganze Familie das wohl durchgezogen hatte. Ihre Eltern trugen ebenso welche, auch Kilian, der ein paar Jahre älter war, wie seine kleine Schwester. Catrionas Vater hatte seine Hand auf ihren Schopf abgelegt und grinste, ein roter Bart zierte sein Gesicht und warme, braune Augen sahen in die Kamera. Das Foto war aufgenommen, bevor er in die Kriegsgebiete ziehen musste und damals hatte er noch beide Beine besessen. Catrionas Mutter sah ihrer Tochter vom Gesicht her ähnlich, wobei ihre Haare Blond waren. Dafür kamen von ihr die stechenden, grauen Augen. Auch sie lächelte liebevoll, während sie einen Arm um Kilians Schultern gelegt hatte und die andere Hand auf Catrionas Schulter ruhte. In den kleinen Händen hielt Catriona stolz eine spezielle Version eines Mensch-Ärger-Dich-Nicht, die mit Fantasy-Figuren ausgestattet war. Elfen, Zwerge und andere Rassen stellten die liebevoll gestalteten Figuren dar und die Schottin hatte es geliebt, sogar noch heute in ihrem Schrank.
Sie ließ Azrael einen Moment Zeit das Foto zu mustern und es kam tatsächlich mal kein dämlicher Spruch von ihm. Und obwohl er nicht fragte, begann Catriona, ihm von dem damaligen Weihnachten zu erzählen.
"Santa war da, Santa war da!" Catrionas aufgeregte Stimme erfüllte das ganze Haus, als sie mit stolpernden Schritten die Treppe hinunterrannte. Die letzte Stufe hüpfte sie förmlich runter. Ihr auf den Versen war Kilian, der laut lachte.
"Nicht so schnell, sìthiche beag! [schottisch: Kleine Fee]", rief er ihr hinterher und bekam sie jedoch nicht zu fassen, da der rothaarige Wirbelwind bereits durch den Flur rannte. Kilian fluchte noch leise hinter ihr, als er gegen den Schrank stieß. Catriona bekam das gar nicht mit und rannte munter weiter ins Wohnzimmer. Das Feuer im Kamin flackern bereits und der Baum leuchtete wunderschön, funkelte in warmen Farben goldener und roter Kugeln. Und unter ihm standen einige wenige Geschenke. Besonders viel gab es nie an Weihnachten, aber für Catriona waren die vier Geschenke schon eine Menge. Ihre Augen weiteten sich begeistert und sie hüpfte auf der Stelle, während ein freudiges, kindliches Lachen ihre Lippen verließ. Sie klatschte in die Hände und wollte sich schon auf die Pakete stürzen, als ein Paar kräftiger Arme sie von hinten packten und leichthin hochhoben.
"Athair! [Vater/Papa] Lass mich runter, Santa war da!", zappelte Catriona sofort, doch ihr Vater Ian hielt seinen kleinen Wirbelwind fest und lachte nur rau auf.
"Warum so stürmisch, sìthiche!", wollte er neckend wissen und entrüstet plusterte sie ihre Wangen auf.
"Ich will schauen, was Santa mir gebracht hat!", rief sie empört aus und trommelte nicht wirklich fest mit ihren Fäusten auf den Armen ihres Vaters herum.
"Ach, ist das so? Warst du denn auch artig? Vielleicht sind das meine Geschenke!" Fast schon erschrocken starrte Catriona ihn an.
"Aber... Aber ich war doch ganz lieb dieses Jahr!", stotterte sie drauf los und Ian erbarmte sich mit liebevollen Lächeln.
"Na schön, aber du weißt, dass im Wohnzimmer nicht gerannt wird. Deine Mom macht mir die Hölle heiß, wenn sie das mitbekommt.", raunte er seiner Tochter verschwörerisch zu und eifrig nickte sie.
"Ich laufe langsam, athair.", versprach sie brav und er ließ sie auf dem Boden ab. Ein Räuspern hinter ihnen verriet, dass ihre Mutter Olivia schon hinter ihnen stand. Sie warf ihren Mann einen halb tadelnden, halb amüsierten Blick zu, ehe sie schmunzelnd auf den kleinen Rotschopf blickte. Kilian stand neben ihr und gesellte sich gleich begeistert zu seiner Schwester. Die Kinder hockten unter dem Baum und suchten nach ihren Namen, während ihre Eltern sich auf der Couch niederließen und dabei zusahen.
Irgendwann entkam Catriona ein begeistertes Quietschen, als sie das Geschenkpapier aufgerissen hatte und ein Brettspiel zum Vorschein kam. Mit leuchtenden Augen blickte sie auf und hielt das Spiel hoch über ihren Kopf.
"Santa hat mir das Spiel geschenkt, was ich mir gewünscht habe!", jubelte sie förmlich und ihre Eltern schmunzelten nur liebevoll, ehe sie gespielt begeistert nickten.
"Können wir es gleich spielen? Bitte, bitte?", flehte der Rotschopf auch schon und Ian grinste nur.
"Ihr wollt alle nur gegen mich verlieren.", gab er selbstbewusst von sich und bekam sogleich einen strafenden Ellenbogen seiner Frau ab, die ihrer Kleinen nur über die roten Haare fuhr.
"Natürlich können wir das, mein Schatz. Aber erst machen wir ein Foto für Grandma, okay?" , meinte die Geschichtslehrerin sanft. Sie rief auch sogleich Kilian zu sich, der begeistert eine größere Spielzeugversion eines Motorrads in den Händen hielt. Ian stellte die Kamera auf, ehe sich die kleine Familie davor versammelte, die Geschenke dabei stolz in den Händen der Kinder.
Catriona blinzelte leicht, war sie während dem erzählen doch merklich in ihren Erinnerungen abgedriftet. Das warme Lächeln hatte sich auf ihrem Gesicht festgesetzt und ein paar Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie blickte vom Adventskranz auf und sah selbst zu dem Foto, das noch immer in Azraels Händen lag. Er hatte stumm zugehört und sie einfach nur gemustert, aber so wirklich hatte sie es nicht mitbekommen. Zu sehr war sie in ihren Erinnerungen versunken, je mehr sie erzählt hatte.
"Du vermisst sie sehr.", stellte er irgendwann leise fest und ein undefinierbarer Ausdruck hatte sich auf seinen Zügen festgesetzt, den Catriona nicht wirklich deuten konnte. Sie nickte ehrlich.
"Sehr sogar.", gab sie leise zu, atmete dann jedoch durch. Sie wollte heute nicht mit traurigen Gedanken verschwenden. Und plötzlich kam ihr eine Idee, um die Stimmung aufzulockern.
"Hey, hast du Lust, eine Runde zu spielen? Ich habe das Brett immer noch.", fragte sie ihn begeistert und erst wirkte der Dämon überrascht, ehe er nur grinste.
"Aber wehe, du schmollst dann, wenn du verlierst.", gab er sein Einverständnis und frech streckte sie ihm kurzerhand die Zunge heraus.
"Du wirst schon sehen, am Ende wirst du den Kürzeren ziehen.", forderte sie ihn heraus und sprang auch schon auf, um das alte Brettspiel zu holen. Vorfreude machte sich in ihr breit, als sie mit der Schachtel wiederkam und sie enthusiastisch auf dem kleinen Tisch aufbaute.
"Ich nehme die Elfen, keine Diskussion!", bestimmte sie, noch ehe Azrael sich irgendwelche Figuren aussuchen konnte. Spöttisch hob er eine Braue und beugte sich mehr zum Tisch.
"Die werden dir auch nicht helfen, Kätzchen.", zog er sie auf und wählte kurzerhand die Orc-Fraktion. Catriona grummelte nur etwas Unverständliches, als er sie wieder bei ihrem alten Spitznamen nannte. Aber sie wehrte sich lange nicht so bissig, wie es für sie eigentlich normal wäre. Sie hätte ihn wohl besser nicht mit Monique bekannt machen dürfen, das würde er wohl bis zum bitteren Ende durchziehen. Aber ein Teil von ihr genoss es sogar.
Sie verbrachten die nächsten Stunden damit, im warmen Schein der Feuerschale und mit heißem Tee bewaffnet Mensch-Ärger-Dich-Nicht zu spielen. Catriona war selbstredend so verbissen wie damals als Kind und schadenfroh waren sie beide, wenn sie dem jeweils anderen eins auswischten. Aber einige Runden gewann auch sie, obwohl sie manchmal diskutierten, ob der jeweils andere gemogelt hatte. Um die Mittagszeit ging ihre automatische Beleuchtung der Lichterkette an und perfektionierte die entspannte Atmosphäre nur noch mehr, die zwischen ihnen herrschte.
Catriona McLoid - 7. Dezember
von LuciferDaemonium am 07.12.2024 15:447. Dezember - A Christmas elve
Catriona unterdrückte ein kleines Gähnen, als sie sich den zweiten Kaffee holte und das Genick kreisen ließ. Sie waren mit einem blauen Auge von Midnight davongekommen, der sie beide zwar gerügt hatte, doch sein Büro glitzerte noch immer kunterbunt. Er schien es am Ende nicht übers Herz zu bringen, es zu vernichten. Zumal Ezekiel jetzt großteils bei ihm herumlungerte und sich an den Dekorationen erfreute. Dafür hatten Azrael und sie genügend zu tun. Es war Samstag und trotzdem waren sie beide schon früh in der Firma gewesen. Für Dämonen gab es keine Weihnachtszeit in dem Sinne, demnach gingen alle Geschäfte munter weiter.
"Wie lange willst du noch die Kaffeemaschine anstarren?", ertönte die Stimme des Teufels Sohn hinter ihr. Mit verschränkten Armen lehnte er sich im Türrahmen an und schnell beeilte Catriona sich, ihre Tasse an sich zu nehmen.
"Für dich kam ein Brief, Morissia hat ihn eben hochgebracht.", hielt er einen kleinen weißen Umschlag hoch, der an die Schottin persönlich adressiert war. Allerdings hatte jemand einen Tannenbaum draufgeklebt und etwas verwundert nahm sie den Brief an sich. Ihr Kaffee landete auf der kleinen Küchenzeile und neugierig öffnete sie ihn und zog das einzelne Blatt heraus. Dabei entging ihr nicht, dass Azrael neugierig über ihre Schulter lugte. Zugegeben erhielt sie eigentlich nur berufliche Post, keine private. Es raschelte leicht, als sie es auseinander faltete und eine bunte, weihnachtliche Schrift sprang ihr sofort ins Auge.
Erst mussten wir zusammen die Schulbank drücken, jahrelang.
Dann kam die Abschlussprüfung, Gott sei dank!
Die Jahre vergingen dann wie im Fluge,
doch jetzt sind wir mal wieder am Zuge.
Der Zahn der Zeit an den Gesichtern nagt,
doch haben wir noch nicht verzagt.
Liebe Catriona,
es ist lange her, dass wir uns alle gesehen haben. Deshalb haben wir jeden unserer alten Studienklasse angeschrieben und zu einem ersten Klassentreffen eingeladen.
Passend zur Jahreszeit würden wir dich bitten, ein weihnachtliches Kostüm zu tragen. Der Geist der Weihnacht ist dieses Jahr unser Thema!
Falls du eine Begleitung mitbringen möchtest, nur zu! Wir sind alle gespannt, wie die letzten Jahre für dich gelaufen sind!
Wir feiern am 07.12. um 19 Uhr in unserer alten Schule. Bring gute Laune und dein Kostüm mit!
Winterliche Grüße
Monique Thompson
Ungläubig starrte Catriona auf die Einladung. Ihre alte Klasse? Gott, von denen hatte sie seit ihrem Abschluss nichts mehr gehört. Zu viel war passiert, weshalb sie nie den Kontakt hatte halten können.
“Ein Klassentreffen?”, fragte Azrael und der Unterton, der dabei mitschwang, ließ Catriona nur spöttisch grinsen.
“Mein Klassentreffen, ja.”, gab sie frech zurück und Azrael sah fast schon enttäuscht drein.
“Du darfst eine Begleitung mitbringen.”, merkte er nur an und Catriona lachte, darauf hatte sie schon gewartet.
“Damit meinen sie eventuelle Partner. Nicht meinen Boss.” Natürlich wollte Azrael mitkommen, der ließ sich eine Party nie entgehen. Azrael grinste schalkhaft und Catriona zog schon die Brauen misstrauisch zusammen.
“Ich kann mich auch als dein Partner ausgeben.”, schlug er dreist vor und jetzt entglitten ihr die Gesichtszüge.
“W-Was?” Ihre Stimme schnellte zwei Oktaven höher.
“Nein! Kommt nicht in Frage.” Ihre Wangen fingen Feuer und schnell sah sie von ihm weg. Nein, das würde sie nicht überleben.
“Ich habe sowieso kein Weihnachtskostüm, also kann ich nicht hingehen, es ist schon heute abend.”, wollte sie schnellstens ihren Kopf aus der Schlinge ziehen. Azrael seufzte fast schon resigniert auf.
“Ist ja nur gut, dass wir uns hier in einer Metropole befinden, deren Geschäfte bis heute Nachmittag geöffnet haben.” Catriona wirbelte herum und sah ihn ungläubig an.
“Aber…”
“Nichts aber, fahr deinen Rechner runter, wir gehen shoppen.”, befahl er grinsend und ungläubig konnte sie nur Folge leisten. Das Würde ja was werden…
[...]
Azrael hatte seine Drohung wahrgemacht und sie wirklich in die Londoner Geschäfte gezerrt. Catriona war noch immer halb in Schock und halb amüsiert darüber. Doch als er sie definitiv ärgern wollte und ein extrem kitschiges Kostüm heraussuchte sträubte sie sich mit allem, was sie besaß.
"Keine peinlichen Kostüme!", entkam es ihr warnend und enttäuscht ließ Azrael das bunte Elfenkostüm mit Glöckchen wieder sinken.
"Zu schade, es hätte dir sicher wunderbar gestanden.", seufzte er theatralisch und Catriona erdolchte ihn nur mit Blicken.
"Ich will mich nicht zum Narren machen.", murrte sie nur und sah zweifelnd über die Auswahlmöglichkeiten.
"Du kannst auch in die Dessous-Abteilung, die haben da mit Sicherheit auch weihnachtliche Kostüme.", grinste er anzüglich und die Schottin sah entsetzt zu ihm auf. Das wäre ja noch schlimmer!
"Du bist unmöglich!", schimpfte sie und er lachte nur, sah dann jedoch wieder durch das breitgefächerte Angebot.
"Lass mich raten, du warst früher die kleine Streberin, die ohne Freunde in der Bibliothek gesessen hat?", wollte der Dämon irgendwann neugierig wissen. Er blickte auf und Catriona ließ den Ärmel eines rot-weißen Kostüms los.
"Hey, wie kommst du darauf, dass ich eine Streberin war?", empörte sie sich schon fast gekränkt. Azrael zog nur eine Braue an.
"Du bist übertrieben pünktlich, kennst meist nur die Arbeit und dein Pflichtbewusstsein verdient schon fast eine Medaille. Du bist definitiv ein Streber.", zählte er an den Fingern ab und Catriona blieb leicht der Mund offen stehen. Das waren Lob und Anschuldigung in einem und sie schüttelte kurz den Kopf.
"Das heißt nicht, dass ich mich nicht zu amüsieren weiß.", meinte sie schließlich und verschränkte ihre Arme.
"Ich war keine Streberin in der Uni. Eher das Gegenteil.", wollte sie klarstellen, doch Azrael glaubte ihr kein Wort.
"Du musst dich nicht schämen.", grinste er und sie schnaubte.
"Wirst heute Abend schon sehen, wie ich damals gewesen bin." Azrael grinste nur noch breiter.
"Also bin ich doch deine Begleitung, mh?", fragte er scheinheilig nach. Catriona bemühte sich krampfhaft, nicht an seinen Vorschlag vom Morgen zu denken.
"Als ein Freund, schlag dir deine Idee gleich wieder aus dem Kopf.", bestimmte sie gleich und der Dämon schnaubte nur ein wenig enttäuscht. Moment, enttäuscht?!
"Wenn du meinst." Azrael machte einfach weiter in seiner Suche nach einem passenden Kostüm für sie, während die Rothaarige ihn nur ein wenig misstrauisch musterte. Irgendwas war seltsam, aber sie konnte nicht sagen, was es war. Schon in Russland war die Stimmung anders, aber lieber verwarf Catriona den Gedanken schnell wieder. Sie bildete es sich bestimmt nur ein. Zumindest sagte sie das ihrem nervösen Herzen.
"Auf keinen Fall rot. Das beißt sich mit deinen Haaren.", schnaubte Azrael, als sie halbwegs zufrieden ein Kostüm vor sich hielt. Doch der Dämon war absolut nicht zufrieden und schüttelte den Kopf. Mutlos ließ sie es wieder sinken. Sie wollte ihn nicht einmal dafür aufziehen, dass er plötzlich zum Modeexperten wurde. Aber gut, er selbst trug nur die feinsten Klamotten, er verstand definitiv etwas davon.
"Welche Farbe würdest du denn wählen?", wollte sie wissen und Azrael musterte sie nachdenklich, schien ernsthaft zu überlegen, ehe ihm eine Idee kam.
"Ein dunkles Grün dürfte passen." Als wäre ihm etwas eingefallen, wank er eine Verkäuferin zu sich und erklärte ihr flüchtig, was er suchte, jedoch so leise, dass Catriona ihn nicht verstand. Die junge Dame huschte auch sogleich davon und kehrte mit einem grünen Elfenkostüm zurück. Es war nicht übertrieben gehalten und die roten Stickereien auf dem grünen Wollstoff waren sogar ganz niedlich. Die Ärmel waren mit dem weißen Kranz versehen, der sich auch an der passenden Mütze befand. Große goldene Knöpfe zierten das Oberteil. Ein grün-rot karierter Rock und eine ebenso grüne Leggins gehörte dazu und Catriona musste zugeben, dass sie sich darin sogar wohlfühlen könnte. Sicher, die Schuhe waren ein wenig albern und spitz zulaufend wie die der Weihnachtselfen, aber das würde sie überleben. Zudem passte es wie angegossen und fragend sah sie zu Azrael, der anerkennend grinste.
"Kommst du Montag auch so ins Büro?", wollte er gleich wissen und die Schottin lachte nur und zuckte die Schultern, während sie die Weihnachtsmütze zurechtrückte.
"Vielleicht~", ließ sie sich die Option offen.
[...]
Am Abend stand sie gemeinsam mit Azrael vor ihrer alten Uni. Sie hatte ihr rotes Haar mit einigen Locken versehen und ließ es über ihre Schulter fallen, während sie das grüne Elfenkostüm trug. Azrael hatte seinerseits einen Anzug in einem ähnlichen waldfarbenen Ton gewählt, nur ohne die kitschigen Weihnachtselemente. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu, immerhin nahm sie ihn hier gerade auf eine kleine Reise in ihre Vergangenheit mit. Etwas, worauf sie unter normalen Umständen nie gekommen wäre. Aber Azrael sah sich tatsächlich interessiert um, als sie bereits den Raum der Feier von außen sehen konnten. Er leuchtete weihnachtlich und munteres Stimmengewirr drang zu ihnen durch, als Catriona ein wenig nervös voranging.
"Oh mein Gott... Kitty ist tatsächlich gekommen!", rief Monique begeistert aus, kaum dass sie mit Azrael eingetreten war. Die Brünette trug ein Rentierkostüm, dass in die Fraktion albern gehörte und kam sogleich auf sie zu.
"Kitty?", fragte Azrael bereits vorfreudig.
"Nenn mich so und ich tu dir weh.", drohte Catriona nur im halben Spaß. Doch weiter kamen sie nicht, da war Monique auch schon bei ihr und zog die Schottin lachend in eine Umarmung.
"Hey Moni, lange nicht mehr gesehen.", grinste sie erfreut und Monique musterte sie von oben bis unten.
"Gut siehst du aus, du hast dich kaum verändert. Nur ohne Lederjacke heute, was?", plapperte sie schon weiter, ehe sie Azrael neugierig ins auge fasste und dann anerkennend pfiff.
"Sieh an, du hast dir sogar ein Schnuckelchen abgegriffen. Sag bloß, jemand hat es geschafft, dich zu bändigen?", klatschte sie begeistert und etwas dreckig grinsend in die Hände. Catrionas Augen weiteten sich entsetzt und hastig schüttelte sie den Kopf, kam Azrael zuvor, der den Spaß nur zu gerne mitgemacht hätte.
"Nein! Das ist Kane, er ist ein Freund von mir.", beeilte sie sich zu sagen und enttäuscht sackten Moniques Schultern nach unten. Doch so leicht gab sie nicht auf.
"Was nicht ist kann ja noch werden. Sie fährt zwar gerne die Krallen aus, ist aber ganz handzahm, wenn man sie zu nehmen weiß.", zwinkerte sie dann munter an Azrael gewandt und spätestens jetzt wollte Catriona am Liebsten im Boden versinken.
"Ist das so?", grinste der Dämon mit genüsslichen Blick auf die verlegene Schottin.
"Ich denke, ich kann mit dem Kätzchen gut umgehen." Wie hatte er sie gerade genannt?! Ihre Augen loderten, als ihr Kopf zu ihn ruckte. Er genoss das hier definitiv eine Spur zu sehr. Während Catriona ihm gerade an den Hals springen wollte, lachte Monique nur begeistert auf und zog sie beide dann kurzerhand ins Getümmel.
Viele alte Gesichter kamen, begrüßten sie und bald schon brach wieder die alte Cat aus ihr heraus. Jene Frau, die ihren Kopf eher in Schabernack und Streiche gesteckt hatte, sich vorlaut in Probleme stürzte und wenig auf Regeln gegeben hatte. Alte Geschichten wurden ausgepackt in der Wärme von Punsch und Glühwein. Natürlich wusste die Schottin, dass Azrael sie jetzt mit so vielen neuen Dingen aufziehen würde. Aber er schien sich ebenso prächtig zu amüsieren und war immer vorne mit dabei, wenn er Gelegenheiten witterte, die Schottin zu ärgern oder in Verlegenheit zu bringen. Böse war sie ihm nicht wirklich, dafür genoss sie den gesamten Abend viel zu sehr.
Irgendwann standen sie gemeinsam draußen im Schulhof und nutzten die kühle Abendluft für eine kleine Raucherpause.
"Soso, du warst also die Rebellin, hm?", meinte Azrael nach einem kurzen Schweigen und warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu.
"Was ist passiert, dass du dich so verändert hast?" Immerhin hatte der Humor in der Schottin merklich nachgelassen. Er hatte sie als strenge, resolute Geschäftsfrau kennengelernt, die selten mal ein ehrliches Lächeln durchblitzen ließ. Catriona nahm einen tiefen Zug und zuckte dann mit den Schultern.
"Das Leben... würde ich sagen. Irgendwann konnte ich nicht mehr tun und lassen, wonach mir der Sinn stand und ich musste meiner Familie zuliebe mein Leben in geregelte Bahnen zwängen.", gab sie zu. Doch sie lächelte dabei.
"Aber ich glaube, es ist nicht verkehrt, mein altes Selbst ab und an wieder freizulassen. Auch wenn ich den Schritt damals nie bereut habe, dadurch konnte ich meine Familie unterstützen und bin noch sehr viel weiter gekommen, als ich es für möglich gehalten habe.", schmunzelte sie mit dem Blick über den alten Hof, der sich kaum verändert hatte. Azrael unterband keine Freude, wie es sein Vater getan hatte. Dadurch kehrte ein Stück ihrer Freiheit und Menschlichkeit tatsächlich zurück, auch wenn sie nicht länger rücksichtslos und unbedacht war. Aber ihre freche Zunge und der Schalk waren dank ihm zurückgekommen. Etwas, wofür sie dem neuen Höllenherrscher im Stillen dankte. Ohne ihn wäre sie noch immer die verbohrte Cat, die sich selbst keine Atempausen gönnen würde.
Monique störte die beiden, als sie mit einem Foto in der Hand angelaufen kam.
"Das wollte ich dir noch geben, als kleine Erinnerung an heute.", rief die Brünette etwas außer Atem und gab Azrael das besagte Foto mit verschwörerischen Grinsen. Catriona streckte neugierig ihren Hals um zu sehen, was drauf war und blinzelte perplex, als sie erkannte, dass es ein Bild von ihr selbst war. Wann auch immer Monique das gemacht hatte. Damit hatte sie nicht gerechnet, musste jedoch lachen, als sie die kleine Anmerkung 'Kratzbürstige Weihnachtselfe' darunter lesen konnte. Also wirklich, ihre Klassenkameraden waren unmöglich! Sie wurden wieder hineingescheucht ins Getümmel und Catriona genoss ihren Abend als Kitty, die Weihnachtselfe.
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Catriona McLoid - 6. Dezember
von LuciferDaemonium am 06.12.2024 20:286. Dezember - Eine seltsame Bewerbung
hiermit möchte ich mich auf die Stelle als Ihre Nachfolgerin bewerben. Die Job-Beschreibung als Leiterin des Nordpols und der damit verbundenen Werkstätte hat mich sofort angesprochen.
Meine Talente liegen in der Organisation und Pünktlichkeit, die in Ihrem Geschäft wohl höchste Priorität besitzen.
Zudem bin ich durch meine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Dämonen und Engeln durchaus in der Lage, mich mit magischen Wesen und Umgebungen vertraut zu machen und finde mich recht schnell zurecht.
Des Weiteren habe ich die letzten Jahre eine Führungsposition inne und bin demnach geübt darin, Personal zu leiten und Dienstpläne auszuarbeiten. Abläufe zu optimieren und Produktverbesserung anzugehen stehen für mich auf der Tagesordnung und ich sehe große Chancen in Ihrem Betrieb, mich diesbezüglich zu verbessern und weiterzubilden.
Durch meine Hochschule im Bereich Grafik und Design könnte ich mich ebenso kreativ mit in die Entwicklung neuer Spielzeuge mit einbringen.
Zudem spreche ich einige Sprachen, darunter neben meiner Muttersprache Englisch auch Französisch, Russisch und ein bisschen Deutsch. Ich bin natürlich gewillt, weitere zu erlernen und zu verbessern, wenn sie für die Stelle benötigt werden.
Meine Qualifikationen können Sie meinem Lebenslauf im Anhang entnehmen. Ein Empfehlungsschreiben habe ich selbstredend ebenso für Sie vorbereitet.
Sollten Sie noch Fragen haben können sie mich gerne jederzeit unter den aufgelisteten Möglichkeiten kontaktieren.
Ich hoffe auf eine baldige, positive Rückmeldung und wünsche Nollaig Chridheil! [schottisch: frohe Weihnachten]
Mit freundlichen Grüßen
Catriona McLoid
Zufrieden mit ihrem Werk las Catriona nochmal über ihre schriftliche Bewerbung drüber und nickte. Wenn sie jetzt nicht genommen wurde, wusste sie auch nicht. Sie heftete ihren Lebenslauf mit dran und steckte beide Papiere in den großen Umschlag. Schnell schrieb sie noch die Adresse darauf, wohin es gehen sollte und schon war sie am Briefkasten, um ihre Bewerbung als künftige Führerin des Nordpols einzuwerfen.
Es dauerte nicht lange und sie erhielt eine Antwort. Freudig riss Catriona den Briefumschlag auf und runzelte dann die Stirn, als ihr ein Pentagramm entgegenkam. Was zum....? War Santa Claus auch von der infernalen Fraktion? Das hatte sie gar nicht gewusst, immerhin hätte ihr sein Name doch unterkommen müssen... Aber sie hatte noch nie von dem alten Mann gehört. Seltsam, aber gut, man lernte nie aus. Ein wohltätiger Dämon wäre durchaus mal etwas Neues. Sie las die Bestätigung, dass sie den Job bekommen hatte und grinste bereits freudig, doch die Unterschrift darunter ließ ihr Blut in den Adern gefrieren. Die Freude erstarb und sie wurde leichenblass. Sie hörte Glöckchen hell klingeln und ein grollendes Lachen. Offenbar hatte sie einen Fehler gemacht... Ihre Bewerbung war bei Krampus gelandet und nicht bei Santa Claus! Fuck, das hatte sie nicht gewollt und panisch ließ sie das plötzlich glühende Schriftstück fallen, dass in Flammen aufging. Hinter ihr hörte sie Hufe auf ihrem Holzboden klacken und spürte den fauligen Atem in ihrem Nacken....
... Catriona schreckte aus ihrem seltsamen Traum hoch. Noch im Halbschlaf sah sie sich panisch um, doch weder hörte sie Hufe noch Glöckchen und erleichtert sackte sie in ihr Kissen zurück. Es war nur ein Traum. Was um alles in der Welt hatte sie da geträumt?! Ernsthaft? Sie hatte sich als Weihnachtsmann beworben und das auch noch förmlich? Die Schottin schüttelte etwas wirr den Kopf. Sie brauchte Kaffee... Eindeutig einen starken Kaffee.
[...]
Catriona und Azrael saßen draußen auf der Dachterrasse des Glastowers, die Schottin dabei noch in ihren Wintermantel gehüllt, da es auch in Großbritannien merklich kühler geworden war. Noch immer hielt die Dunkelheit an, obwohl es bereits halb acht war, doch die Lichter der Großstadt vertrieben diese gekonnt.
Mittlerweile war es für die beiden schon zur Gewohnheit geworden, den Tag mit einem Kaffee und einer Zigarette gemeinsam zu starten. Ein paar Minuten der Ruhe, ehe der alltägliche Wahnsinn sie wieder einholte. Allerdings spuckte der Traum noch immer in Catrionas Kopf herum, weshalb ihr irgendwann eine neugierige Frage über die Lippen purzelte.
"Sag mal, gibt es eigentlich Krampus?" Schneller, als dass sie es aufhalten konnte, gewann ihre Neugier die Oberhand. Azraels Kopf fuhr mit einem verwirrten Ausdruck zu ihr herum, da dieses Thema doch etwas aus der Kalten heraus kam.
"Wie kommst du jetzt auf Krampus?", wollte er mit hochgezogenen Brauen wissen.
"Ich...also... naja, das...", druckste sie ein wenig herum, während ihre Wangen sich bereits leicht rötlich färbten. Fuck, soweit hatte sie nicht gedacht. Er würde sie mit Sicherheit auslachen... Azrael wandte sich ihr nun völlig zu und das Grinsen auf seinen Lippen gefiel ihr gar nicht. Er kannte sie mittlerweile leider gut genug, um zu wissen, dass eine durchaus amüsante Geschichte dahintersteckt. Missmutig nahm sie noch einen Schluck von ihrem Kaffee und zündete sich eine neue Zigarette an, während sie demonstrativ in die andere Richtung schaute, um ihre roten Wangen zu verstecken. Sie begann ihren Traum zu erzählen und einen Moment lang war es still, bis Azrael zu lachen begann. Sie hatte es gewusst! Mit zusammengepressten Lippen und einem säuerlichen Blick sah sie zu dem Dämon herüber, der sich offenbar köstlich über ihren Traum amüsierte.
"Das ist so typisch für dich.", gluckste er irgendwann, und grinste noch immer.
"Förmlich und professionell in allen Lebenslagen, was?", zog er sie auf und die Schottin schnaubte.
"Es war nur ein dummer Traum. Ich bereue jetzt schon, dich gefragt zu haben.", murrte sie unzufrieden, das hinderte ihren Boss leider nicht daran, sie weiter aufzuziehen.
"Ich habe keine förmliche Bewerbung an den Weihnachtsmann geschrieben! Aber mal ehrlich, Führerin des Nordpols? Hast du hier nicht schon genug zu tun?"
"Du bist doof." Das war wirklich peinlich und sie stöhnte leise und frustriert auf, sank dabei ein paar Zentimeter tiefer in ihren Stuhl runter. Azrael schüttelte nur den Kopf darüber, ehe er sich halbwegs erbarmte.
"Ich weiß zwar nichts von einem Weihnachtsmann, aber bei Krampus könntest du dich wirklich bewerben, wenn du das willst." Damit hatte der dunkelhaarige Dämon seine Sekretärin und ihre grauen Augen blitzten neugierig zu ihm herüber.
"Also gibt es ihn wirklich? Hat er wirkliche Hufe? Und was macht er eigentlich wirklich?", hakte sie sofort nach. Schon war ihre Verlegenheit vergessen. Manchmal war sie eben auch sprunghaft.
"Man könnte sagen, dass es ihn gibt...", ließ Azrael sie noch ein wenig zappeln und genoss die Ungeduld in ihren Zügen. Ihr Wissensdurst in Sachen Unterwelt kannte noch immer keine Grenzen. Es wurde wohl wieder Zeit für eine kleine Geschichtsstunde - wenn man es denn so nennen konnte. Er lehnte sich zurück und Catrionas volle Aufmerksamkeit lag gespannt auf ihm, wie jedes Mal, wenn er etwas mit ihr teilte.
"Die Hufe und Hörner sind tatsächlich keine Erfindung der menschlichen Fantasy. Das Wesen, dass ihr Krampus nennt, besitzt beides. Auch diese lange Zunge, wie sie in manchen Sagen erwähnt wird.", begann Azrael zu erzählen und sofort ran Catriona eine Gänsehaut über den Rücken. Das erinnerte sie doch ein wenig an ihren Traum und beinahe hörte sie erneut die Glöckchen klingeln, die so grotesk zu dem Wesen passend ihn ankündigen.
"Aber die Bezeichnung Krampus ist etwas irreführend. Er ist nicht der Einzige seiner Art, es gibt viele von ihm. Oder gab es, sie waren damals ein großer Teil der wilden Jagd.", fuhr er fort und nahm entspannt einen Zug von seiner Zigarette, als Catriona leicht die Brauen zusammenzog.
"Also ist Krampus eher eine...Art Rasse?", fragte sie nach und Azrael nickte langsam nach kurzer Überlegung.
"Wir haben zwar eine etwas andere Bezeichnung für diese dämonische Rasse. Ich glaube im bayrisch-österreichischen Bereich nennen sie die Rasse sogar richtig. Eigentlich heißen diese Wesen Percht, aber so gesehen kann man sie als Krampus bezeichnen, ja.", pflichtete er ihr bei und sie nickte verstehend.
"Und die wilde Jagd? Ich dachte, das wäre nur eine Sage...", murmelte die Schottin und Azrael grinste ihr vielsagend zu.
"So ist es Magie, Wesen wie ich und so viele Gesichter, die du bislang kennengelernt hast. Alles ist bei euch Menschen nur eine Sage und auch wenn vieles von euch erfunden oder gedreht wurde, so ist der Kern des Ganzen immer basierend auf etwas Tatsächlichen. So auch die wilde Jagd. Es gab sie tatsächlich, nur um einiges... unheilvoller, als manche es beschreiben. Ebenso waren es weniger Geistwesen, die der Jagd angehörten, sondern Höllenwesen. Es gibt gewisse Zeiten in dieser Welt, an der die Grenzen zwischen den Welten durchaus dünn sind, dass sich hin und wieder einige Wesen dies zunutze machen. Die Wintersonnenwende oder besser gesagt Yule als solches ist eine dieser Zeiten. Die Jagd war eine etwas altmodische Form der Seelenernte. Im Prinzip das, was wir jetzt über Großkonzerne und Firmen laufen lassen, war früher die wilde Jagd. Und die Art, die du als Krampus kennst, waren Teil dessen. Es waren freilich noch weitaus mehr infernale Wesen am Start. Doch die Percht waren jene Wesen, die wohl am ehesten im Gedächtnis geblieben sind, mit ihrem doch recht speziellen Aussehen." Azrael zeichnete in der Luft und ließ in einer glühenden Flamme ein kleines Abbild erscheinen. Ein gehörntes Wesen mit messerscharfen Zähnen und einer widerlich langen, gespaltenen Zunge sah aus pechschwarzen Augen zu ihr. Er stand wie in manchen Filmen gezeigt auf den Hinterläufen einer Ziege, während der Oberkörper halbwegs humanoid aussah, wenn man von den todbringenden Klauen absah. Catriona runzelte die Stirn, besah sich neugierig die Abbildung, ehe ihre Mundwinkel zuckten.
"Kam dadurch der Irrglaube zustande, dass dein Vater zur Hälfte Ziege sei?" Mit einem leisen Knistern und kurzem aufflackern verschwand das Abbild wieder und Azrael prustete los. Ein Klassiker, der niemals alt wurde. Zumal es ein eitles Wesen wie Lucifer jedes Mal aufs Neue rasend machte.
"Nein, daher kam das nicht." Azrael lachte leicht und schüttelte fast wohlwollend den Kopf.
"Das haben andere in die Köpfe der Menschen gesetzt. Ein Geniestreich, wenn du mich fragst. Zu schade, dass ich damals nicht auf die Idee gekommen bin." Er schmunzelte bei dem Gedanken und die Schadenfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Aber Percht als solches haben nichts damit zu tun. Diese Rasse besitzt nur zufällig dieselben Merkmale, die man Lucifer nachsagt.", erklärte er und verstehend nickte die Schottin und lehnte sich wieder zurück.
"Warum kennen wir Menschen dann aber nur die Legende von einem Krampus, wenn es doch eine Rasse ist?", wollte sie neugierig wissen und Azrael schmunzelte anerkennend.
"Keine schlechte Frage. Nachdem die wilde Jagd mehr und mehr in den Hintergrund rückte und Lucifer neue Regeln durchsetzte, wurden diese Dämonen nur noch wenig eingesetzt. Aber einer von ihnen schien sich damit nur schwer abfinden zu können und trieb sich mehr in der Menschenwelt zu Zeiten von Yule herum. Als er die Geschichten von dem heiligen Nikolaus aufkamen, schien er die Idee witzig zu finden, das Gegenstück zu ihm zu werden. Er nutzte sogar eine ähnliche Robe, nur dass er seine Opfer im Gegenzug folterte und letztlich verschlang. Als der Weihnachtsbrauch sich weiterentwickelte, zog dieser Dämon mit und nutzte es für sein Vergnügen. Er nannte sich selbst Krampus, ich glaube, im 16. Jahrhundert hat er sich so das erste Mal vorgestellt. Und seitdem treibt er jedes Jahr sein Unwesen hier zur selben Zeit. Ein wenig nostalgisch, wenn du mich fragst. Im Prinzip veranstaltet er seine eigene wilde Jagd im kleinen Stil, weil er nicht loslassen kann. Dafür werden aber selbst heute noch Feste gefeiert, in denen er vorkommt, also berühmt ist er allemal. Und einige der anderen Percht zogen sogar mit ihm. Während im deutschsprachigen Raum dieser Knecht... wie auch immer er heißt... diese Rolle übernimmt, ist der Krampus selbst in einigen eurer Legenden nicht zwangsweise nur ein Wesen. Meist sind es mehrere, die Menschen verkleiden sich sogar als Gruppe als solche." Catriona versuchte die ganzen Informationen in sich aufzunehmen und sie schauderte kurz. Und von so einem Ding hatte sie geträumt... Nicht gerade beruhigend, aber faszinierend war es allemal! Ihre Augen funkelten trotzdem, immerhin liebte sie es regelrecht, wenn sie die wahren Hintergründe erfuhr. Und Azrael war diesbezüglich ihre liebste Quelle, da er durchaus ein Talent besaß, ihr diese Welten näher zu bringen.
"Dann sollte ich wohl besser aufpassen, artig zu bleiben, mh?", grinste sie dann frech und Azrael schnaubte.
"Als ob du das könntest.", kam es wenig überzeugt von ihm.
"Hey! Von Krampus zu träumen hat mir gereicht, glaub mir.", schoss sie auch gleich zurück.
"Träume können ein Zeichen sein~", kam es von dem Dämon nur süffisant und ein wenig nervös sah sie ihn an. Nein, er nahm sie nur auf den Arm... oder? Oder?
"Lass das!", maulte Catriona leise, da ihr irgendwie gar nicht wohl dabei war. So ein Ding wollte sie nicht in ihrer Wohnung. Azrael grinste nur spitzbübisch.
"Ich könnte einen Percht fragen, ob wir ihn bei seinem Streifzug begleiten können.", schlug der Schwarzhaarige munter vor und zweifelnd sah sie zu ihm auf.
"Ich will nicht gefressen werden...", gab sie zu bedenken und der Dämon seufzte.
"Das werde ich schon zu verhindern wissen.", wank er ab und abwartend legte er den Kopf leicht schief. Er schien es ernst zu meinen und Catriona wog tatsächlich das Für und Wider ab. Aber am Ende wollte sie nicht dabei zusehen, wie ein Monster ahnungslose Menschen fraß...
"Vielleicht nächstes Jahr. Dieses Jahr würde ich es gerne bei einer besinnlichen und...friedlichen Weihnachtszeit belassen.", lehnte sie schließlich ab, schenkte ihm jedoch ein dankbares Lächeln. Azrael zuckte nur mit den Schultern.
"Sag einfach Bescheid, mein Angebot steht, Cat.", meinte er gelassen, ehe er auf die Uhr schaute. Ein wenig stolperte der Rotschopf über ihren Spitznamen, den Azrael für gewöhnlich selten nutzte. Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, beendete Azrael ihren gemütlichen und interessanten Morgen.
"Und wir sollten langsam rein... Das Meeting...", erinnerte er sie schließlich schweren Herzens und fluchend sprang Catriona auf. Fuck, das hatte sie ja ganz vergessen durch ihre Unterhaltung! Kurz vor der Tür hielt sie jedoch nochmal inne und grinste ihn über die Schulter hinweg an.
"Aber vielleicht sollte ich ja mal eine echte Bewerbung schreiben an den Weihnachtsmann. Am Ende kommt die bei Michael raus.", neckte sie ihn und Azrael verzog das Gesicht.
"Das kannst du vergessen. Schlag dir das gleich wieder aus dem Kopf, du bleibst schön hier.", scheuchte er sie auch schon nach drinnen und lachend huschte sie hinein ins Warme.
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Ich wünsche allen einen schönen Nikolausi ♥
Der Kalender hier ist im übrigen eine grandiose Idee und ich genieße es, die Türchen hier zu lesen :3 (zu schreiben natürlich auch xD )
Catriona McLoid - 5. Dezember
von LuciferDaemonium am 05.12.2024 20:105. Dezember - Chaotic Christmas Spirit
Die Zahlen und Daten hatten die Schottin wieder völlig in ihrem Gewahrsam. Der Alltag war nach ihrer herrlichen Schmück Aktion mit brachialer Gewalt wieder eingetreten. Durch ihren Ausflug nach Russland war nicht nur in der Morningstar Inc. etwas liegengeblieben, auch bei Catrionas Schattenfirma HOPE hatten sich die Verträge, Berichte und Meldungen gestapelt. Mittlerweile musste sie sich diesbezüglich nicht mehr vor Azrael verstecken und die erste Hälfte des Tages hatte er ihr Zeit gegeben, die offenen Angelegenheiten von HOPE zu klären, nachdem sie bereits zig Nachrichten bekommen hatte. Midnight, der älteste Dämon der Unterwelt, hatte sie irgendwann ungehalten angerufen, wo beim Styx sie bliebe.
Mittlerweile saß sie in der Dimension, in welcher sich ihre eigene Firma befand, und arbeitete sich durch die Angelegenheiten auf ihrem Schreibtisch durch. Das schlechte Gewissen, dass es Azrael wohl ebenso erging und sie ihm nicht mal helfen konnte, nagte dabei etwas an ihr. Aber laut ihm war es in Ordnung, da er ebenso von HOPE profitierte. Und nach dem Mittag würde sie ohnehin zu ihm zurückkehren und dort weitermachen. Sie seufzte und strich sich eine gelöste Strähne hinters Ohr, als die Tür sich öffnete. Schritte hörte man keine, doch Catriona musste nicht von ihrem Bildschirm aufsehen, um zu wissen, wer sich ihr näherte. Der bärtige Mann mit den nachtschwarzen Haaren sah aus seinen giftgrünen Augen leicht verärgert zu ihr.
"Dass ihr Baal besuchen geht, ist ja in Ordnung, Cat... Aber du hättest vor vier Tagen schon wieder hier sein sollen. Die ganze Scheiße hat sich nach hinten raus gezogen, weil ihr euch eine schöne Zeit machen wolltet.", brummte er nur tadelnd. Catriona blickte von den Handelsberichten auf und verengte leicht die Augen. Das war nun wirklich etwas unfair von ihm.
"Wir haben eben noch drei Tage bei Baal drangehangen, seine Geschäfte hatten ebenso einen Tag länger gedauert als gedacht. Und gestern hatte ich frei und habe geschmückt, deshalb bin ich nicht hergekommen. Ich bin dabei, die Berichte durchzuarbeiten und Mephisto ist schon auf dem Weg mit Duriel, um die Aetherquelle zu bergen. Wir müssen nur noch das Schiff bereit machen, dann ist alles erledigt.", murrte sie und lehnte sich seufzend in ihrem Stuhl zurück. Midnight schnaubte nur abfällig und verzog das Gesicht.
"Sag bloß, du machst diesen irdischen Schwachsinn von Weihnachten mit?", entkam es dem Schattenwandler schroffer, als der Rotschopf es von ihm gewohnt war. Normalerweise war Midnight gelassener, welche Laus ihm über die Leber gelaufen war, wusste Catriona nicht. Er hatte auch ihre folgenden Worte einfach ignoriert.
"Falls du es vergessen hast, alter Freund... Ich bin immer noch ein Mensch und ja, auch ich würde dieses Jahr gerne Weihnachten feiern. Ich habe es viel zu lange unterlassen, obwohl ich gerade diese Zeit am meisten liebe. Und ich wurde.... daran erinnert, dass es schön sein kann, sich auch mal sterblichen Schwachsinn hinzugeben.", gab sie offen, wenngleich etwas spitz zu. Dass sie es Azrael zu verdanken hatte, dass sie wirklich in Weihnachtsstimmung war, verschwieg sie vorsorglich. Midnight respektierte den Jüngeren mittlerweile, aber noch immer eckten sie hier und da an. Das er aber derart gegen ein menschliches Fest war, verwunderte Catriona. Was war schon dabei, sich etwas mehr Wärme ins Leben zu holen und die Besinnlichkeit der Weihnachtszeit voll und ganz zu genießen? Doch Midnight schien es anders zu sehen. Er schüttelte nur missbilligend den Kopf.
"Wir haben hier mehr als genug zu tun! Die neue Aether Quelle bereitet mir Sorgen, vor allem, weil Michael bereits von ihr gehört hat. Und du sorgst dich um dämlichen Weihnachtsschmuck? Ich dachte, du weißt, was auf dem Spiel steht, Cat. Schlag dir den Unsinn aus dem Kopf und konzentriere dich auf deine Arbeit, das ist wichtiger.", kam es merklich streng und kühl von Midnight, was Catriona unvorbereitet traf. Wollte er ihr gerade verbieten, sich mal ein paar Tage als Mensch zu fühlen? Entgeistert starrte sie ihn an.
"Midnight...", begann sie auch schon aufzubrausen. Als würde sie nicht wissen, wie wichtig ihre Suche nach dem Aether war. Natürlich stand es im Fokus, doch ihre Leute waren bereits dabei, alles in die Wege zu leiten! Aber auch sie brauchte mal eine gottverdammte Pause!
"Ende der Diskussion, Catriona. Wir haben zu tun. Und komme bloß nicht auf die Idee, irgendeinen Kram von diesem Fest hier aufzustellen. Weihnachten ist etwas für unwissende Sterbliche, nicht für Dämonen und Engel. Und auch nicht für dich, immerhin gehörst du ebenso zu uns." Damit ließ Midnight sie einfach sitzen und verließ das Büro. Es war wohl überdeutlich, dass er von dem Fest der Liebe nichts hielt. Aber dass er es ihr ganz und gar verbieten wollte, tat weh. Ihre Bürotür fiel unsanft ins Schloss und wie vom Donner gerührt blieb sie einen Moment lang untätig sitzen. Sicher, Catriona wusste, dass Wesen wie Midnight, ja auch Azrael oder Belial nichts von diesen Festigkeiten hielten. Es war in ihren Augen vielleicht wirklich nur Humbug, wie Scrooge sagen würde. Aber ihr höllischer Boss und selbst Belial hatten sich dazu herabgelassen, ihr zuliebe mitzumachen. Und Midnight riss sie gewaltsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Als hätte sie kein Recht, ein Mensch zu sein, nur weil sie mittlerweile unter den Dämonen und Engeln lebte. Frustriert knurrte sie leise. Sie wollte es sich nicht verbieten lassen. Das konnte Midnight vergessen! Sie würde Weihnachten feiern... Irgendwie...
Ihre gute Laune des gestrigen Tages war hinüber, als sie am frühen Nachmittag - viel später als gewollt - auf der obersten Etage des Glastowers ankam. Lustlos stellte sie ihre Handtasche neben ihrem Schreibtisch ab. Zumindest brachte sie der Umstand, dass sie diesmal nicht auf dem Chefsessel saß, leicht zum Schmunzeln, das schnell wieder von Midnights mieser Laune überschattet wurde. Eigentlich müsste sie sich auch gleich an ihre Arbeit hier machen. Doch ihre grauen Augen blieben an dem Weihnachtsbaum hängen, den Azrael und Belial wohl wirklich aufgestellt hatten. Wieder war er rot und blau geschmückt, nur mit einigen dieser schrecklichen Engelsfiguren versehen. Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Selbst hier war die Wärme des Dezembers angekommen.
Azrael rief sie bereits herein, ohne dass sie klopfen musste und hatte sie wie immer schon vorher gespürt. Er blickte wenig begeistert von den Papieren auf, die ihn zweifellos den ganzen Vormittag verfolgt hatten und schien fast schon froh, sie zu sehen. Dann konnte er zumindest mal zwei Minuten etwas anderes tun.
"Konntest du alles klären?", wollte er gleich neugierig wissen, immerhin war er in die Sache mit der Aether Quelle involviert.
"Soweit ja. Sollte alles nach Plan verlaufen. Außer der werte Herr Schattenmann mutiert einmal mehr zum Sklaventreiber.", schnaubte sie unzufrieden und ließ sich auf dem Stuhl vor Azraels Tisch fallen. Er zog fragend eine Braue an, unterschrieb den Vertrag vor sich und legte den Stift zur Seite.
"Was denn? Hat Midnight schlechte Laune?", wollte er grinsend wissen und Catriona verdrehte leicht die Augen.
"Zehn Punkte. Er ist mies drauf, weil wir drei Tage länger bei Baal zu Gast waren und ich gestern nicht vorbeigekommen bin.", schnaubte sie und ihre Frustration war nur zu deutlich.
"Er ist eindeutig der Grinch. Er wollte mir verbieten, die Weihnachtszeit zu genießen, weil ich ja nicht mehr zu den anderen Sterblichen zähle. Dieser Mistkerl, was glaubt er eigentlich, wer er ist? Ich bin trotzdem noch ein Mensch und ich werde dieses Jahr verdammt nochmal Weihnachten genießen! Ich kann mich später auch noch totarbeiten!", brauste sie auch schon auf und regte sich vor Azrael wild gestikulierend auf. Der Höllenherrscher ließ ihren Frust erstmal vorübergehen, immerhin kannte er ihr Temperament mittlerweile zu genüge, auch wenn er sich ein belustigtes Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Ihr schien diese Weihnachtssache ja wirklich wichtig zu sein.
"Der Grinch war dieses grüne Ding, oder?", fragte er irgendwann einfach zwischen ihre weiterführende Schimpftirade hinein und schaffte es damit, ihrem nicht enden wollenden Wortschwall Einhalt zu gebieten. Selbst ihr Temperament verpuffte in dem Moment und sie sah ihn aus großen Augen an, ehe sie nun doch lachen musste.
"Sag bloß, du hast den Film nie gesehen? Mit Jim Carrey?", gluckste sie vergnügt und begegnete nur einem ratlosen Blick.
"Ich dachte, du bist wasweißich wie alt?", stichelte sie ein wenig und Azrael schnaubte nur.
"Ich hatte besseres zu tun als jeden Film zu schauen, der herausgebracht wurde. Und für gewöhnlich schaue ich keine weihnachtlichen Filme.", gab er nur zurück. Catriona schmunzelte noch immer leicht.
"Es ist der Film mit dem grünen Wesen.", nickte sie und beantwortete seine Frage damit.
"Und Midnight ist definitiv wie der Grinch... Ich meine... ich weiß, Wesen wie euch geht sowas sicherlich am Arsch vorbei, was Menschen für Feste feiern. Noch mehr, wenn sie heiligen Ursprung sind, aber... muss man dann so...so..." Sie suchte nach einem passenden Wort.
"...wie der Grinch sein?", beendete Azrael ihren Satz und sie nickte eifrig. Er grinste nur, tippte mit zwei Fingern nachdenklich auf das schwere Holz des Tisches.
Und dann kam er. Den Ausdruck, den sie schon oft gesehen hatte und nie bedeutete er etwas Gutes. Das jungenhafte, spitzbübische Blitzen von Vorfreude in seinen Augen, dass sich rasch über sein Gesicht ausbreitete.
"Oh nein...", entkam es ihr in übler Vorahnung. Fast schon gekränkt sah Azrael zu ihr.
"Ich hab doch noch gar nichts gesagt!", beschwerte er sich und Catriona rieb sich die Schläfen.
"Du schaust jedes Mal so, wenn du eine katastrophale Idee für jede Menge Probleme und Chaos hast.", stellte sie nüchtern klar. Azrael griff sich gekünstelt an die Brust.
"Autsch. Dass du so von mir denkst nach all der Zeit!", grinste er, doch die Begeisterung kehrte schon wieder in seine Züge zurück, als er aufsprang. Offenbar hatte jemand nur einen Ausweg aus dem Fegefeuer des Papierkrams gesucht. Azrael kam um den Tisch herum, offenbar völlig erpicht darauf, seine Pläne mit ihr zu teilen. Catriona musste darüber nur in sich hinein lächeln. Irgendwie mochte sie diese Seite an ihm viel zu sehr, es versprach jedes Mal Spaß und Aufregung.
"Wir könnten Midnight umstimmen, ganz unschuldig natürlich.", begann er auch schon sogleich und Catriona hob nur eine Braue.
"Und wie? Willst du ihm den Geist der Weihnachten zeigen? Wie beim Grinch?", fragte sie leicht spöttisch. Azraels Grinsen wurde nur noch breiter.
"Wäre doch gar nicht abwegig, meinst du nicht?" Catriona verstand nicht und er beugte sich leicht zu ihr herunter.
"Wir sorgen dafür, das jede Ecke deiner Firma nach Weihnachten schreit, allem voran Midnights Büro. Umgeben von all dem Zauber kann er doch schlecht nein sagen, denkst du nicht?", fuhr er fort und seine Augen funkelten bereits in diebischer Freude. Catrionas Mundwinkel zuckten bereits.
"Nun, an Weihnachten geht es darum, Freude zu teilen. Es wäre nicht fair von uns, wenn wir Midnight außen vorlassen würden.", stieg sie mit einem schalkhaften Lächeln ein. Zufrieden nickte Azrael.
"Das wäre es absolut nicht.", pflichtete er ihr bei.
"Und zufällig ist er vorhin nach Amerika aufgebrochen und wird wohl bis heute Abend beschäftigt sein.", fuhr Catriona unschuldig fort. Sie sahen einander schweigend an, im stillen Einverständnis, die Missetat zu begehen.
"Worauf warten wir dann noch? Wir haben keine Zeit zu verlieren! Ruf Ezekiel an, der hilft bestimmt mit Freuden.", klatschte der Dämon begeistert in die Hände.
[...]
Midnights Büro glitzerte in bunten Lichterketten, die langsam blinken. Mehrere Figuren waren verteilt und natürlich stand eine der kitschigen Engel genau auf seinem reich geschmückten Schreibtisch. Azrael war nur schwer zu bremsen gewesen und kaum hatten sie Ezekiel von ihrem Vorhaben erzählt - vielleicht etwas geflunkert, dass Midnight darum gebeten hatte- half ihnen der Engel freudestrahlend wie ein kleines Kind. Wenigstens einer der Weihnachten liebte. Selbst ein paar weitere Mitglieder von HOPE waren neugierig geworden, was der Tumult sollte und sich lachend dem Schabernack angeschlossen, den Catriona und Azrael ausgeheckt hatten. Manche kauften es ihnen ab, dass Midnight eingebunden war, aber gerade die dämonische Fraktion rochen den Braten sofort. Ein Grund mehr, um mitzumachen und es wurde Dekoration aus allen Pforten hergeholt. Jeder hatte mitgeholfen, dass man in Midnights Büro wohl kaum noch arbeiten konnte, ohne durchzudrehen. Irgendjemand hatte sogar Lametta über die Artefakte des Schmugglers gelegt. Girlanden, Kugeln, schöne Schmuckbögen... Alles fand irgendwo seinen Platz, dass es ein kitschiges Chaos ergab. Eine Figur des Grinch hatte Catriona als Geschenk verpackt auf dem schwarzen Holz des Tisches abgelegt. Stolz auf ihr Werk lehnte sie sich schließlich gegen Azraels Seite und feixte zu ihm hinauf.
"Ich würde sagen, wir haben uns selbst übertroffen. Hätte nicht gedacht, dass so viele helfen würden.", meinte sie stolz. Dass sie die Arbeit dafür sausen ließen, war es ihr allemal wert. Azrael war nicht minder zufrieden als sie und nickte eifrig. Er hatte die letzten zwei Stunden nicht mehr aufgehört, süffisant zu grinsen.
"Verstecken wir uns und warten auf seine Rückkehr?", wollte sie dann verschwörerisch wissen. Azrael lachte auf.
"Ich dachte, du fragst nie.", grinste er und gesagt, getan. In einer Ecke des Raumes verhüllte Azrael sie beide vor neugierigen Augen. Gegen Midnight würde die kleine Illusion nicht viel bringen, aber für den Schockmoment würde es reichen.
Es dauerte auch nicht lange, ehe sich zischend eine Pforte als Riss in diesem Zimmer bildete und der Schmuggler hindurchschritt. Schatten woben tanzend um seine Gestalt, die Zigarre wie gewohnt im Mund, doch kaum sah er von seinem Handy auf erstarrte Midnight. Die Zigarre fiel zu Boden und er stand inmitten des bunt geschmückten Büros wie versteinert, das Gesicht absolut fassungslos. Seine Augen waren geweitet in Schock, als er sich langsam drehte und versuchte zu verstehen, was passiert war. In diesem Moment öffnete Ezekiel die Tür und strahlte.
"Midnight! Ich bin so froh, dass du dieses Jahr sogar Weihnachten feiern willst!", rief der manchmal naive Engel freudig aus. Der Schattenweber verstand absolut nichts mehr.
"Was beim Abyss ist hier los?", donnerte er auch schon los und Ezekiel verzog fragend das gesicht.
"Catriona und Azrael haben gesagt..." Weiter kam Ezekiel nicht, Midnight hatte die Präsenz der Übeltäter gespürt und sein zorniger Blick lag auf den beiden, die sich kaum noch halten konnten vor ersticktem Lachen.
"Lauf!", rief Azrael Catriona nur zu, griff kurzerhand ihre Hand und hastete aus dem Büro an einen überrumpelten Ezekiel vorbei.
"AZRAEL! CATRIONA!", grollte noch Midnights Stimme durch die gesamte Dimension von HOPE. Doch Azrael brachte sie rasch in Sicherheit, während ein paar der Angestellten ihnen noch belustigt hinterher riefen, sie sollten untertauchen. Einen Wimpernschlag später landeten die beiden in Azraels Büro, die Schottin dabei etwas außer Atem von ihrer Flucht. Dort konnte sich Cat nicht mehr halten und brach in schallendes Gelächter aus, die Tränen bereits in den Augen.
"Hast du sein Gesicht gesehen?", brachte sie zwischen dem Gelächter hervor, in das Azrael nur zu gerne einstimmte.
"Es war voller Freude, da bin ich sicher.", lachte er nur durch und durch amüsiert. Wann sah man immerhin das Urgestein der Hölle derart vor den Kopf gestoßen?
"Er wird uns umbringen, das weißt du.", gluckste Catriona, die sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte.
"Ich bin flink, ich entkomme dem alten Mann schon.", grinste er breit.
"Und was ist mit mir?", empörte sich Catriona scherzhaft und Azrael schmunzelte.
"Ich pass schon auf, dass er dich nicht erwischt." Sie wechselten ein weiteres Grinsen und mussten schließlich abermals lachen, machten sich über Midnights Reaktion lustig, bis Catrionas Wangen schmerzten und das angenehme Ziehen durch ihren Bauch ging, dass durch die diebische Freude gekommen war.